Wir haben schon oft über geheime Absprachen zwischen der Industrie und unseren Ordnungsbehörden geschrieben und darüber, wie von der Industrie finanzierte Studien deren Ziele unterstützen und promoten, statt ehrlich die Vor- und Nachteile eines Produkts zu beschreiben.
Nun haben Medienberichte Beweise vorgelegt, dass eine Mitarbeiterin der US- Gesundheitsbehörde (CDC) einem Coca-Cola-Repräsentanten half, die Weltgesundheitsorganisation (WHO) dahingehend zu beeinflussen, ihre Empfehlungen zum Zuckerkonsum zu lockern.1
Im März 2015 gab die WHO neue Zuckerrichtlinien heraus, die speziell zuckerhaltige Getränke betraf und diese als Hauptursache für kindliches Übergewicht weltweit brandmarkte, insbesondere in den entwickelten Nationen, in denen die Limonadenindustrie heute aggressiv ihre Reichweite ausdehnt.
Die WHO-Empfehlung, den Limonadenkonsum einzuschränken, war ein gewaltiger Schlag gegen die schon zuvor angeschlagene Limonadenindustrie, die um ihren schrumpfenden Marktanteil kämpft, während immer mehr dafür spricht, dass gesüßte Getränke bei der Epidemie vonÜbergewicht und Diabetes eine große Rolle spielen.
Die belastende E-Mail-Korrespondenz zwischen Coca-Cola und CDC fiel der Nonprofit-Verbraucherorganisation U.S. Right to Know (USRTK) in die Hände.2 Philly Voice berichtete:3
»Die E-Mails stammten von Dr. Barbara Bowman, Direktorin der CDC-Abteilung für Herzkrankheiten- und Schlaganfallprävention, und Dr. Alex Malaspina, einem ehemaligen für wissenschaftliche und behördliche Angelegenheiten zuständigen Coca-Cola-Mitarbeiter und Gründer des International Life Sciences Institute (ILSI), einer von der Industrie finanzierten Gruppe für Lebensmittelforschung.
Sie belegen angeblich Bowmans wiederholte Versuche, Malaspinas Verhältnis zu führenden WHO-Mitarbeitern zu stärken, die mit ihren Maßnahmen (etwa der Limonadensteuer) der Getränkeindustrie schadeten.
Laut dem Bericht schien Bowman – deren Aufgabe es ist, Übergewicht, Diabetes und anderen Gesundheitsproblemen vorzubeugen – ›glücklich, der Getränkeindustrie dabei helfen zu können, einen politischen Austausch mit der WHO zu kultivieren‹.«
Diese Art von politischem Manöver und gegenseitigen Begünstigungen behandelt Dr. Marion Nestle. Ich habe die Professorin für Ernährungswissenschaften und Gesundheitswesen an der New York University letztes Jahr interviewt. Über den CDC-Coke-Skandal sagt sie:4
»Die Tatsache, dass eine führende Mitarbeiterin des amerikanischen Gesundheitssystems auf diese Art mit einer Führungskraft aus der Getränkeindustrie kommuniziert, scheint unpassend. Die E-Mails lassen einen vermuten, dass ILSI, Coca-Cola und von Coca-Cola finanzierte Wissenschaftler eine prominente CDC-Mitarbeiterin als ›Anlaufstelle‹ haben.
Sie scheint ein Interesse daran zu haben, diesen Gruppen dabei zu helfen, eine Gegenbewegung gegen die Empfehlungen ›Konsumiert weniger Zucker‹ und ›Enthüllt die Förderung der Wissenschaften durch die Industrie‹ aufzubauen.
Die Einladung zum Abendessen lässt darauf schließen, dass sie ein vertrauliches Verhältnis haben … Genau dieser augenscheinliche Interessenskonflikt ist der Grund, warum Regelungen hinsichtlich der Beziehungen zwischen der Industrie und Bundesbeamten erforderlich sind.«
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Limonadenhersteller sind per Gesetz verpflichtet, die US-Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Commision, SEC) über Vulnerabilitäten zu informieren, und in den letzten 10 Jahren hat Coca-Cola dem SEC gegenüber eingeräumt, dass Übergewicht die signifikanteste Bedrohung des Profits der Limonadenindustrie ist.
Kurz gesagt, Coca-Cola weiß: Wenn erst einmal die Wahrheit über die Rolle der Limonade bei Übergewicht in vollem Umfang erkannt wird, ist das Spiel aus (Coca Cola macht auf „grün“: Außen „gesund“, innen immer noch viel Zucker.
Schon seit vielen Jahren warnen Gesundheitsexperten vor dem Zusammenhang von zuckerhaltigen Getränken und Fettleibigkeit, und langsam, aber sicher setzt sich die Message durch. Der Limonadenverkauf in den USA ist seit 1998 um 25 Prozent gesunken,5 zweifelsohne dank der erfolgreichen öffentlichen Aufklärung der Gesundheitsbehörden.
Das macht den gegenwärtigen Skandal noch schlimmer, weil eine hochrangige Gesundheitsbeamtin versucht hat, all die Arbeit, die bereits zum Schutz der Allgemeinheit unternommen wurde, zunichte zu machen. USRTK schreibt in seinem Bericht:6
»Alex Malaspina war in der Lage, eine hochrangige CDC-Mitarbeiterin regelmäßig um Informationen und Ratschläge zu bitten, wie er auf die Maßnahmen der WHO reagieren sollte, die der Lebensmittel- und Getränkeindustrie schaden.
Die E-Mails beweisen, dass Bowman versuchte, Malaspina zu helfen, um WHO-Mitarbeiter dahingehend zu beeinflussen, Anti-Zucker-Empfehlungen zurückzunehmen. Bowman schlug Malaspina vor, an welche Personen und Gruppen er sich richten könnte, und holte für einige CDC-Kurzdarstellungen seine Meinung ein …«
Überraschenderweise war Bowman so vernünftig, sofort nach Bekanntwerden ihres öffentlichen Vertrauensmissbrauchs ihren Posten zu räumen. Laut der Huffington Post7 kündigte Bowman ihren sofortigen Rücktritt an – »zwei Tage, nachdem ans Licht gekommen war, dass sie einen führenden Coca-Cola-Mitarbeiter mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte, der die Weltgesundheitsbehörde bezüglich Zucker- und Getränkerichtlinien zu beeinflussen versuchte«.
Philadelphias Limonadensteuer und andere schlechte Neuigkeiten für die Limonadenindustrie
Dieser Skandal folgte mehreren Schlägen gegen die Limonadenindustrie auf dem Fuße. WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan erklärte Limonaden zum Hauptverursacher von kindlichem Übergewicht und schlug Restriktionen bezüglich zuckerhaltiger Getränke vor. Und Philadelphia beschloss vor Kurzem, eine Limonadensteuer einzuführen, um den Konsum zu reduzieren.
Mexiko führte bereits 2014 eine Limonadensteuer ein, und in San Francisco muss seit letztem Jahr jede Limo-Werbung eine Gesundheitswarnung enthalten. Weltweit erwägen viele weitere Gemeinden ähnliche Maßnahmen, um den Limonadenkonsum einzuschränken. Doch die Stellungnahme der WHO gegen Zucker war vermutlich mit der härteste Schlag. Im Juni 2015 drückte Malaspina in einer E-Mail an Bowman seine Sorge wegen der negativen Publicity zuckerreicher Produkte und wegen der in Europa geplanten Limonadensteuer aus.
Malaspina schrieb, die Maßnahmen der WHO könnten »auf einem globalen Niveau deutliche negative Konsequenzen haben« und dass »unser Business ernsthaft bedroht ist«. Zudem beklagt er sich, dass WHO-Mitarbeiter »nicht mit der Industrie zusammenarbeiten wollen«, und schlussfolgert: »Es muss etwas geschehen.« Auf Malaspinas Frage, wie er einen Termin bei der WHO bekommen könnte, antwortete Bowman laut USRTK: »Jemand bei Gates oder auch ›Bloomberg-Leute‹ könnten Beziehungen haben, die bei der WHO Türen öffnen könnten.
Sie schlug außerdem vor, jemanden beim PEPFAR-Programm anzusprechen, einem von der US-Regierung geförderten Programm, das HIV/AIDS-Medikamente in Afrika südlich der Sahara verfügbar macht (WHO und UNICEF haben die Bevölkerung der Dritten Welt unter dem Deckmantel der Impfung sterilisiert). Sie verriet ihm, dass die WHO ›der Schlüssel zu diesem Netzwerk‹ sei, und versprach, ›in Kontakt zu bleiben, um ein Zusammenfinden zu ermöglichen‹.«
Es liegt auf der Hand, dass die Limonadenindustrie ums Überleben kämpft. Aber zu welchem Preis soll sie weiterhin ihre Geschäfte vorantreiben dürfen? Es liegt ebenfalls auf der Hand, dass der Preis für ihren ungehinderten Erfolg Krankheiten und sogar Todesfälle unter den Konsumenten sind. Und genau deshalb sind solcherlei Hintertürchen-Mauscheleien so widerlich (Zuckerreiche Ernährung schadet dem Gehirn ähnlich wie Drogenkonsum (Videos)).
Könnte die Junkfood-Industrie ohne Interessenskonflikte überleben?
2013 führte ich ein Interview mit Michele Simon, die seit fast 20 Jahren als Juristin für Gesundheitsfragen tätig ist und gegen Taktiken der Industrie vorgeht, die bezüglich Gesundheitsthemen lügen und manipulieren. Letztes Jahr veröffentlichte sie einen Artikel über beunruhigende Verbindungen zwischen der American Society for Nutrition (ASN) – die als führende Instanz in Ernährungswissenschaften gilt – und den Hauptverursachern von Übergewicht und chronischen Krankheiten.
Die ASN wird von 30 Unternehmen gesponsert, darunter Coca-Cola, Kellog’s, Monsanto und der Sugar Association, um nur ein paar zu nennen. Jedes davon zahlt im Jahr 10 000 US-Dollar für »Print- und Online-Präsentationen, jährliche Benefiz-Events und zur Förderung von Informationsveranstaltungen, Stipendien, Prämien und anderen Maßnahmen, je nach Erforderlichkeit« (Zuckerbomben zum Frühstück: Müslis und Cerealien unter der Lupe).
Simon führt aus:
»In anderen Worten: Führende Mitarbeiter aus der Lebensmittel-, Getränke-, Nahrungsergänzungsmittel-, Biotech- und Pharmaindustrie können sich nette Beziehungen zu den Top-Ernährungswissenschaftlern des Landes erkaufen.«
Noch mehr Einfluss gewinnen Junkfood-Produzenten, indem sie auf verschiedenen Konferenzen und Meetings Informationsveranstaltungen und Vorträge von Rednern aus ihren Reihen sponsern. Die Beziehungen der ASN sind so problematisch, weil sie auch drei akademische Zeitschriften herausgibt, darunter das American Journal of Clinical Nutrition (AJCN).
Diese Beziehungen können »die wissenschaftliche Objektivität behindern, die Empfehlungen der Organisation negativ beeinflussen und zu industriefreundlichen Studien und ebensolchen Informationen für Ernährungsfachkräfte wie die Allgemeinheit führen«, so Simon.
Der Experte für Übergewicht Dr. David Allison führt die Liste derer mit den meisten Konflikten an. Allison arbeitet für die Redaktion des AJCN, die Flaggschiff-Publikation der ASN, obwohl er Verbindungen zu PepsiCo, Sugar Association, World Sugar Research Organization, Red Bull, Kellog’s, Mars, Campbell Soup und Dr. Pepper Snapple Group hat. Laut Simon »demonstriert eine Person wie Allison in einer solch wichtigen, Weichen stellenden Rolle, wie die Industrie sogar die publizierte Wissenschaft beeinflussen kann« (Dicke Kinder: Popstars bewerben zu viel Fast-Food – Pepsi fügt Getränken wieder Aspartam hinzu).
Sagen Sie einfach Nein zu Süßgetränken
»Just Say No«, »Einfach Nein sagen«, war ein Slogan, den die ehemalige First Lady Nancy Reagan kreierte. Die »Just Say No«-Kampagne der 1980er-Jahre richtete sich gegen den Drogenkonsum. Heute könnte mit dem gleichen Slogan vor dem Konsum von Limonade gewarnt werden.
Wenn Sie mit Übergewicht oder chronischen Beschwerden zu kämpfen haben, ersetzen Sie Limonade und andere süße Getränke, durch pures Wasser – das ist mit das Beste, das Sie tun können. Vielleicht sind auch andere Ernährungsumstellungen nötig, aber für viele reicht eventuell schon der Verzicht auf Limonade.
Wenn Ihnen bei Wasser der Geschmack fehlt, können Sie in stilles oder kohlensäurehaltiges etwas Limetten- oder Zitronensaft geben. Tee wäre auch eine Option. Rühren Sie nur keinen Zucker hinein, und kaufen Sie keine fertigen Tees, weil die für gewöhnlich viel Zucker enthalten. Dasselbe gilt für sogenanntes »Designerwasser« wie z. B. »Vitamin Water«.
Wenn es Ihnen zunächst schwerfällt, auf Limonade zu verzichten, lassen Sie sich nicht abbringen. Viele sind tatsächlich abhängig von Limonade. Um davon loszukommen, gehen Sie die emotionale Komponente Ihres Zuckerhungers an – Maßnahmen wie die »Emotional Freedom Techniques« (EFT) können dabei helfen. Eine Version namens »Turbo Tapping« kann einen innerhalb kurzer Zeit gegen Limonadensucht befreien.
Denken Sie dran: Süße Getränke, ob sie nun mit Zucker, konzentriertem Maissirup, natürlicher Fructose oder mit künstlichen Süßstoffen gesüßt sind, sind die größten Hindernisse im Kampf gegen Übergewicht und damit verbundene Gesundheitsprobleme wie Diabetes und Herzkrankheiten. Der Verzicht auf ALLE diese Getränke ist ein wichtiger erster Schritt, um Ihr Risiko, chronisch krank und dick zu werden, zu senken.
Literatur:
Selbstversorgung aus der Natur mit essbaren Wildpflanzen von Constanze von Eschbach
Food, Inc. – Was essen wir wirklich?
Opium fürs Volk: Natürliche Drogen in unserem Essen von Udo Pollmer
Verweise
- 1 Huffington Post, 28. Juni 2016
- 2 USRTK, 29. Juni 2016
- 3, 4 Philly Voice, 30. Juni 2016
- 5 Epoch Times, 29. Juni 2016
- 6 USRTK, 28. Juni 2016
- 7, 8, 9 Huffington Post, 30. Juni 2016
Quellen: PublicDomain/info.kopp-verlag.de am 18.07.2016
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