Die weltweiten Notenbanken versuchen das aktuelle Wirtschaftssystem mit immer gigantischerem Gelddrucken am Leben zu halten. Der US-Experte Jay Kawatsky zeigt auf, dass es in einem normalen System Strafzinsen überhaupt nicht geben kann. Die Krise, die auf diese gigantischen Fehlentwicklungen folge, werde viel größer sein als je zuvor.
„Eine gute, altmodische Vor-1929er-Wirtschaftskrise (wie die kurze, elf Monate andauernde Depression zwischen 1920 und 1921, also vor den Tagen der „modernen“ Notenbanken), ist das einzige Elixier, dass die Fehlinvestitionen bereinigen kann, die sich seit dem Beginn des Fiat-Geldsystems aufgebaut haben“, schrieb Jay Kawatsky.
Der Amerikaner ist Vorstandschef von havePower, eines in Potomac, Bundesstaat Maryland sitzenden Infrastrukturentwicklers im Energiebereich (Bau von Ladestationen für Elektroautos) und Lehrbeauftragter am Montgomery College in Rockville, Maryland.
Eine Depression oder Weltwirtschaftskrise bedeutet einen starken Rückgang der Wirtschaftsleistung. Kawatsky spielt auf den Nixon-Schock an. Der Sündenfall und alle darauffolgenden Probleme hatten am 15. August 1971 mit dem Nixon-Schock begonnen. Damals hatte der damalige US-Präsident Richard Nixon völlig überraschend angekündigt, den Umtausch von Dollar gegen Gold aufzuheben, woraufhin eine Schwemme an Papiergeld und Schulden ihren Lauf nahm.
Notenbanker werten Währungen stark ab
„Losgelöst von den Einschränkungen von dem was sie nicht drucken konnten (Gold) haben die Notenbanken und ihre Kumpane in der Regierung, im Finanzwesen und großen Unternehmen eine Lizenz bekommen, um alle ehemals harten Währungen zu entwerten. Solche Währungen waren „hart“, weil sie über die Bretton-Woods-Vereinbarung an den Dollar gekoppelt waren, der mit Gold unterlegt war. Und die Notenbanker haben die Währungen wirklich abgewertet.
Sie haben richtiges Investitionskapital (also tatsächliche Spareinlagen) mit billigen, erfundenen Krediten ersetzt. Sie haben die marktbasierten Zinssätze ersetzt mit welchen, die von den Notenbanken festgelegt werden“, schrieb Kawatsky. Die Folge: inzwischen werfen Staatsanleihen im Volumen von mehr als zwölf Billionen Dollar Strafzinsen ab. „Das bedeutet, dass mehr als ein Drittel aller Staatsanleihen Strafzinsen haben.“
Gigantische Risiken bei Staatsanleihen
Wie irre die Lage tatsächlich sei, zeige, dass sämtliche Schweizer Staatsanleihen, also bis in den Bereich von 50 Jahren Strafzinsen abwerfen. „Stellen Sie sich vor, dass Sie jemandem Geld leihen, selbst der Schweizer Regierung, für 50 Jahre und Sie bekommen am Ende weniger Geld als Sie geliehen haben… und bezahlen so für das Privileg. Ein solcher Investor muss glauben, dass die Inflation in den kommenden 50 Jahren negativ sein wird, also eine große, langanhaltende Deflation, mit der Folge, dass die Kaufkraft des Schweizer Franken in den nächsten 50 Jahren stark steigen wird.
Aber jede führende Währung auf diesem Planeten, inklusive des Dollar, des britischen Pfunds, des Yen, des Euro, hat in den vergangenen 45 Jahren, also seit dem Ende von Bretton Woods, an Kaufkraft verloren. Warum sollte jemand, vor allem die Besitzer von Staatsanleihen, glauben, dass eine Währung, die nicht mit Gold unterlegt ist, dass Geldeinheiten, die von verzweifelten Regierungen aus heißer Luft geschaffen werden, in den nächsten 50 Jahren mehr wert sein wird, statt weniger?“ (Der Crash naht – wohin mit dem Geld? Finanztipps der etwas anderen Art)
(Der Goldpreis dürfte in den kommenden Jahren stark steigen und so den weiteren Verfall des Dollar unmissverständlich anzeigen)
Billiges Geld hat dramatische Folgen
„Strafzinsen könnten in einer Welt mit richtigem Geld, in der Kredite, wie alle anderen Rohstoffe, begrenzt sind und durch den Markt rationiert werden müssen, niemals existieren“, schreibt Kawatsky. Dennoch würden Gelddrucker wie „Strafzins“-Mario Draghi behaupten, es würde keine Grenzen für das Gelddrucken geben. „
Nullzinsen und Strafzinsen haben den Notenbanken und ihren Herren aus Politik, dem Finanzwesen und großen Unternehmen gedient… Geld, das von den Notenbanken aus reiner Luft geschaffen worden ist, ist in den weltweiten Aktienmarkt geflossen und hat Aktienrückkäufe angeheizt, und damit das Management großer Unternehmen reicher gemacht, indem der Wert ihrer Aktienoptionen nach oben geschossen ist“, so Kawatsky.
Das billige Geld habe zudem die US-Autokredite angeheizt, die auf mehr als eine Billion Dollar noch oben geschossen seien. Gleichzeitig seien die Studienkredite explodiert, weshalb viele junge Amerikaner wegen der hohen Schulden sich künftig noch viel weniger ein Haus leisten könnten als ohnehin schon.“
Was ist ein Crack-up-Boom?
„Der Crack-up-Boom, der durch Fiat-Geld, QE-Gelddrucken, Nullzinsen und nun Strafzinsen angeheizt wird, kommt weltweit. Er wird die Weltwirtschaftskrise wie ein Picknick im Park aussehen lassen“, schreibt Kawatsky. Wikipedia schreibt zu Crack-up-Boom folgendes. „Der Begriff der Katastrophenhausse (englisch: Crack-up-Boom) geht auf Ludwig von Mises, einen der bekanntesten Vertreter der österreichischen Schule der Nationalökonomie, zurück.
Hiermit wird ein Boom am Aktienmarkt beschrieben, der sich nur noch aus der Angst vor Wertverlust speist. Obwohl die wirtschaftlichen Aussichten der Unternehmen sehr schlecht sind, steigen deren Kurse nominal und auch real (inflationsbereinigt) stark an (Die Krise ist „in bestimmten Kreisen gewollt“).
(Die Rekordfahrt beim S&P500 beruht allein auf der Aussicht, dass die Geldschwemme immer größer werden wird)
Ursachen: Gerät die Inflation außer Kontrolle und kann nicht mehr eingedämmt werden, verlieren die Wirtschaftssubjekte das Vertrauen in die Papierwährung und versuchen daher, ihr Geld in Sachwerte umzutauschen. Wenn die Inflation höher als das Zinsniveau ist, erzielen Investoren einen negativen Realzins. Insbesondere große institutionelle Investoren beginnen dann, ihre großen Bestände an Anleihen zu verkaufen und den Erlös in Aktien zu investieren.
Hierdurch kommt sehr viel Geld auf ein begrenztes Angebot an Aktien, weswegen deren Kurse sehr stark steigen – auch bei schlechten fundamentalen Aussichten. Die Katastrophenhausse leitet die letzte Phase eines Papiergeldsystems ein. Am Ende des Booms kann der bankrotte Staat nur noch eine Währungsreform durchführen.“
Viel größere Krise als je zuvor
„Warum es schlimmer werden als zuvor?“, fragt Kawatsky. „Denken Sie über zwei einfache Dinge nach: Erstens sind die Lieferketten viel länger und erheblich stärker verwoben als vor 85 Jahren. Während sie zusammenbrechen, wegen Pleiten und Firmenzusammenbrüchen von Unternehmen aus der Lieferkette, während die Güter des täglichen Bedarfs nicht jene Menschen erreichen, die sie brauchen (Finanzexperte: Die Welt ist verschuldet … ein ganz großer Crash steht bevor).
Zweitens: im Vergleich zu vor 85 Jahren, müssen Milliarden mehr Menschen ernährt werden, während es viel weniger Menschen gibt, wie Landwirte, die tatsächlich wissen, wie die Güter des täglichen Bedarfs produziert werden. Notenbanker können zwar Geld drucken, aber nicht Lebensmittel, Energie oder andere Rohstoffe, die lebensnotwendig sind.
Während diese Rohstoffe knapper oder für Normalverdiener unerschwinglicher werden, wird es zu Kriegen, Unruhen, Rebellionen, Krankheiten und unterdrückerischen Regierungen kommen. Dieses menschliche Leiden wird die Folge von Nullzinsen, QE und Strafzinsen sein.“
Literatur:
Wer regiert das Geld?: Banken, Demokratie und Täuschung von Paul Schreyer
Der Turm zu Basel: BIZ – Die Bank der Banken und ihre dunkle Geschichte von Adam LeBor
Die letzten Tage Europas: Wie wir eine gute Idee versenken vonHenryk M. Broder
BIZ: Der Turmbau zu Basel: Geheimpläne für eine globale Weltwährung von Janne Jörg Kipp
Quellen: PublicDomain/finanzen100.de am 28.07.2016
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