Als gewöhnlicher Bankkunde wird man womöglich schon bald Zinsen auf seine Ersparnisse zahlen müssen, anstatt selbige von seiner Bank einstreichen zu können.
Vier Europäische Zentralbanken – die Europäische Zentralbank, die Schweizer Nationalbank, Schwedens Riksbank und Dänemarks Nationalbank – haben bereits Negativzinsen auf die Rücklagen erhoben, die sie für die Kreditbanken verwahren. Die Banker denken nun über die Weitergabe dieser Kosten an den Endkunden nach.
Während die US-Notenbank noch an der Nullzinspolitik festhält, hat zuletzt auch die Bank of Japan den Schritt vollzogen: Seit dem 29. Februar 2016 liegt der Zinssatz im negativen Bereich.
Die Banker rechtfertigen ihre Entscheidung mit einer Nachfragesteigerung: Der Konsument lässt sich sein Vermögen auszahlen und investiert es folglich in Einkäufe.
Sobald die Wirtschaft eines Landes ins Straucheln gerät, reagiert eine Zentralbank üblicherweise mit der Senkung des Zinssatzes, um das Geldsparen unattraktiver zu machen. Derart sollen sowohl die Kauflust wie auch der wirtschaftliche Aufschwung angekurbelt werden. Soweit die Theorie.
Die Zentralbanken haben die Zinsrate allerdings bereits gegen Null getrieben, ohne dass dies eine Auswirkung auf die weiterhin schlummernde Konjunktur hatte. Für einen Laien kann das nur bedeuten, dass die aktuelle Theorie falsch ist und wieder verworfen werden sollte. Dennoch experimentieren unsere Zentralbanker nun gar mit einer Zinsabsenkung unter Null.
Das eigentlich Problematische am Vorhaben dem Sparer einen Negativzins aufzubürden liegt laut dem UK Telegraph hierin:
„Es existiert eine Grenze, die Ökonomen die ‚Untere Nullgrenze‘ nennen: Bei zu starker Zinssenkung sehen sich Sparer mit negativen Umsätzen konfrontiert. Das rührt daher, dass sie in diesem Falle wohl eher ermutigt werden ihr Vermögen abzuheben und als Bargeld zu horten. Und genau das könnte die Konjunktur viel eher verlangsamen, als sie voranzutreiben.“
Auch das legt den Schluss nahe: Eine Negativzinspolitik führt zu nichts und sollte nicht weiter verfolgt werden. Die Banker hingegen scheint das nicht abzuschrecken. Sie haben sich dazu entschlossen, das Loch in ihrer undichten Theorie mit der Möglichkeit zu verschließen, Bargeld einfach ganz abzuschaffen (Die wahren Gründe für das Bargeldverbot).
Wenn einem nur noch die Wahl bleibt, sein Geld in digitaler Form auf dem Bankkonto zu behalten, und es ausschließlich mittels Kredit- und Bankkarte oder Checks auszugeben, können Negativzinsen völlig ungestraft durchgesetzt werden. So bereits geschehen in Schweden, wobei weitere Länder schon auf dem Fuß folgen, wie auf Wolfstreet.com berichtet wird:
„Der Kampf ums Bargeld tobt an allen Fronten. Eine Region, die mit ihrem Krieg gegen die physische Währung die Schlagzeilen beherrscht, ist Skandinavien. Schweden kann sich hier rühmen (RFID-Chips: Schweden ist Vorreiter bei implantierten Datenträgern), als erstes Land seine eigenen Bürger als größtenteils willige Versuchskaninchen in ein erschreckendes ökonomisches Experiment geführt zu haben: Negativzinssätze in einer bargeldlosen Gesellschaft. Laut Credit Suisse findet man im ganzen Land bereits kleine Schilder vor, die besagen: ‚Vi hanterar ej kontanter.‘ (‚Wir akzeptieren kein Bargeld.‘)Ganz gleich, wo man sich befindet oder was man erwerben möchte.“
Ob Negativzinsen die Genesung der Wirtschaft tatsächlich beschleunigen können, bleibt jedoch fraglich. Befürworter der Theorie verweisen in dem Zuge gerne auf Silvio Gesell und das sogenannte „Wörgl-Experiment“ aus den 1930er Jahren, das Charles Eisenstein in „Sacred Economics“ erläutert:
„Ein bahnbrechender Theoretiker in puncto Negativzinsgeld war der deutsch-argentinische Geschäftsmann Silvio Gesell, der hierfür den Begriff Freigeld verwendete […]. Das von ihm in seinem Meisterwerk ‚The Natural Economic Order‘ [von 1916] vorgeschlagene System sah vor, Geldnoten zu verwenden, die in regelmäßigen Abständen abgestempelt werden mussten (Sind die Sparkassen die Vorreiter zur Abschaffung des Bargeldes in Deutschland?).
Jeder Stempel verringerte den Notenwert jeweils um einen Bruchteil, was dem Geldvermögen de facto Wartungskosten aufbürdete (Warum nach dem Bargeldverbot jeder einen RFID Chip bekommen soll (Video)).
[…] Im Jahr 1932 brachte die in der Depression steckende österreichische Stadt Wörgl ihren eigenen, von Gesell inspirierten Stempel heraus […]. Die Wörgl-Währung war in jeder Hinsichtein riesiger Erfolg. Straßen und Brücken wurden gebaut und rückständige Steuern bezahlt. Die Arbeitslosenzahl sank drastisch und die Wirtschaft blühte auf, was die Aufmerksamkeit der Nachbarstädte weckte. Bürgermeister wie auch Funktionäre aus aller Welt besuchten Wörgl bis zu dem Zeitpunkt, als die Regierung, wie schon in Deutschland, die Wörgl-Währung wieder abschaffte und die Stadt zurück in die Depression fiel.“
Quellen: PublicDomain/nexus-magazin.de
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