Zahlen lügen nicht! Diese angebliche Wahrheit machen sich viele zunutze – vor allem Politik und Wirtschaft, lassen sich doch hinter scheinbar objektiven Zahlen die wahren Interessen und Ziele „wissenschaftlich“ verbergen.
Ob Bluthochdruck oder Blutzucker – die letzten Jahre wurden die Grenzwerte immer wieder gesenkt. Zur Freude der Pharmaindustrie, die auf diese Weise zu Millionen neuer Patienten kommt.
Und der medizinische Nutzen ist längst nicht so eindeutig, wie man der Öffentlichkeit suggeriert, basieren die Zahlen doch oft auf fragwürdigen Studien, die interessengesteuert entstanden sind, sagt der weltweit anerkannte Risikoforscher Prof. Gerd Gigerenzer.
„Wir sollten aber nicht nur beklagen, dass man uns mit Zahlen manipuliert. Wir brauchen auch Ärzte, die wissen, wie Grenzwerte entstehen und was sie tatsächlich bedeuten“, fordert Gigerenzer (Hochdosiertes Vitamin D3: Das große Geheimnis, das Ihnen die Pharmaindustrie vorenthalten will).
Die Idealwerte für Blutdruck sind in den vergangenen Jahren immer weiter gesunken. Immer mehr Menschen wurden dadurch zu Bluthochdruckpatienten. Pillen senken ihr Risiko. Davon wiederum profitiert die Pharmaindustrie.
„Klar ist, die Pharmaindustrie lebt sehr gut von der Bluthochdruckbekämpfung“, heißt es in dem folgenden Video-Bericht. Es ist ein milliardenschweres Geschäft auf Basis statistischer Zahlen.
Um das zu belegen, haben die Macher mit verschiedenen Fachleuten gesprochen.
Eine von ihnen ist Ingrid Mühlhauser. Die Gesundheitswissenschaftlerin ist sich sicher, dass sich die Interessen der Industrie nicht zwangsläufig mit denen der Patienten decken. Ihrer Meinung nach kommen viele Studien gerade im Ernährungsbereich in der Medizin höchst fragwürdig zustande (Der Schrecken der Pharma-Industrie: Natron ist kein bisschen altbacken).
Weiteres Beispiel Diabetes Typ 2: Grenzwert von 140 mg/dl auf 126 mg/dl gesenkt
Auch der Allgemeinarzt Stefan Wilm spricht von „Übertreibung“, was die Dramatisierung der Krankheit Diabetes Typ 2 angeht. Diese erfolge unter anderem mit dem Interesse, eine Erkrankung in den Vordergrund zu rücken, um mehr Fördergelder für Studien oder politische Unterstützung zu bekommen.
Je weiter der Grenzwert gesenkt wird, umso mehr Patienten gibt es. Das nütze nach Wilms Einschätzung der Arzneimittelindustrie, aber nicht dem Patienten.
Allein die Senkung des Grenzwertes von 140 mg/dl auf 126 mg/dl hat der Industrie Millionen neuer Patienten beschert. Einen noch deutlicheren Effekt hatte die Einführung von Prädiabetes, der Vorstufe von Diabetes, den Menschen ab einem Wert von 110 mg/dl (Definition der WHO) haben. „Grenzwerte runter, Umsätze rauf“, bilanziert der Bericht.
Wilm ergänzte: Mit den passenden Richtgrößen könnten wir die Hälfte der Deutschen krank machen (Zuckersucht: Diabetes greift um sich).
Daher kommen die Grenzwerte für Blutzucker
Eine Kommission wertet Studien aus und legt die Grenzwerte für Blutzucker fest. Der Kommissionschef James Gavin legt allerdings nicht nur die kritischen Werte mit fest. Gleichzeitig ist der Wissenschaftler Vorsitzender der US-amerikanischen Diabetesgesellschaft und als Berater der Pharmaindustrie äußerst aktiv (Die Pharmaindustrie: Das Geschäft mit unserer Gesundheit).
Der Bericht des SWR führt außerdem vor Augen: Nur sechs Prozent der Studien zu Diabetes Typ 2 ist tatsächlich unabhängig entstanden. In den restlichen Fällen gab es Verquickungen der Autoren mit der Arzneimittelbranche (Quelle: British Medical Journal).
Auch der weltweit anerkannte Risikoforscher Professor Gerd Gigerenzer kritisiert, der medizinische Nutzen sei in vielen anderen Bereichen längst nicht so eindeutig, wie vorgegeben werde. Die Zahlen basierten oft auf fragwürdigen Studien, die interessengesteuert entstanden seien (Pharmakonzerne vertuschen belastende Erkenntnisse über Antidepressiva).
Wie wird mit Zahlen getrickst?
Nur ein Beispiel von vielen, wie Wirtschaft oder Politik den Menschen ein X für ein U verkaufen. Ob Cholesterin (Gesundheit: Cholesterin schadet? Alles erfunden!) oder Bevölkerungsprognosen mit Arbeitskräftemangel samt Rentenlücke – täglich wird die Öffentlichkeit mit einer Datenflut überschüttet (Vorsicht Pharma! Skeptischer Doktor gegen das Herumdoktern an Daten).
Doch kann man den Zahlen wirklich vertrauen? Woher kommen sie? Welche Interessen stecken dahinter und wie wird getrickst?
Zahlen, Daten, Diagramme nach Interessenlage? Wie kommen Versicherer zum Beispiel auf Lebenserwartungen von 115 Jahren bei ihren Prämienberechnungen?
Worauf sollte man achten?
Diese Dokumentation begibt sich auf eine Suche nach der Wahrheit im „Land der Lügen“. Zeigt, mit welchen Tricks getäuscht und manipuliert wird. Und worauf man in Zukunft achten sollte, wenn man nicht im Zahlenmeer ertrinken will. Denn ohne Glaubwürdigkeit haben die besten Zahlen und die schönsten Statistiken jeden Wert verloren.
Video:
Literatur:
Instinktbasierte Medizin®: Wie Sie Ihre Krankheit … und Ihren Arzt überleben! von Leonard Coldwell
Hochdosiert: Die wundersamen Auswirkungen extrem hoher Dosen von Vitamin D3: das große Geheimnis, das Ihnen die Pharmaindustrie vorenthalten will von Jeff T. Bowles
Tödliche Medizin und organisierte Kriminalität: Wie die Pharmaindustrie unser Gesundheitswesen korrumpiert von Peter C. Gøtzsche
Pharma-Mafia: Ärzte und Patienten im Würgegriff der Arzneimittelindustrie von Dr. Peter Echevers H. PEH
Quellen: PublicDomain/Focus/daserste.de am 11.06.2016
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