Die berühmte „Schwarze Erde“ (Terra Preta) galt lange als verschollenes Erbe von längst ausgestorbenen Völkern der Amazonasregion. Denn dort finden sich inmitten des sonst eher kargen Regenwaldbodens Flecken mit dunkler, ungewöhnlich nährstoffreicher Erde.
Man vermutet, dass die präkolumbianischen Bewohner dieser Gegenden schon vor Tausenden von Jahren spezielle Kultivierungs-Methoden nutzten, um den nährstoffarmen Boden anzureichern. Welche dies genau waren, blieb jedoch unbekannt, weil das Wissen darüber nach der Ankunft der Europäer größtenteils verloren ging (Bild: Die Erde in großen Teilen des subsaharischen Afrika ist sehr karg – die „Schwarze Erde“ könnte das ändern).
Schwarze Erde auch in Afrika
Jetzt jedoch haben Forscher in Westafrika ebenfalls Gebiete mit Schwarzer Erde entdeckt. Und nicht nur das: Die Bauern in Ghana und im Nordwesten Liberias nutzen noch heute gezielt Kultivierungstechniken, die die Entstehung dieser fruchtbaren Böden fördern. Um herauszufinden, worin das Geheimnis der „Schwarzen Erde“ liegt, verbrachten die Wissenschaftler mehrere Wochen in den Dörfern der Bauern, untersuchten die Erde und ließen sich die traditionellen Düngemethoden zeigen (Falsche Fassaden: Westen sollte auf Export von „Demokratie“ nach Afrika verzichten).
Ihre Studien ergaben Erstaunliches: Während die normale Erde in diesem westafrikanischen Landstrich sehr nährstoffarm und relativ sauer ist, erwies sich die Schwarze Erde als nahezu perfekt für den Pflanzenanbau. Obwohl die Schwarze Erde nur in sehr kleinen Flecken vorkam, lieferte sie den Dorfbewohnern rund ein Viertel ihrer gesamten pflanzlichen Nahrung. „Die Schwarze Erde ist der Häuptling aller Böden bei uns“, erklärte einer der Bauern (Afrika: 5 Millionen Nigerianer lehnen Monsantos GMO Baumwolle und Mais ab (Video)).
Lange fruchtbar
Der Grund für diese enorme Fruchtbarkeit liegt im Nährstoffgehalt der Schwarzen Erde, wie die Bodenanalysen ergaben: „Die Afrikanische Schwarze Erde ist weniger sauer und enthält 200 bis 300 Prozent mehr organischen Kohlenstoff und bis zu 26 Mal mehr Biokohle“, berichten James Fairhead von der University of Sussex und seine Kollegen. „Diese bleibt sehr lange im Boden erhalten und das ist wichtig sowohl für die Bodenfruchtbarkeit als auch für die Kohlenstoffspeicherung.“
Zudem enthält die Schwarze Erde doppelt so viel pflanzenverfügbaren Stickstoff und sogar bis zu 270 Mal mehr Phosphor. Das Spannende daran: Die Umwandlung des normalen Bodens in die Schwarze Erde macht diesen nicht nur sehr viel ertragreicher und fruchtbarer, der Effekt hält auch im Gegensatz zu modernen Düngemethoden über Jahrhunderte hinweg an (Afrika: Warka Water in Äthiopien – Türme gewinnen Trinkwasser aus der Luft (Video)).
Asche, Knochen und Pflanzenreste
Was aber ist das Geheimnis hinter dieser Erde? Das Rezept dafür ist verblüffend simpel: Eine Mischung aus Abfällen wird unter die karge Erde gemischt.
Eine Komponente der „Düngemischung“ sind Asche, Kohlenreste und Tierknochen vom Kochen, eine weitere sind Rückstände von der Palmölverarbeitung, Reisstroh, Reste von Palmblättern und Früchten und weitere Pflanzenabfälle.
„Diese ständige Zufuhr von nährstoff- und kohlenstoffreichen Ablagerungen führt zu einer anhaltenden Bildung der fruchtbaren Schwarzen Erde rund um die Siedlungen“, erklären die Forscher.
Sie vermuten, dass auch die Indios Südamerikas ihre Schwarzerde einst auf ganz ähnlich Weise herstellten. „Das Überraschendste daran ist, dass isolierte Bauerngemeinschaften diese Schwarze Erde sowohl in Südamerika als auch in Afrika erfunden haben“, sagt Dawit Solomon von der Cornell University. „Obwohl diese Menschen durch Zeit und Raum weit voneinander getrennt waren, erreichten sie beide etwas, das selbst die moderne Landwirtschaft bis heute nicht geschafft hat.“ (Jetzt bohrt China im Amazonas Regenwald nach Öl und will Blackwater-Söldner für Afrika (Video))
Nachahmung erwünscht
Nach Ansicht der Forscher könnte es sich lohnen, die simple aber effektive Strategie der westafrikanischen Bauern auch anderswo nachzuahmen. Denn sie könnte überall dort helfen, wo karge Böden nur geringe Erträge bringen und schnell auslaugen.
„Diese traditionelle Methode hat das Potenzial, das Leben von tausenden von Menschen zu verbessern, die in einer der ärmsten und von Hunger bedrohtesten Regionen Afrikas leben“, sagt Fairhead.
Gerade im Afrika südlich der Sahara gehören die kargen Böden zu den ertragsärmsten weltweit.
Literatur:
Aus kontrolliertem Raubbau: Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren von Kathrin Hartmann
Die Freihandelslüge: Warum TTIP nur den Konzernen nützt – und uns allen schadet von Thilo Bode
Am Fuße der Festung: Begegnungen vor Europas Grenze von Johannes Bühler
Quellen: PublicDomain/natur.de am 17.06.2016
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