Das Thema Auswandern gab es hier im Newsletter zuletzt vor fünf Monaten.
Damals war die Betrachtungsweise kritisch, es überwogen die Argumente für einen Verbleib im eigenen Land. Auch jetzt bleibt der Tenor, dass es kein einfaches Vorhaben ist und gründlich überlegt sein will.
Hinzu kommen nun einige Überlegungen für spezielle Fälle und einige persönlich gemachte Erfahrungen. Und die Großwetterlage mit ihren Pros und Contras ist sowieso veränderlich.
Zunächst einmal bleibt es dabei, dass sich die Lebenssituation in Deutschland und Europa weiter verschlechtern, wenn auch nach wie vor von relativ hohem Niveau ausgehend. Für bestimmte Personenkreise, die viel zu verlieren haben, stellt sich jetzt die Frage, ob eine Auswanderung vielleicht doch Sinn macht bzw. noch zu realisieren ist (Persönliche Krisenvorsorge: Fluchtbereit? Ja! Auswandern? Naja …).
Am ehesten empfehlenswert ist solch ein Schritt für jene, die schon länger mit dieser Idee liebäugeln und sich nicht erst seit gestern dafür interessieren. Noch besteht die Möglichkeit, in sehr viele Länder auszuwandern. Das muss allerdings nicht so bleiben, denn wenn sich die Lage weiter wie bisher verschärft, ist mit Auswander- bzw. Einreisehindernissen zu rechnen.
Die meiste Zeit beansprucht zunächst sicher die Suche nach dem „idealen“ Einwanderungsland. Das hält viele dann schon von konkreten weiteren Planungen ab. Doch ist die Suche nach „Perfektion“ angesichts der sehr beunruhigenden Entwicklung wirklich sinnvoll?
Sollte man sich diesen „Luxus“ leisten oder führt dies nicht eher in die Irre? Was erwarten Sie in der neuen Heimat und wie schneidet diese im Vergleich zu Deutschland, Österreich, der Schweiz und anderen „sehr hoch entwickelten“ Nationen ab, in denen wir zuhause und gut integriert sind?
Was die „harten Fakten“ wie Bruttonationaleinkommen oder Alphabetisierungsrate angeht, wahrscheinlich zunächst nicht so gut. Aber bei dieser Rechnung müssen zwei Faktoren mit einbezogen werden: der rapide Abstieg, den wir seit Jahren durch die Einbindung in ein zerstörerisches auf schuldenbasiertes Finanzsystem erleben und der Crash, in den das Ganze münden wird.
Zusätzlich zu diesen kaum zu bewältigenden Problemen lädt uns nun eine verantwortungslose Politik Millionen Flüchtlinge auf. Durch die unvertretbar hohe Anzahl werden die Behörden, die Sozialstruktur und die hiesigen Menschen überfordert. Zudem sorgt die finanzielle Belastung für ein Explodieren der Schulden, noch mehr Anstieg von Steuern und neue Abgaben.
Sitzen wir also in einem sinkenden Boot, wie es die Pessimisten voller Überzeugung verkünden? Oder sind die Flüchtlinge ganz im Gegenteil gar eine entscheidende Wende für die Wirtschaft und gegen die Überalterung der Bevölkerung? Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo zwischen den Extremen, wobei zur Zeit mehr Fakten für Ersteres sprechen. Und damit auch ein Argument für die Auswanderüberlegungen liefern.
Außer Frage wird der drohende und unvermeidbare Crash den gesamten Globus treffen. Kein Land und keine Region werden wirklich verschont bleiben. Allerdings gibt es eine Reihe an Ländern, die über „weiche Gunstfaktoren“ verfügen, die sich nicht unbedingt in Zahlen und Statistiken ausdrücken. Dazu gehören eine andere, in Krisenzeiten stabilere Sozialstruktur oder ethnisch/kulturell bedingte Sichtweisen und Perspektiven, die teils gesünder sein dürften als die bei uns verbreiteten.
Viele Nationen teilen auch nicht in gleichem Maße die hiesigen Probleme wie Überschuldung, sehr dichte Bevölkerung mit zu vielen Ballungsgebieten, ungünstiges Klima (kaum autarke Versorgung), Millionen von nicht integrationswilligen oder -fähigen Zuwanderern, u.a. (Australiens Flüchtlingspolitik ist Folter)
Nicht zu unterschätzen ist dabei die „soziale Kälte“. In Deutschland lebt man eher für sich, der Anteil an Singlewohnungen ist erschreckend hoch. Die Alten werden in spezielle Pflegeeinrichtungen abgeschoben und selbst mit den unmittelbaren Nachbarn haben viele keinen Kontakt. Mit wem will man so gemeinsam Probleme lösen, wenn es hart auf hart kommt? Wo es sowieso schon nicht die größte Stärke von uns Mitteleuropäern ist, Herausforderungen rücksichtsvoll und tolerant im Sinne aller Beteiligten zu lösen.
Dabei geht es auch anders: Vor allem in vielen unserer Meinung nach „rückständigen“ Ländern gibt es noch ein gelebtes Miteinander, eine Wertschätzung älterer Menschen und eine Toleranz, über die man sich als Deutscher nur wundern kann. Die Deutschen sind zwar Reiseweltmeister, doch weil sich deren Urlaub meist in abgeschotteten Hotelanlagen bzw. Kreuzfahrtschiffen abspielt, bekommen Sie nur selten etwas davon mit. Man hat als Durchschnitts-Deutscher überhaupt keine Ahnung, wie viel freundlicher und entgegenkommender in vielen Ländern der Welt gelebt wird (Die Schnauze voll von Europa – ein afrikanischer Migrant lieber wieder barfuß am Nil).
Doch es bleibt dabei: eine Auswanderung ist eine weit reichende Entscheidung, die gut vorbereitet und überlegt sein will. Zu den wichtigen Fragen gehört natürlich, wie man sich von der alten Heimat möglichst ohne Risse und Verwerfungen löst. Das umfasst den Beruf, vertragliche Bindungen, schulpflichtige Kinder, finanzielle Belastungen, Ersparnisse, usw. (Handbuch für ortsunabhängiges Arbeiten: Kündige Deinen Job und starte Deine Freiheit (Video))
Die Erfahrung zeigt, dass es einen übergeordneten Faktor gibt, der zu einem hohen Maße über das Gelingen entscheidet: Die individuelle persönliche Fähigkeit. Ist man fähig mit neuen Umständen zurechtzukommen. Findet man auch in schwierigen Situationen eine Lösung? Ist man fähig flexibel und konstruktiv auf jegliche Herausforderungen zu reagieren? Verfügt man über Reiseerfahrung in solche Länder? Hat man schon getestet, inwiefern man sich in neuen Ländern zurecht findet? Mit Hitze, ungewohntem Essen, den Menschen, der Umwelt usw. zurecht kommt? Wie verkraftet man den Abschied der Familie? Den Freunden? Der heimatlichen Umgebung? Oder zieht einen das plötzlich auftauchende Heimweh schneller als geplant wieder zurück?
Eine Analyse erfolgreicher Auswanderer ergab, dass sie alle diese Punkte mit einem klaren „ja“ beantworten konnten. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit, Toleranz, Fleiß, Mut, Durchsetzungsfähigkeit müssen gegeben sein. Jemand der schon in der Heimat in keinem Umfeld gut zurechtkam, sollte sich nicht zu sehr darauf verlassen, dass es in einem fremden Land nur wegen des Tapetenwechsels besser läuft.
Abgesehen davon, dass es auch für die genannten Regeln die berühmten Ausnahmen gibt, sollte man sich über das künftige Einwandererland nicht nur bestmöglich informieren, sondern es auch mehrfach und länger besucht haben.
Nur bei besonderen Fähigkeiten und Talenten mag es auch ohne diese Vorbereitung gehen, aber das wird nicht jedem behagen. Verlassen Sie sich also nicht allein auf das Internet und Zweite-Hand-Informationen, sondern sammeln Sie auch Erfahrungen vor Ort.
Mit diesen Hinweisen für das erste Herantasten will ich diesen ersten Teil der Auswander-Serie abschließen. Nächste Woche lesen Sie an dieser Stelle über weitere wichtige Entscheidungsgrundlagen und die nächsten sinnvollen Schritte.
Literatur:
Bushcraft: Survivalwissen Wildpflanzen Europas
Handbuch für das Überleben in Krisenzeiten
Quellen: PublicDomain/krisenvorsorge.com am 11.02.2016
Weitere Artikel:
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Ein interessanter und sehr realistischer Artikel. Ich kann das beurteilen, weil ich vor acht Jahren als Pensionär nach Südamerika ausgewandert bin.
Seit fünf Jahren bin ich mit einer einheimischen Frau verheiratet und habe nun eine große Familie, die mich bereitwillig und liebevoll aufgenommen hat.
Meine größte Sorge war, dass ich nach einem zu befürchtenden Crash in Europa eines Tages keine Pension mehr bekomme.
Diese Angst ist mir genommen. In der Obhut der Großfamilie werde ich versorgt sein.
Das Land in dem ich lebe bietet nicht den von Deutschland gewohnten Luxus, doch ist das Land nahezu unverschuldet und kann sich mit den lebensnotwendigen Gütern selbst versorgen.
Ein weltweiter Crash wird dieses Land nicht so hart treffen wie die meisten anderen Länder, vor allem in Europa.
Paraguay, eines der sichersten Länder der Erde
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