Der Fall Barschel: Polit-Skandal und Tod. Einen Tag vor der Landtagswahl in Schleswig-Holstein am 13. September 1987 wird einer der größten Politskandale der Bundesrepublik publik. Der SPD-Spitzenkandidat Björn Engholm wurde im Wahlkampf ausspioniert – mit dem Ziel, ihn zu diskreditieren.
Ministerpräsident Uwe Barschel (CDU) tritt im Zuge der sogenannten Waterkantgate-Affäre am 2. Oktober zurück. Neun Tage später liegt er tot in einem Genfer Hotel. Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht geklärt.
Am 11. Oktober 1987 wird der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel tot in seinem Zimmer im Genfer Hotel „Beau Rivage“ aufgefunden. „Stern“-Reporter Sebastian Knauer entdeckt den damals 43-Jährigen in der Badewanne. Gestorben ist Barschel an einem Mix aus Medikamenten, aber war es Selbstmord oder gar Mord?
Die Schweizer Polizei ermittelt nur nachlässig. Auch die Anstrengungen der deutschen Behörden führen zu keinem Ergebnis; sie stellen 1998 ihre Ermittlungen ein. Unter welchen Umständen der CDU-Politiker ums Leben gekommen ist, bleibt ungeklärt.
Bis heute ranken sich zahlreiche Spekulationen um den Fall. Mehrere Zeitzeugen haben im Laufe der Jahre Erklärungsversuche geliefert, die sich aber bisher aufgrund fehlender Beweise nicht erhärten ließen.
Mossad-Agenten als Barschel-Mörder?
Der ehemalige Mossad-Agent Victor Ostrovsky behauptet in seinem Buch “Geheimakte Mossad“, dass der israelische Geheimdienst Barschel getötet habe. Bei der Operation “Hannibal“ sei es um geheime Waffengeschäfte zwischen dem Iran und Israel gegangen, die über Schleswig-Holstein gelaufen seien (Sunimex-Skandal: Die Israel-Tankstelle ohne Zapfsäulen – Monopol über BRD-Politik).
Barschel habe sich der Abwicklung von Geschäften widersetzen wollen. Gestützt wird diese These vom ehemaligen iranischen Staatspräsidenten Abolhassan Bani-Sadr. Nach dessen Angaben sei Barschel im Iran in Waffengeschäfte mit Ahmad Chomeini, Sohn des Ajatollahs Chomeini, involviert gewesen (Fall Barschel – Neue Spur führt zum Mossad).
Ostrovskys Schilderung des Mordes an dem CDU-Politiker deckt sich zudem mit den toxikologischen Erkenntnissen des Schweizer Chemikers Klaus Brandenberger. Die Angehörigen Barschels hatten Brandenberger 1994 mit den Untersuchungen beauftragt.
Er kam zu dem Ergebnis, dass Barschel zunächst durch die Verabreichung mehrerer Medikamente betäubt wurde, bevor ihm die tödliche Dosis eines Schlafmittels verabreicht wurde.
(Polizeibeamte im Flur des Genfer Hotels „Beau Rivage“. Dort wurde Uwe Barschel am 11. Oktober 1987 in seinem Zimmer tot aufgefunden)
BND-Agent zufällig in Genf?
Eine weitere Spur führt zu Werner Mauss. Der BND-Agent hatte vom 10. auf den 11. Oktober 1987 ein Zimmer im “Beau Rivage“ angemietet. Allerdings verbrachte er die Nacht nach eigenen Angaben nicht dort, sondern im Hotel “Richmond“. Mauss gab an, sich wegen Verhandlungen im Zusammenhang mit einer Geiselnahme im Libanon in Genf aufgehalten zu haben.
Dagegen erklärte der Schweizer Privatdetektiv Jean-Jacques Griessen, er habe in Mauss’ Auftrag Zimmer im “Beau Rivage“ mit Wanzen und Kameras präpariert. Griessen verstarb am 9. November 1992 – angeblich an Herzversagen – während des Besuchs bei einer Prostituierten. So konnte sein für diesen Tag geplantes Treffen mit einem BKA-Mann und einem Mossad-Agenten nicht mehr stattfinden (Möllemann – das Mysterium um seinen Tod).
Welche Rolle spielte die Stasi?
Ende der 1980er-Jahre kamen Spekulationen auf, das Ministerium für Staatssicherheit der DDR habe etwas mit Barschels Tod zu tun. Auch hier gab es Hinweise auf eine Verstrickung in Waffen- und Embargogeschäfte, die aber nie bewiesen werden konnten.
Fest steht lediglich, dass Barschel Reisen in die DDR unternommen hat und Kontakte zu Stasi-Mitarbeitern pflegte. Insbesondere hielt er sich häufig in Rostock und Warnemünde auf, wie seine Fahrer bestätigten.
CIA: Angst vor Enthüllungen?
Die Aussage des südafrikanischen Waffenhändlers Dirk Stoffberg führte 1994 auf die Spur des US-amerikanischen Auslandsnachrichtendienstes CIA. Deren Direktor, der spätere US-amerikanische Verteidigungsminister Robert Gates, habe Barschel laut Stoffberg in Genf treffen wollen. Dabei sei es um Barschels Drohung gegangen, Waffengeschäfte auffliegen zu lassen.
Kurz bevor er eine eidesstattliche Erklärung abgeben wollte, beging Stoffberg nach offiziellen Angaben Selbstmord. Der Lufthansa-Pilot, der zunächst bestätigte, dass Gates als Passagier nach Genf geflogen sei, verweigert inzwischen jegliche Aussage.
Selbstmord mit oder ohne Beihilfe?
Die Ermittler hielten zunächst eine Selbsttötung für wahrscheinlich. Später zogen sie auch in Erwägung, dass Barschel mit Hilfe einer weiteren Person Suizid verübt hat. Der Medikamentencocktail, an dem der Politiker gestorben ist, entspricht in weiten Teilen den Empfehlungen von Sterbehilfe-Organisationen.
Der Sterbehelfer könnte auch das Whisky-Fläschchen ausgespült haben, das die Spurensicherung ausgeleert und gesäubert im Hotelzimmer fand. Beweise fanden die Ermittler auch für diese These nicht (Das „Staatsgeheimnis“ NSU: Der Rechtsstaat im Untergrund (Video)).
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=RcQYPj4ek4Q
Link zur ARD-Mediathek.
Weitere Untersuchungen nach 25 Jahren
Und auch 25 Jahre nach dem rätselhaften Tod gibt es immer noch neue Erkenntnisse im Fall Barschel. So wurde im Juli dieses Jahres bekannt, dass die Lübecker Staatsanwaltschaft Kleidungsstücke des Politikers mit aktuellsten Methoden auf DNA-Spuren untersuchen ließ.
Dabei stellten Spezialisten des Kieler Landeskriminalamtes fest, dass Barschel vor seinem Tod von mindestens einer anderen Person berührt worden sein muss. Allerdings sei das Material „zu schwach“ für weitere Ermittlungen, hieß es von Seiten der Staatsanwaltschaft. Es reiche nicht aus, um es mit Informationen in der DNA-Datenbank des Bundeskriminalamtes abzugleichen (Die Geheimnisse um den Tod des Chefs der Deutschen Bank! (Videos)).
Literatur:
Das globale Killernetzwerk. Warum John. F. Kennedy, Prinzessin Diana, Jürgen W. Möllemann und andere sterben mußten von Frank Hills
Das Projekt Hannibal: Der Fall Barschel von Eduard Breimann
Barschel – Die Akte: Originaldokumente eines ungelösten Kriminalfalls von Sebastian Knauer
Der Doppelmord an Uwe Barschel: Neue Fakten und Hintergründe zur größten Politaffäre der Bundesrepublik von Wolfram Baentsch
Quellen: PublicDomain/ndr.de am 09.02.2016
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Die Geheimnisse um den Tod des Chefs der Deutschen Bank! (Videos)
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