Die Steinköpfe im Rapa-Nui-Nationalpark sind weltbekannt. Bis in jüngste Zeit war aber unbekannt, wie die Statuen unter der Erde aussehen.
Die Osterinsel ist vor allem für die kolossalen Steinstatuen – die sogenannten Moai – bekannt, die überall auf den Hügeln und an den Küsten stehen.
Vor Jahrhunderten aus vulkanischem Tuffstein gemeisselt, dienten die Figuren den Bewohnern von Rapa Nui («Grosse Insel»), wie die Einheimischen das Eiland nennen, einst wohl der Verehrung göttlicher Ahnen. Ganz sicher sind sich die Experten da aber nicht.
Bis heute gelten die Figuren als einer der grössten Mythen der Menschheit (Verdrängte und okkulte Hintergründe über die Entdeckung und Unterwerfung Amerikas (Videos)).
Viele Unbekannte
Hinzu kommt, dass viele Menschen völlig falsche Vorstellungen von den Statuen haben: Sie glauben, dass sie lediglich Köpfe darstellen. Doch das ist falsch. Nur bei etwa 150 der heute bekannten 887 Figuren (ursprünglich waren es wohl über 1000) ist so wenig zu sehen.
Die anderen, meist im Inneren der Insel gelegenen und damit weniger bekannten Statuen, besitzen hingegen einen kompletten Körper.
Dass der Irrglauben so weit verbreitet ist, liegt laut Archäologin Jo Anne Van Tilburg vom «Easter Island Statue Project» daran, dass sich nur wenige Touristen auf die Osterinsel verirren und dann auch nur die schönsten Statuen fotografieren, welche nur Schultern und Kopf zeigen.
Diese Aufnahmen verbreiteten sich dann. Auf diese Weise manifestiere sich der Irrglauben, sagte sie gegenüber «Life’s Little Mysteries».
(Auf der politisch zu Chile gehörenden Osterinsel finden sich 887 kolossale Steinstatuen, die sogenannten Moai)
Viele Erkenntnisse, noch mehr Fragen
Um herauszufinden, ob auch auf die auf den ersten Blick nur aus Köpfen bestehenden Figuren einen Körper besitzen, haben Van Tilburg und ihre Kollegen 2010 einige von ihnen genauer unter die Lupe genommen.
Und tatsächlich: Die Ausgrabungen zeigten, dass auch sie einen riesigen Körper besitzen, der, je nach Statue, bis zu viermal grösser ist als der Kopf und tief im Erdreich vergraben ist. Auf den lange vergrabenen Körpern fanden die Forscher zudem sogenannte Petroglyphen – Symbole und Inschriften, die vor Jahrhunderten in den Stein geritzt oder geschabt wurden.
(Auf den Körpern fanden die Forscher zudem sogenannte Petroglyphen – Symbole und Inschriften, die vor Jahrhunderten in den Stein geritzt oder geschabt wurden. Was sie bedeuten, ist genauso offen wie die Frage danach, wie die Moai damals an ihre Bestimmungsorte gebracht wurden)
Was sie bedeuten, ist genauso offen wie die Frage danach, wie die Moai damals an ihre Bestimmungsorte gebracht wurden (Osterinsel: DNA-Vergleiche belegen Anteile indianischer Gene im Erbgut der Rapanui). Eine gängige Theorie lautet: Die Rapa Nui liessen die Kolosse ganz langsam aufrecht «laufen» – durch raffinierte, schaukelnde Bewegung mit Seilen.
Mithilfe einer Nachbildung demonstrieren Forscher, wie die Statuen einst Laufen gelernt haben sollen.
Video:
Eine andere Erklärung: Die Statuen wurden liegend auf Gleisen und Schlitten aus Holz bewegt.
Auch die liegende Variante wurde von Wissenschaftlern geprüft.
Video:
Video: Mysterious Easter Island Heads Have Bodies Too, Dr. Jo Anne Van Tillburg (MSNBC)
Osterinsel-Riesen auf Wanderschaft
Ein amerikanischer Wissenschaftler hat eine Theorie vorgestellt, wie die tonnenschweren Statuen über die Insel geschafft wurden: Die Giganten wurden an langen Seilen geführt, glaubt er. Doch nicht alle Forscher teilen seine Ansichten.
Carl Lipo versteht es, seine Forschungsergebnisse in Szene zu setzen. Vor fünf Monaten hat das Fachblatt „Nature“ ein Video des US-Anthropologen auf Youtube eingestellt. Nach 11 Tagen zählte das Filmchen bereits 100 000 Aufrufe, inzwischen sind es rund 540 000.
Die 1:47 Minuten lange Sequenz ist in der Tat faszinierend: Sie zeigt eine riesige Steinfigur, die langsam einen leicht abschüssigen Schotterweg entlanghumpelt. Lipos Mitarbeiter haben an ihrem Kopf Seile befestigt, mit denen sie die Statue unter rhythmischen Rufen hin und her schaukeln. Eine andere Gruppe verhindert derweil mit einem dritten Seil, dass der Koloss auf den Bauch fällt.
Video:
Vorwärts wackeln wie ein Kühlschrank
Die Figur, die dort über den Boden Hawaiis wandert, ist die maßstabsgerechte Nachbildung eines Moai. So heißen die berühmten Steinfiguren auf der Osterinsel, rund 3500 Kilometer vor der chilenischen Küste. Mehr als vier Tonnen wiegt die Replik, und sie soll einer These Gewicht verleihen, mit der Lipo und seine Kollegen inzwischen weltweit Aufsehen erregen. Die Moai seien nicht liegend transportiert worden, sondern aufrecht stehend. Ganz ähnlich, wie man bei einem Umzug den Kühlschrank an die richtige Stelle der Küche ruckelt.
Zwischen 1000 und 1500 nach Christus entstanden auf Rapa Nui die 887 Statuen. Nach Fertigstellung brachten die Insulaner die Kolosse oft über etliche Kilometer bis zu ihrem endgültigen Ziel.
Wie sie das schafften, ist bis heute ein Rätsel. Die Figuren waren bis zu 10 Meter hoch, die schwersten wogen mehr als 80 Tonnen. Vielleicht ist die Lösung tatsächlich so einfach, wie Carl Lipo sie in seinem Youtube-Video zeigt. Die Argumente, die er zusammen mit seinen Kollegen Terry Hunt und Sergio Rapu Haoa im „Journal of Archeological Science“ vorlegt, klingen plausibel.
Auf der Osterinsel gibt es ein prähistorisches Wegenetz, das vermutlich dem Transport der steinernen Riesen diente. Entlang dieser Wege finden sich mehr als 60 Statuen. Lipo vermutet, dass sie beim Transport gestürzt waren und nicht mehr aufgerichtet werden konnten. Man habe sie zurücklassen müssen.
Diese gestürzten Kolosse weisen Lipo zufolge allesamt eine Besonderheit auf, die der Wissenschaft bislang augenscheinlich entgangen ist: Sie hatten eine schiefe Basis. Dadurch lehnten sie stark nach vorne. Sie konnten also nicht ohne Hilfe stehen und wären auf ihre charakteristische Nase gefallen. Am Ziel wurde diese Basis augenscheinlich so bearbeitet, dass sie nun flach war. Erst danach konnten die Inselbewohner die Kolosse auf Steinplattformen, den Ahu, aufstellen, ohne dass die Moai kippten.
Lipos Transportidee funktioniert nur aufgrund dieses kleinen Unterschieds zwischen Transport- und endgültiger Form. Denn durch die vorgebeugte Haltung der Moai war es ein Einfaches, die Figuren auf der Kante zwischen Basis und Bauch hin- und herzuschaukeln. Genauso, als würde man den Kühlschrank schräg stellen, um ihn leichter durch die Küche ruckeln zu können. Die Reibung zwischen Figur und Weg sei so minimiert worden, vermuten die Forscher. Anders als ein Kühlschrank waren die Steinbildnisse zudem nicht eckig, sondern hatten einen runden Bauch. Die Kante, auf der sie lehnten, war also wie die Kufe eines Schaukelstuhls geformt. Das habe es noch leichter gemacht, die Statuen hin- und herzuschaukeln.
Schon Thor Heyerdahl hatte eine ähnliche Idee
Für diese Theorie sprechen auch mündliche Überlieferungen der Insulaner, nach denen die Moai laufen konnten. Lipo und seine Kollegen waren allerdings nicht die Ersten, die den Steinfiguren den aufrechten Gang beibringen wollten. Der norwegische Anthropologe Thor Heyerdahl war Ende der 1980er Jahre auf eine ähnliche Idee verfallen. Er hatte seine Versuche jedoch nicht mit Lipos „Transport-Form“ der Statue durchgeführt. Entsprechend durchwachsen war der Erfolg.
Mit der Transport-Form hätte es dagegen tatsächlich funktionieren können, sind Lipo und seine Kollegen überzeugt. Ihre Experimente mit der Moai-Nachbildung auf Hawaii belegen das anscheinend. Manche Kenner der Materie sehen das jedoch anders. „Für die Theorie spricht nicht mehr als für viele andere Hypothesen, weil echte Beweise für Lipos Annahmen einfach fehlen“, sagt etwa Andreas Mieth von der Universität Kiel, der seit vielen Jahren auf der Osterinsel forscht.
Dass das Experiment im Yotube-Film mit einer Betonfigur durchgeführt wurde, hält Mieth für einen methodischen Schnitzer. Das Material der Originale sei wesentlich fragiler.
Noch deutlicher wird Gerardo Velasco, Ingenieur und ehemaliger Direktor des Verbandes für Wirtschaftsförderung auf Rapa Nui. „Die Studie von Lipo und seinen Kollegen ist fast eine Beleidigung für den gesunden Menschenverstand“, sagt er. „Wenn Sie einen 10-Tonnen-Moai aus weichem vulkanischem Tuff über eine Distanz von zehn Kilometern oder mehr wandern lassen, kommt am Ziel nur noch der halbe Körper an. Für Einheimische ist diese Vorstellung geradezu lächerlich.“
Der Kieler Experte Mieth stört sich an dem großen Bild, das die Anthropologen von der Geschichte des kleinen Eilands zeichnen. Lipos Moai-Studie bildet darin nur einen Mosaikstein, allerdings einen wichtigen. Als die ersten Polynesier um das Jahr 800 in Rapa Nui landeten, war die Insel von Palmenwäldern bedeckt. Zwischen 1250 und 1550 verschwanden sie nahezu komplett. Manche Wissenschaftler vermuten, dass der Statuenkult die Ursache war. Zum Transport der Riesen sei jede Menge Holz nötig gewesen. Für hölzerne Schlitten oder für Rollen, auf die sie gelegt wurden.
Carl Lipo und seine Kollegen bezweifeln das. Für den Transport der Moai habe man lediglich Seile gebraucht, Bäume dagegen nur wenige. Der Vegetationswandel ist aus ihrer Sicht nur zum Teil auf die menschliche Nutzung der Inselressourcen zurückzuführen. Zwar hätten die Insulaner den Wald damals gerodet, um Ackerflächen zu gewinnen. Ebenso schuldig seien aber die von ihnen mitgebrachten Ratten gewesen. Diese hätten die Nüsse der Palmen gefressen und so ein Nachwachsen verhindert.
Der Ökosystemforscher Mieth hält das für Unsinn. „Es gibt keine Hinweise, dass Ratten zum Untergang des Waldes beitrugen“, sagt er. „Nach unseren Ergebnissen ist der Mensch verantwortlich.“
Die Frage nach dem Schuldigen ist auch deshalb brisant, weil die Osterinsel lange Zeit als Paradebeispiel für einen menschgemachten ökologischen Gau diente. So lebten auf dem abgelegenen Eiland einst wohl mehrere tausend Menschen. 1877 waren es nach einer amtlichen Zählung nur noch 110.
Dass der Raubbau der Polynesier an der Natur dafür verantwortlich war, bezweifeln heute jedoch viele Wissenschaftler. So auch Andreas Mieth: „Inzwischen steht fest, dass es nach dem Verschwinden der Wälder nicht zum Kollaps der Osterinsel-Kultur kam“, betont er. „Die Lebensbedingungen sind vielleicht härter geworden, die Bewohner haben sich daran jedoch durch neue Anbaumethoden angepasst.“
Literatur:
Kon-Tiki: Ein Floß treibt über den Pazifik von Thor Heyerdahl
Wissen in Stein – Das Geheimnis der Pyramiden Ägyptens und Mittelamerikas [2 DVDs]
Kosmische Kultstätten der Welt: Von Stonehenge bis zu den Maya-Tempeln von Ken Taylor
Karten!: Ein Buch über Entdecker, geniale Kartografen und Berge, die es nie gab von Simon Garfield
Quellen: PublicDomain/National Geographic/tagesspiegel.de/Nature Newsteam/20min.ch am 20.12.2015
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Unter einer der Statuen befindet sich der Heilige Gral. Es handelt sich um eine Statue, die mit dem Kopf sehr weit nach vorne gebeugt ist. Der Heilige Gral wurde damals dort hingebracht, da die Insel ziemlich unbekannt war. Die Statuen stehen dort als eine Art Ablenkungsmanöver, sodass niemand auch nur auf die Idee kommt alle Statuen auszugraben.