Unaufhaltsamer Zerfall: 12.000 deutsche Brücken von akutem Verfall bedroht

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3,8 Millionen Quadratmeter auf Deutschlands Brücken müssen dringend saniert werden. Das geht aus Daten des Verkehrsministeriums und der Länder hervor. Und es könnte weit schlimmer kommen.

Nirgendwo in Deutschland sind die Autobahn- und Bundesstraßenbrücken so marode wie im Saarland. 53 von 624 Bauwerken müssen dringend ausgebessert werden. Bezogen auf die Fläche, befindet sich sogar mehr als jeder vierte Quadratmeter in schlechtem Zustand. Ähnlich schlimm ist die Situation in Rheinland-Pfalz und Hessen.

(Foto: Die Unterseite des Brückenkörpers der Europabrücke in Koblenz (Rheinland-Pfalz) bröckelt vor sich hin. Nicht nur hier muss kräftig investiert werden)

Deutschlandweit muss fast jeder siebte Brückenquadratmeter repariert werden. Das sind mehr als 3,8 Millionen Quadratmeter, die sich auf 2500 Brücken verteilen. Die Behörden bewerten ihre Stand- und Verkehrssicherheit als „nicht ausreichend“ oder gar „ungenügend“. Das geht aus Brückendaten des Bundesverkehrsministeriums und der Länder hervor, die die „Welt“ ausgewertet hat. Erhoben wurden die Daten von den Straßenbaubehörden der Länder, die regelmäßig die insgesamt rund 50.000 Brücken und Brückenabschnitte auf Bundesfernstraßen überprüfen und ihren Zustand bewerten.

Einen Teil der Daten hat die „Welt“ mit einer Klage erstritten. Weitere Datensätze haben die Grünen nach einer parlamentarischen Anfrage erhalten. Sie liegen ebenfalls vor und werden im Laufe dieser Woche im Internet veröffentlicht. Damit wird erstmals für jede einzelne deutsche Autobahn- und Bundesstraßenbrücke die Bewertung des Zustands öffentlich einsehbar.

Die Grünen warnen vor einem Verkehrskollaps. „Die Brücken zerbröseln schneller, als sie saniert werden“, sagt der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Oliver Krischer. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) nehme „den Verfall der Straßeninfrastruktur in Deutschland billigend in Kauf“. Dobrindt zwinge den Bundesländern zahlreiche „überflüssige und teure“ Neubauprojekte auf. Stattdessen sei eine konsequente Politik nötig, die „Erhalt vor Neubau“ stelle.

Bundesweit hat sich in den vergangenen fünf Jahren der Anteil der dringend zu reparierenden Brückenflächen leicht verringert. Gleichzeitig befinden sich aber auch immer weniger Bauwerke in „gutem“ oder „sehr gutem“ Zustand. Einen Großteil der Brücken auf den Autobahnen und Bundesstraßen bewerten die Behörden mit „befriedigend“. Bei jedem dritten Brückenquadratmeter (rund 12.000 Bauwerke) könnte schon bald akuter Handlungsbedarf entstehen: Sie sind nur noch mit „ausreichend“ bewertet und drohen abzurutschen.

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Zahlreiche Autobahn-Brücken mit schweren Mängeln

Den Daten zufolge sind vor allem große, viel befahrene Brücken marode. Zahlreiche Fälle haben in den vergangenen Jahren für Schlagzeilen gesorgt. In Nordrhein-Westfalen etwa verursachten Sperrungen an der A1-Rheinbrücke bei Leverkusen (Zustandsklasse: „ungenügend“) schon mehrfach einen Verkehrsinfarkt in der Region. Die schleswig-holsteinische Rader Hochbrücke („nicht ausreichend“) der Autobahn 7 über den Nord-Ostsee-Kanal musste zwischenzeitlich für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen gesperrt werden. Prüfer hatten massive Schäden entdeckt. Zwischen Mainz und Wiesbaden darf die Schiersteiner Brücke („nicht ausreichend“) aktuell von schweren Lkw nicht überquert werden.

Vor allem die großen westdeutschen Autobahnbrücken aus Spannbeton wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren gebaut. Sie leiden heute unter dem zunehmenden Alter und Schwerlastverkehr. Die nun vorliegenden Daten belegen: Die ostdeutschen Bundesländer schneiden im Ländervergleich tendenziell besser ab. Das liegt vor allem daran, dass ihre Brücken im Schnitt jünger sind.

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(Die Schiersteiner Brücke bei Mainz darf momentan von schweren Lkw nicht überfahren werden)

Zustandsdaten mussten vor Gericht erstritten werden

Aus dem im vergangenen Jahr vom Verkehrsministerium aufgesetzten Programm zur Brückensanierung fließt das meiste Geld nach NRW – den Antworten der Bundesregierung zufolge mehr als 620 Millionen Euro. Erst in der vergangenen Woche hat das Kabinett beschlossen, das bis 2018 angelegte Programm um eine halbe Milliarde auf 1,5 Milliarden Euro aufzustocken.

Obwohl der Bund für den Betrieb der Brücken auf Autobahnen und Bundesstraßen zuständig ist, sieht Verkehrsminister Dobrindt die Länder am Zug. Die hätten nun „schnellstmöglich für Baurecht zu sorgen“, sagte er in der vergangenen Woche.

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Seit Jahren sträubt sich das Verkehrsministerium gegen die Veröffentlichung der Zustands- und Lagedaten der deutschen Brücken. Bereits im Jahr 2008 hatte die Deutsche Presse-Agentur einen Antrag nach dem Informationsfreiheitsgesetz gestellt, um die Daten zu erhalten. Vergeblich, eine Klage der dpa scheiterte vor Gericht – auch weil das Verkehrsministerium Sicherheitsbedenken und eine angebliche Terrorismusgefahr anführte. Im Februar 2015 hatte die „Welt“-Gruppe mehr Erfolg: In einem Vergleich vor dem Berliner Verwaltungsgericht erklärte sich das Ministerium bereit, Zustands- und Lagedaten für die Brücken herauszugeben.

Fazit: Täuschen, tricksen und verheimlichen – das Lügengebäude der Regierung wir seien ein reiches Land in Europa zerbröselt immer weiter…

Literatur:

Verfallssymptome: Wenn eine Gesellschaft ihren inneren Kompass verliert von Günther Lachmann

Grundrechte-Report 2015

Gekaufte Journalisten von Udo Ulfkotte

Wenn das die Deutschen wüssten…: …dann hätten wir morgen eine (R)evolution! von Daniel Prinz

Quellen: PA/dpa/WeltOnline vom 01.09.2015

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