Das Kölner Spezialeinsatzkommando (SEK) wird nach Mobbing-Vorwürfen aufgelöst. Ein Polizei-Experte begrüßte diesen Schritt, die Gewerkschaft hingegen sieht darin eine „Vorverurteilung“. Am Dienstagabend haben Mitglieder der Einheit bei einer Abschiedsfeier randaliert.
Die Kölner SEK-Einheit, die wegen Mobbingvorwürfen in der Kritik steht, wird aufgelöst. Das hatte Polizeichef Wolfgang Albers am Dienstag (15.09.2015) verkündet. Daraufhin trafen sich die Betroffenen abends in ihrem Gruppenraum, demontierten einen Tresen, der ihnen privat gehörte, hängten eine Fahne mit Totenkopf-Symbol aus dem Fenster und brachten ein Motorrad mit dem Aufzug in den dritten Stock, um es dort auf einem Tisch mit aufheulendem Motor laufen zu lassen. Das bestätigte ein Sprecher der Polizei am Mittwoch (16.09.2015) dem WDR, nachdem Gerüchte von Randale in der Unterkunft die Runde gemacht hatten. Ob sie dem Möbel tatsächlich mit einer Kettensäge zu Leibe rückten, blieb auch auf der Pressekonferenz unklar, die Polizeichef Albers daraufhin abhielt. Er sagte aber sehr deutlich, er finde das Verhalten inakzeptabel. Fest steht auch, dass Alkohol im Spiel war. „Die Entscheidung hat sie sehr schwer getroffen“, so der Polizeisprecher.
Polizeipräsident will Kommando neu aufbauen
Die Angehörigen des dritten Kommandos waren schon im Juni 2015 vom Dienst freigestellt worden. Der Vorwurf: Sie sollen zwei SEK-Anwärter durch bizarre Aufnahmerituale gedemütigt zu haben. „Der derzeitige Erkenntnisstand lässt solch konsequente Organisationsmaßnahmen und differenzierte Personalentscheidungen bereits zum jetzigen Zeitpunkt zu“, begründete Albers die Auflösung der Einheit. „Diese Entscheidung ist auch geboten, um frühestmöglich die Weichen für einen Neuaufbau zu stellen und das SEK in vollem Umfang wieder handlungsfähig zu machen.“ Das zehnköpfige Kommando war eine von drei Eliteeinheiten in Köln.
Rauswurf aus dem SEK
Vier Angehörige des Kommandos müssen die Spezialeinheit verlassen und finden eine andere Verwendung bei der Polizei Köln. Fünf ihrer Kollegen ist in Absprache mit dem Ministerium für Inneres und Kommunales angeboten worden, weiterhin bei einem SEK-Kommando Dienst zu versehen, allerdings nur außerhalb von Köln. Ob sie das Angebot angenommen haben, war am Dienstagnachmittag nicht bekannt, es wurde aber gemeldet, dass ihnen eine Bedenkzeit eingeräumt wurde. „Es ist möglich, dass sie einen Rechtsbeistand hinzuziehen wollen“, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums.
Bizarre Aufnahmerituale
Die Aufnahmerituale sollen 2014 stattgefunden haben. Sie wurden bekannt, nachdem sich einer der Betroffenen beschwert hatte. Nach einem Bericht des NRW-Innenministeriums mussten die beiden im Indianerkostüm körperlich anstrengende Übungen über sich ergehen lassen, auf dem Boden kniend eine ekelerregende Eismischung essen oder sich eine Tauchermaske überziehen lassen, in deren Schlauch Alkohol gefüllt wurde. Die Nachwuchskräfte hätten sich jedoch freiwillig an der Aktion beteiligt, deshalb hatte die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen in dem Fall eingestellt. Die polizeiinterne Disziplinarverfahren liefen aber weiter, sagte der Sprecher.
Kommandoführer wollte in den höheren Dienst
Zur zehnköpfigen Eliteeinheit gehörte im Sommer 2014 auch noch der Kommandoführer. Der ist von der Entscheidung des Polizeipräsidiums aber nicht betroffen, weil er sich damals schon für eine Ausbildung für den höheren Dienst beworben hatte und regulär ausgeschieden war. Als die Vorwürfe bekannt wurden, durfte er nach Angaben des Polizeisprechers am Lehrgang nicht mehr teilnehmen. Auch gegen ihn laufe ein Disziplinarverfahren. Er mache aber normalen Dienst, so der Sprecher.
„Albers hat ein Signal gesetzt“
Der Hamburger Kriminologe und Professor für Polizeiwissenschaften Rafael Behr begrüßt die Entscheidung des Polizeipräsidenten: „Er hat damit gezeigt, dass er sich nichts gefallen lässt.“ Die Kölner Polizei sei zwar für ihre starken Selbstreinigungskräfte bekannt – „das ist in anderen Städten anders“. Die SEK habe aber bisher einen Freibrief für fast alles gehabt. „Jetzt hat Albers ein Signal gesetzt.“
Ob damit aber auch die Aufnahmerituale ein Ende haben? Laut Behr ist die Erniedrigung eine Voraussetzung für die Aufnahme in eine solche Gruppe. „Das wissen die Kandidaten auch.“ Dass jemand wie in diesem Fall ausbricht und das meldet, sei eine Ausnahme, weil sie die unbedingte Solidarität, die die SEK-Mitglieder erwarteten, verletze. Möglicherweise würden die Vorgesetzten aber in Zukunft stärker ein Auge darauf haben, was für solche Aufnahme-Abende geplant wird.
Polizei-Gewerkschaft spricht von „Vorverurteilung“
Anders als Behr übte die Polizei-Gewerkschaft GdP scharfe Kritik an Albers‘ Entscheidung. Arnold Plickert, NRW-Vorsitzender der Gewerkschaft, sagte rp-online zufolge: „Die Auflösung der SEK-Einheit in Köln ist eine Vorverurteilung der betroffenen Beamten. Dafür habe ich kein Verständnis.“ Als Begründung sagte Plickert: „Die Staatsanwaltschaft hat ihre Ermittlungen in dieser Sache eingestellt und die disziplinarischen Ermittlungen sind noch nicht abgeschlossen. Deshalb ist die Auflösung des SEK zum jetzigen Zeitpunkt völlig unangemessen.“
Literatur:
Die Souveränitätslüge von Heiko Schrang
Vorsicht Bürgerkrieg!: Was lange gärt, wird endlich Wut von Udo Ulfkotte
Wenn das die Deutschen wüssten…: …dann hätten wir morgen eine (R)evolution! von Daniel Prinz
Polizisten außer Kontrolle? Zur Diskussion über die Notwendigkeit einer Überwachung der Polizei von Falko Drescher
Quelle: wdr.de vom 16.09.2015
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