Ein schwedischer Pädagoge hat eine Botschaft an alle überfürsorglichen Eltern

Teile die Wahrheit!

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Der schwedische Kinderbetreuer Jonas Harrysson arbeitet schon seit fast 16 Jahren mit Kindern zusammen und hat sich in dieser Zeit eine ganz eindeutige Meinung dazu gebildet, was heute in der Erziehung so alles falsch läuft.

Seinem Ärger machte er jetzt auf Facebook Luft: Er hat drei Bereiche angesprochen, in denen Eltern ihre Erziehungsmethoden seiner Meinung nach ändern sollten und dafür viel Zustimmung im Netz geerntet. Insgesamt wurde sein Post bisher schon an die 680 Mal kommentiert und fast 16.000 Mal geteilt.

Aber lest selbst:

„Ich arbeite jetzt schon seit fast 16 Jahren mit Kindern zusammen und habe festgestellt, dass es ein paar Dinge gibt, in denen sie immer schlechter werden.
Nummer 1: Kinder finden es sehr schwierig, sich zu langweilen! Es muss die ganze Zeit etwas passieren. Bitte hört auf, eure Kinder zu verwöhnen und zu verhätscheln, es ist nicht gefährlich für sie, wenn sie sich manchmal langweilen.
Nummer 2: Ich habe so viele Eltern kennengelernt, die sooo stolz darauf sind, dass ihre Kinder schon lesen und zählen können, bevor sie in die Vorschule kommen. Lesen und zählen lernen sie noch früh genug. Bringt ihnen lieber bei, wie man spielt, ein guter Freund ist und etwas mit anderen teilt.
Mein dritter Punkt ist, dass viele Kinder es schwierig finden, Dankbarkeit gegenüber anderen Kindern und auch Erwachsenen zu zeigen.
‚Bekommen wir noch etwas extra?‘ Das ist leider oft die erste Frage. ‚Wir bekommen nur eins!?‘ Das ist eine häufige Beschwerde, die ich höre.
Was ist bitte mit dem Danke passiert? Danke für das Abendessen, danke für die Fahrt und so weiter?
Ich habe noch keine Kinder, aber wenn es irgendwann in der Zukunft der Fall ist, werde ich ihnen beibringen, was es heißt, zu spielen, ein guter Freund zu sein, Dankbarkeit zu zeigen und von Zeit zu Zeit gelangweilt zu sein. Wenn sie das gelernt haben, dann können sie immer noch lesen und zählen lernen. :)“

Hier der Originalpost von Jonas Harrysson:

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Der will doch nur spielen … NUR? Warum Spielen für (Schul-)Kinder so wichtig ist und schlau macht

Kinder entdecken spielend ihre Welt, versinken in Fantasiewelten und scheinen dabei in atemberaubendem Tempo dazuzulernen. Sie entwickeln ihre geistigen Fähigkeiten. Doch warum ist das eigentlich so? Wir klären auf und zeigen Eltern, wie sie jetzt am besten unterstützen.

Sofie ist beschäftigt. Stundenlang sammelt sie glitzernde Steine auf dem Hof, wäscht sie in einem kleinen Eimer, legt sie zum Trocknen in die Sonne. Dann baut sie sich aus Brettern einen kleinen Laden, wie sie ihn nennt, und stellt die Steine in Reih und Glied auf. Da kommt auch gleich der erste Kunde, um eines der Wunderstücke zu erwerben. Sofie führt ein Verkaufsgespräch, tippt die Summen in ihren Taschenrechner ein, kassiert ab und packt die Steine ordentlich eine Tüte, die sie in ihrem Laden bereit hält.

Zeitverschwendung? Kinderquatsch? Ganz und gar nicht, würden Hirn- und Lernforscher sagen, denn Sofie hat experimentiert, neue Erfahrungen gemacht, gespielt und dabei gelernt. Sie hat ihren Geist entwickelt.

Kinder spielen schätzungsweise sieben Stunden pro Tag. Kleinkinder nehmen dabei alles in die Hand, wollen drücken, ausprobieren, lernen, wie etwas funktioniert. Deshalb schlagen sie auch gern mal ihre Tasse so lang auf den Tisch, bis sie zerspringt – und sie merken, dass es kaputt gehen kann und was es bedeutet, wenn Mama „NEIN“ ruft. Werden sie älter, nimmt das Spielen größere Ausmaße an: Egal ob sie durch Wiesen und Gestrüpp toben, Fantasiewelten bereisen oder aus Pappkartons Traumschlösser bauen – Kinder können stundenlang einfach nur spielen. Und das ist auch gut so. Unser Nachwuchs lernt dadurch unentwegt, beginnt, die Welt zu verstehen, erweitert seinen Horizont, ist kreativ …

Und nicht nur unseren Kindern geht das so: Sich mit Spielen die Zeit zu vertreiben, ist auch im Tierreich weit verbreitet. So surfen Delphine auf Wellen, Paviane necken Kühe und Steinböcke tollen über Steinklippen. Die Evolution hat spielerisches Verhalten über tausende Jahre gefördert und bis heute erhalten. Was einfach nur nach viel Spaß aussieht, hat tatsächlich eine ganze Menge Sinn: Beim Spielen entwickeln Kinder ihre geistigen Fähigkeiten. Und dafür braucht es nicht mal Spielzeug:

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„Das Spielzeug an sich ist Nebensache, die fantasievolle Beschäftigung damit ist alles.“ Peter Rosegger (1843-1918), Österreichischer Schriftsteller

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Warum Spielen so wichtig und gut fürs Lernen ist

Heute bleibt vielen Kindern spätestens ab der weiterführenden Schule kaum Zeit, einfach nur zu spielen und sich mit dem zu beschäftigen, was sie wirklich interessiert. Dabei fanden Forscher der Universität Colorado in Boulder heraus, dass Kinder, die ihre Freizeit selbst gestalten und mehr Zeit für selbstbestimmte Aktivitäten haben, besser darin sind, sich zu organisieren und eigenständig Ziele zu verfolgen.

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Außerdem ist ein echtes Interesse die beste Voraussetzung dafür, dass Gelerntes nachhaltig in Erinnerung bleibt. Der Spaß beim Spielen sorgt für positive Emotionen und diese verankern die damit verbundenen Erfahrungen fest im Gedächtnis.

Leider kommt die Schule diesem Spiel-Willen der Kinder nicht nach. Manchmal trainiert sie die angeborene Neugierde sogar von Jahr für Jahr weiter ab. Schüler verlieren so das Interesse am Spielen und auch, Ihre Motivation zu lernen (Bildung braucht Freiheit: „Mein Kind geht nicht zur Schule“).

Vielleicht ist es an der Zeit, den Kleinen wieder mehr Freiraum für ihre geistige Entwicklung zu geben, ihnen zu vertrauen und sie in ihrer Freizeit experimentieren, ausprobieren und lernen zu lassen, wonach ihnen der Sinn steht.

Das bedeutet auch, ihnen zu erlauben, scheinbar nutzlosen Beschäftigungen nachzugehen. Spielen und Lernen wieder verbinden – in Zeiten mit einer steigenden Anzahl von depressiven Schülern, mit Notendruck und Schulstress ist das womöglich ein Weg, unserem Nachwuchs den Druck von den kleinen Schultern zu nehmen und ihn mit Selbstbestimmtheit und Selbständigkeit zu stärken.

„Kinder lernen am besten, wenn sie aktiv an der Entstehung einer Sache, die ihnen persönlich am Herzen liegt, beteiligt sind – sei es ein Gedicht, ein Roboter, eine Sandburg oder ein Computerprogramm.“ Prof. Seyour Papert, US-Amerikanischer Lernforscher

So fördern Sie das freie Spielen und die geistige Entwicklung Ihres Kindes:

Den Terminkalender leeren: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind höchstens zwei feste Termine in der Woche hat, sodass genügend Platz nach Schule und Hausaufgaben bleibt, um „einfach nur zu spielen“.

Der richtige Ort zum Spielen: Damit der Nachwuchs nach Herzenslust spielen kann, sollten Sie Ihre Wohnung kindersicher machen und ihm erklären, wie und wo er spielen darf, zum Beispiel mit Wasser nur im Badezimmer. Außerdem sollten Sie gegenüber Chaos etwas toleranter sein. Unordnung lädt zum Entdecken ein.

Weniger Spielzeug ist mehr: Freunde und Verwandte meinen es meist gut und überhäufen die Kleinen mit Spielzeug. Leider überfordert zu viel Auswahl den Nachwuchs und stört die Konzentration. Sortieren Sie regelmäßig Spielzeug aus und holen Sie es zum einem späteren Zeitpunkt wieder hervor. So erhöhen Sie das Interesse an den Spielsachen und reduzieren die Reizüberflutung.

Keine Angst vor Langeweile: Hat Ihr Kind einmal nichts zu tun, fordert das nur seine geistigen Kräfte heraus, neue Ideen zu entwickeln.

Interesse zeigen: Gelingt Ihrem Kind etwas im Spiel, weil es zum Beispiel etwas gebastelt hat, ist es stolz darauf. Nehmen Sie Anteil. Loben Sie es für kreative Ideen und Durchhaltevermögen.

Spielen an der frischen Luft: Lassen Sie Ihren Nachwuchs über Spielplätze oder durch Parkanlangen mit Waldflächen und Böschungen toben, bekommt er ein Gefühl für seinen Körper und trainiert seine Motorik. Das Sonnenlicht versorgt den Frischluft-Abenteurer zusätzlich mit Vitamin D – das stärkt die Knochen.

Raus aus der Stadt: Innerstädtische Spielplätze sind oft nicht sehr aufregend. Gehen Sie mit Ihrem Kind auf einen Bauspielplatz oder machen Sie einen Ausflug aufs Land, wo Ihr Kind in der freien Natur auf Entdeckungsreise gehen kann (Stadtluft schadet dem Gehirn: Landleben bevorzugt).

Jonas Harrysson erzählte später einer lokalen Zeitung, dass er glaubt, Kinder zu verwöhnen hat einen gegenteiligen Effekt als erwartet.

„Ich glaube, wir tun ihnen einen schlechten Dienst. Kinder haben viel Vorstellungskraft und wir dürfen diese nicht zerstören, indem wir sie ständig mit Ideen füttern, was sie tun könnten“, sagte er der Zeitung.

Literatur:

Kinder! Kinder!. Wonach sich Kinderseelen sehnen von Robert T. Betz

Die Lüge der digitalen Bildung: Warum unsere Kinder das Lernen verlernen von Gerald Lembke

Die Diktatur der Dummen: Wie unsere Gesellschaft verblödet, weil die Klügeren immer nachgeben von Brigitte Witzer

Unsere Kinder: Spiegel, Lehrer und Führer – Vortrag Doppel-CD: Wie wir Kinder besser verstehen und ihnen gute Wegbegleiter sein können von Robert Theodor Betz

Quellen: storyfox.de/scoyo.com/huffingtonpost.de vom 20.09.2015

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