Erst Ceres mit Anomalien und nun Pluto: Noch knapp eine Woche, dann kommt die Nasa-Sonde „New Horizons“ als erstes menschengemachtes Objekt dem Zwergplaneten Pluto ganz nahe. Bereits jetzt offenbaren ihre Fotos noch nie beobachtete Details – und sorgen bei Forschern für Staunen.
Eines der größten Geheimnisse des Sonnensystems steht kurz vor der Enthüllung: Immer näher kommt die Nasa-Sonde „New Horizons“ dem derzeit fast fünf Milliarden Kilometer von der Erde entfernten Zwergplaneten Pluto. Am 14. Juli 2015 soll sich die Sonde dann Pluto bis auf 12.500 Kilometer annähern. Doch schon jetzt geben Bilder der Sonde von dem einsamen Außenposten am äußeren Rand des Sonnensystems den Forschern Rätsel auf.
(Foto: Die Kamera von „New Horizons“ nahm entlang des Pluto-Äquators – in dieser Fotomontage von zwei Seiten zu sehen – eine Reihe mysteriöser dunkler Flecken auf)
Denn die Kamera von „New Horizons“ nahm entlang des Pluto-Äquators eine Reihe mysteriöser dunkler Flecken auf, alle mit einem Durchmesser von rund 640 Kilometern und gleichmäßig in der Region verteilt. Solche Flecken haben Astronomen noch nie beobachtet. „Das ist wirklich ein Rätsel“, sagt Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder im US-Bundesstaat Colorado. Die Wissenschaftler könnten kaum erwarten, dieses Rätsel zu lösen.
Auch scheinen sich bisherige Spekulationen über das Aussehen des weit entfernten Objekts zu bestätigen: Bei der Farbe des Pluto scheint es sich laut Nasa in der Tat um ein rötliches Braun zu handeln, wie neueste Aufnahmen zu belegen scheinen. Auch wenn laut Stern Forscher bereits seit Jahrzehnten von der rötlichen Färbung Plutos gewusst haben, könne diese erst jetzt auch geologischen Strukturen zugeordnet werden.
Mit seiner roten Oberfläche ist Pluto neben dem Mars ein weiterer roter (Zwerg-)Planet im Sonnensystem. Obwohl die Ursachen für die rötliche Färbung auf beiden Himmelskörpern wohl gänzlich andere sind: Während der Mars sein Rot von oxidiertem Eisen – also Rost – verliehen bekommt, sind es auf Pluto wohl spezielle Kohlenwasserstoffe. Diese könnten laut Nasa unter anderem aus dem Zusammenspiel von ultravioletten Sonnenlicht und dem auf Pluto vorkommenden Methan entstanden sein.
Technische Probleme kurz vorm Ziel
Die Sonde „New Horizons“ ist nach einer neueinhalbjährigen Reise durch das All jetzt nur noch wenige Millionen Kilometer von Pluto entfernt. Nächste Woche wird sie dem fernen Himmelskörper so nah kommen wie noch nie ein irdisches Raumfahrzeug.
Der Anflug der Sonde auf Pluto mit seinem großen Mond Charon und vier weiteren kleinen Satelliten gilt als nicht ungefährlich: Im Vorfeld suchten die Wissenschaftler intensiv nach möglichen Staubwolken im kaum erforschten Pluto-System, die der pfeilschnellen Sonde zum Verhängnis werden könnten. Denn bei deren Tempo könnte bereits ein Zusammenstoß mit einem Staubkorn katastrophale Schäden an „New Horizons“ anrichten.
Tatsächlich sind gerade erst technische Probleme mit „New Horizons“ aufgetreten. Die Sonde hatte am Wochenende vorübergehend Kontakt mit der Basis verloren und sich in den Sicherheitsmodus versetzt. Doch die US-Weltraumbehörde Nasa scheint die Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen: „Mit Pluto in erreichbarer Nähe stehen wir kurz davor, den normalen Betrieb wieder aufzunehmen und unser Ziel zu erreichen“, zitierte die Nasa ihren Chef für Planetenkunde, Jim Green.
Der Funkkontakt zu New Horizons brach am 4. Juli 2015 um 19:54 Uhr MESZ urplötzlich ab, also nur rund zehn Tage, bevor die Sonde ihren dichten Vorbeiflug an Pluto durchführen sollte. Erst um 21:15 Uhr MESZ bestand dann wieder eine Funkverbindung, wobei sich New Horizons in einem Sicherheitsmodus (englisch: safing mode) befand.
Der Vorfall soll den Höhepunkt der Mission am 14. Juli aber nicht gefährden.
(Aufnahmen vom Januar und Februar 2015. Gelbe Raute der Mond Hydra, Nix in orange))
Suche nach Ozeanen im Inneren der Planeten
Sollte alles glatt laufen, wird die Nasa-Sonde unter anderem die Oberflächenformen auf Pluto kartieren. Außerdem wird das 465-Kilo-Raumfahrzeug von der Größe eines Konzertfügels die Atmosphären des Zwergplaneten und seines Mondes Charon untersuchen – und herauszufinden versuchen, ob es im Inneren der beiden Himmelskörper womöglich Ozeane gibt.
Pluto ist etwa um ein Drittel kleiner als unser Mond. Der im Jahr 1930 von dem US-Astronomen Clyde Tombaugh entdeckte Himmelskörper war jahrzehntelang als kleinster und sonnenfernster der ursprünglich neun Planeten unseres Sonnensystems eingestuft worden. 2006 wurde Pluto jedoch der Planetenstatus im Zuge einer Neu-Definition aberkannt. Seither gehört er der damals neu geschaffenen Klasse der Zwergplaneten an.
Neben Charon – benannt nach dem Fährmann aus der griechischen Mythologie, der die Verstorbenen über den Totenfluss Styx geleitete – hat Pluto mindestens vier weitere Monde. Sie tragen die Namen Nix, Hydra, Styx und Kerberos. Zwischen Pluto und Charon zeigen die aktuellen Bilder von „New Horizons“ einen deutlichen Farbunterschied: Im Gegensatz zu Pluto ist Charon „dunkel und grau“, wie der Wissenschaftler Alan Stern erläutert. Auch auf die unterschiedliche Färbung beider Himmelskörper können sich die Forscher noch keinen Reim machen.
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=hfTXZvzXGhc
„Beispiellose wissenschaftliche Folgen“
Seine Bahn um die Sonne zieht Pluto im sogenannten Kuiper-Gürtel. Diese Region birgt Überbleibsel aus der Entstehungszeit unseres Sonnensystems vor mehr als viereinhalb Milliarden Jahren – dort gibt es Kometen und die Bausteine für kleine Planeten. Nach dem Pluto-System soll „New Horizons“ mit ihren sieben wissenschaftlichen Instrumenten noch weitere Objekte im eisigen Kuiper-Gürtel erforschen.
Alan Stern ist bereits jetzt sicher: Die Erforschung des Pluto werde „beispiellose wissenschaftliche Folgen“ haben, sagt der wissenschaftliche Leiter der Mission voraus – Erfolge, die am ehesten vergleichbar seien mit denjenigen der legendären „Voyager“-Raumschiffe in den 1980er-Jahren.
Literatur:
Zurück vor den Urknall: Die ganze Geschichte des Universums von Martin Bojowald
Die Entschlüsselung des Universums: Der Schlüssel kam zur rechten Zeit von Nassim Haramein
Nachbarn im Kosmos. Leben und Lebensmöglichkeiten im Universum von Carl Sagan
Quellen: PublicDomain/Nasa/n-tv.de vom 06.07.2015
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