Chinas Börse kommt nicht zur Ruhe. Am Montag stürzte der Shanghai Composite Index innerhalb kürzester Zeit um bis zu 8,5 Prozent ab – unter die psychologisch wichtige Marke von 3800 Punkten. Die Stabilisierungsmaßnahmen der Regierung scheinen nicht zu fruchten.
Ein Kursrutsch in China hat am Montag auch den deutschen Aktienmarkt in Mitleidenschaft gezogen, dieser notierte bei 11117 Punkten, einem Minus von 2,56 Prozent (18:00 Uhr) am Tagesende. Damit winkt dem Leitindex allerdings weiterhin der fünfte Verlusttag in Folge – am Freitag hatte der Dax mit einem Wochenabschlag von knapp drei Prozent geschlossen. Zuletzt kam auch Druck vom weiter erholten Euro, der zwischenzeitlich wieder über die Marke von 1,11 US-Dollar kletterte. Eine starke Gemeinschaftswährung verteuert die Produkte vieler exportstarker deutscher Unternehmen für Käufer außerhalb der Eurozone.
Chinas Aktienmärkte erleben größten Tagesverlust seit acht Jahren
Nach drei Wochen Erholung sind Chinas Aktienmärkte wieder in den freien Fall übergegangen. Der Component Index in Shenzhen stürzte am Montag um 7,59 Prozent ab. Der Shanghaier Composite Index verlor sogar 8,48 Prozent, was der größte Tagesverlust seit acht Jahren ist. Laut Analysten hatten sich an den Märkten Sorgen breitgemacht, wonach das Stützungsprogramm der Regierung langfristig keine Wirkung haben könnte. Weil die Börsen des Landes Anfang Juli zeitweise um mehr als ein Drittel an Wert verloren hatten, versuchen Behörden und Notenbank seitdem mit massiven Maßnahmen gegenzusteuern.
Die Märkte wurden mit Geld geflutet, neue Börsengänge ausgesetzt und die Papiere von bis zu 1400 Unternehmen vom Handel ausgesetzt. Vom Tiefstand am 8. Juli waren die Kurse daraufhin bis vergangenen Freitag zunächst wieder kräftig gestiegen.
Nicht nur die Börse, auch Chinas Wirtschaft lief zuletzt nicht rund. Die Gewinne großer chinesischer Unternehmen sind im Juni im Vorjahresvergleich um 0,3 Prozent zurückgegangen, wie das nationale Statistikamt am Montag in Peking mitteilte. Bereits am Freitag hatte es schlechte Nachrichten für die Konjunktur gegeben: Die Stimmung chinesischer Produzenten war laut einer Umfrage auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren gefallen.
In den vergangenen Wochen hatte die kommunistische Regierung des Landes immer wieder mit Aufkaufprogrammen in die Märkte eingegriffen. Außerdem verbot sie Großaktionären und Managern börsennotierter Unternehmen, ihre Aktien in den kommenden sechs Monaten zu verkaufen. Eine Trendumkehr hat sie damit bisher nicht erreicht. Offensichtlich verstärken Gewinnmitnahmen die Abwärtsbewegung noch weiter.
Die Investoren vertrauten momentan nicht darauf, dass die Börsenkurse wieder nach oben gingen, zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg den Börsenhändler Jimmy Zuo.
Litertur:
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Quellen: PublicDomain/SPON/FocusOnline vom 27.06.2015
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