Die Claims sind abgesteckt: Deutschland hat am Mittwoch eine Lizenz zur Erkundung von Rohstoffen am Meeresgrund bei Madagaskar erworben. Der Tiefseebergbau könnte einzigartige Ökosysteme unwiederbringlich zerstören.
Hydrothermale Quellen beheimaten faszinierende Lebensgemeinschaften
Für die glänzenden Augen sorgen die sogenannten Polymetallischen Sulfide: Sie enthalten Edel- und Spurenmetalle, darunter auch sogenannte Hochtechnologiemetalle, die in der modernen Industrie sehr gefragt sind. Der Schatz lagert in bis zu 4000 Metern Tiefe um hydrothermale Quellen. Selbst in diesen Tiefen ist die Natur nun nicht mehr vor dem Rohstoffhunger der Menschheit sicher. „In der Tiefsee droht ein regelrechter Goldrausch auszubrechen und Deutschland befeuert diese Entwicklung mit seiner zweiten Explorationslizenz. Dabei kann der Run auf die Schätze des Meeresbodens unabsehbare ökologische Folgen haben“, warnt Tim Packeiser, Meeresschutzexperte vom WWF (Britisches Empire: Untergang des Hauses Windsor und die Rolle des WWF zwecks Neokolonialismus).
Der Rohstoff-Schatz lagert im Natur-Schatz
Die Rohstoffe lagern ausgerechnet dort, wo sich einzigartige Ökosysteme entwickelt haben: In den Hydrothermalfelder rund um die berühmten „Schwarzen Raucher“ haben sich faszinierende Lebensgemeinschaften gebildet, die sich vom lokalen Bakterienreichtum ernähren. Diese Ökosysteme gelten als besonders verwundbar, weil sie auf kleinem Raum entstanden sind.
„Je länger die Hydrothermalquellen bereits aktiv sind, umso dicker sind die wertvollen Ablagerungen. Für den Tiefseebergbau sind also genau die Krusten interessant, an denen das Gefüge aus Tiefseelebensformen bereits stabil und artenreich ist. Erforscht sind die Zusammenhänge bisher kaum“, erläutert Packeiser.
Die neue Explorationslizenz ermächtigt Deutschland nun östlich von Madagaskar 15 Jahre lang exklusiv nach den wertvollen Industrierohstoffen zu suchen. Anschließend könnte dies in eine Abbaulizenz münden. „Deutschland darf nicht einseitig auf die Ausbeutung des Meeresbodens setzen sondern muss darauf drängen, dass die G7-Staaten sich gemeinsam für ein Regelwerk zum Schutz der Tiefsee stark machen“, mahnt Packeiser. „Bevor wir dort industriellen Bergbau planen, der sich nur im großen Stil rechnen würde, müssen Regeln zum Schutz der Meeresumwelt festgelegt werden“, ergänzt er. Ziel sei es letztlich, dass die Internationale Meeresbodenbehörde entsprechende Vorgaben In Kraft setzt.
Die deutschen Behörden betonen Umweltbewusstsein
Indes betonen die in Deutschland zuständigen Behörden in einer Pressemitteilung, dass ihnen neben der Rohstoffsicherung auch der Umweltschutz beim Tiefseebergbau ein wichtiges Anliegen ist. Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sagt: „Als Industriestandort und Hochtechnologieland ist Deutschland in besonderem Maße vom Import von Rohstoffen abhängig. Wir sollten die Option Tiefseebergbau daher schon aus strategischen Gründen verfolgen und werden deshalb eine detaillierte Studie dazu vergeben, ob und wie ein kommerzieller Abbau in den deutschen Lizenzgebieten realisiert werden könnte. Dabei werden wir auf höchste Umweltstandards achten, um das sensible Ökosystem der Tiefsee als gemeinsames Erbe der Menschheit zu bewahren“, so Machnig.
Es bleibt zu hoffen, dass diese guten Vorsätze nicht am Ende doch den wirtschaftlichen Interessen geopfert werden.
Quelle: natur.de vom 08.05.2015
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