Die Behörden sind überlastet. Sie tun sich schwer, die tausenden Flüchtlinge, die jeden Tag nach Deutschland kommen, unterzubringen. Für viele Geschäftsleute und Unternehmen bedeutet das: die Chance auf ein Millionengeschäft. Denn vom Heimbetreiber über Sicherheitsdienste bis zum Bauunternehmen – viele verdienen an den Asylbewerbern.
Der Container-Bau stammt noch aus DDR-Zeiten und ist ziemlich heruntergekommen. Zwei Stockwerke. Weiß-blau angestrichen. Die Farbe blättert an vielen Stellen von der metallenen Hauswand. Hier leben rund 130 Flüchtlinge, fast alles Männer.
(Bild: Das Asylbewerberheim in Radebeul, Sachsen)
Im Erdgeschoß sind die Büros des Unternehmens ITB Dresden untergebracht, das neben diesem Asylbewerberheim in Radebeul bei Dresden noch sechs weitere in Ostdeutschland betreibt – plus diverse Wohnungen zur dezentralen Unterbringung. Das Pikante: Der Geschäftsführer der ITB Dresden, Wilfried Pohl, war früher Offizier bei der Stasi. Das ergaben kürzlich Recherchen der Zeitung „Die Welt“. Tenor des Artikels: Früher verhörte er – ohne Gnade – Republik-flüchtlinge. Heute verdient er mit Flüchtlingen sein Geld.
Die Flüchtlinge sind den ganzen Tag zusammengepfercht
Auch die Ehrenamtlichen vom „Bündnis Buntes Radebeul“ haben von der Stasi-Vergangenheit des Heimbetreibers gehört. Doch das war für sie nebensächlich. Sie setzen sich seit knapp zwei Jahren dafür ein, dass die Lebensumstände in der Unterkunft verbessert werden.
„Damals waren die sanitären Anlagen in einem erbärmlichen Zustand. Und dann der Geruch, wenn man zur Tür reinkommt – und das ist ja mitunter heute noch so – da dreht‘s mich manchmal zur Tür wieder raus. Und es ist auch keine Art, einfach Männer zusammenzupferchen, die den ganzen Tag nichts zu tun haben. Da sind doch Probleme vorprogrammiert.“
Jeanette Eckel, Bündnis Buntes Radebeul
Immer wieder gibt es Gewalt und Vandalismus durch einzelne Bewohner – die vielen anderen leiden darunter. Sie bemängeln immer noch: Das Haus ist extrem hellhörig, die Küchen sind oft verdreckt, es stinkt. Und durch die Fenster zieht es. Im Winter ist es oft kalt in den Zimmern.
(Die Flüchtlingsunterkunft in Radebeul von innen)
Schimmel und Schädlinge in Flüchtlingsunterkünften
Im „Heim-TÜV“ des sächsischen Ausländerbeauftragten schnitt die Unterkunft in Radebeul schlecht ab, landete zuletzt auf Platz 35 von 40. Bemängelt wurde der abgewohnte Zustand, Schimmel- und Schädlingsbefall sowie fehlende Sicherheitskräfte. Für den Betreiber: eine Momentaufnahme.
„Das war gerade die Zeit, wo der Landkreis die Objekte auf Sparflamme betrieben hat über uns – mit wenig Geld. Wo ich auch mehrfach Schreiben ans Landratsamt gerichtet habe und gesagt habe: Es ist Sanierungsbedarf. Aber da war mit diesen Beträgen – damals haben wir noch von 5,70 Euro gesprochen – nichts zu machen.“
Wilfried Pohl, Geschäftsführer ITB Dresden
Mittlerweile zahlt das zuständige Landratsamt in Meißen mehr an die ITB Dresden – 6,50 Euro pro Tag und Flüchtling. Seitdem wurde renoviert. Die Gänge gestrichen, die Sanitäranlagen erneuert. Wirklich wohnlich wird die alte DDR-Immobilie aber nie werden. Das Amt bezeichnet Pohl als zuverlässig. Seine Stasi-Vergangenheit habe keinen Einfluss auf die Zusammenarbeit. Außerdem sind seine Heime Dank der bereits abgeschriebenen Immobilien unschlagbar günstig. Konkurrenten verlangen derzeit oft das Doppelte.
Verschiedene Branchen verdienen an Flüchtlingen
Die ITB Dresden ist in Ostdeutschland stark aufgestellt. Andere Unternehmen sind bundesweit aktiv – European Homecare, zum Beispiel. Der „Marktführer“ aus Essen betreibt rund 50 Flüchtlingsheime und macht einige Millionen Euro Umsatz pro – und Gewinn. Doch immer wieder gibt es Negativschlagzeilen. Im vergangenen Herbst drangen Fotos an die Öffentlichkeit, auf denen Sicherheitsleute Flüchtlinge misshandelten. Sie stammten aus einem Heim von European Homecare in Nordrhein-Westfalen. Die Sicherheit dort war outgesourct an ein Subunternehmen. Auch nach den Vorfällen bekam European Homecare wieder Aufträge.
(Polizisten tragen am 5.12.14 einen Mann fort, der vor der Zentrale von European Homecare gegen die Misshandlung von Flüchtlingen protestiert hat)
Asylbewerber als Konjunkturprogramm für Bauunternehmen
Für Bauunternehmen, die in relativ kurzer Zeit Container-Gebäude errichten können, wirkt der aktuelle Flüchtlingsstrom wie ein Konjunkturprogramm. In ganz Deutschland vergibt der Staat Millionenaufträge. Manche Firmen werben sogar schon mit fertig gestellten Heimen auf ihren Internetseiten. Nachdem der hektische Bau von Kindertagesstätten gerade abflaute, kamen die Asylbewerberheime gerade rechtzeitig, hört man aus der Branche.
Asyl führt zu „Goldgräber-Stimmung“ im Bayerischen Wald
In letzter Zeit wittern auch einzelne Geschäftsleute ihre Chance. Im Bayerischen Wald, wo es viele leerstehende Hotels und damit viele potentielle Flüchtlingsheime gibt, war gar eine „Goldgräber-Stimmung“ zu spüren. In der Gemeinde Neuschönau krachte es deshalb gewaltig. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion funktionierte der Investor Josef Haberstroh aus Oberbayern das alte „Sporthotel Heidelberg“ zu einer Notunterkunft für rund 100 Flüchtlinge um. Weder die Regierung von Niederbayern, die den Auftrag vergeben hatte, noch der neue Hausherr dachten daran wenigstens den Bürgermeister im Ort vorzuwarnen. Haberstroh vermietet nicht nur die Zimmer, er sorgt auch für die Verpflegung der Flüchtlinge. Bei guter Auslastung könnte er damit im Monat über 100.000 Euro umsetzen. Im Dorf werfen ihm viele vor, ein Geschäftemacher zu sein. Er selbst sagt: „Viel wird nicht übrig bleiben“.
(Das alte „Sporthotel Heidelberg“ in Neuschönau (Bayerischer Wald) ist jetzt eine Notunterkunft für 100 Flüchtlinge)
Gutes Geschäft – vom Abschleppunternehmer zum Heimbetreiber
Josef Haberstroh ist kein unbeschriebenes Blatt. In Ingolstadt beschäftigte sein Abschleppunternehmen immer wieder die Justiz und die Lokalpresse: Er verdiente damit, widerrechtlich geparkte Autos von Supermarkt-Parkplätzen abzuschleppen. Ohne Reibereien lief das nicht immer. Das Landgericht Ingolstadt verurteilte ihn wegen Beleidigung und Bedrohung. Haberstroh möchte das Heim jetzt erstmal ein paar Jahre betreiben – und dann schauen was „die Hütte“ noch wert ist. Neuschönaus Bürgermeister Alfons Schinabeck hofft dagegen, dass der Vertrag nach einem halben Jahr ausläuft und es zu keiner Verlängerung kommt. Er will, dass die Kommune in Zukunft selbst für die Unterbringung von Flüchtlingen sorgt.
„Man bekommt pro Person einen Betrag X und man versucht da natürlich als Geschäftsmann den maximalen Gewinn herauszuholen. Und ich glaube, eine Kommune sieht das von der Seite, dass die Menschen optimal untergebracht sind.“
Alfons Schinabeck, Bürgermeister von Neuschönau
(Der Hotelkomplex in Freyung dient jetzt als Notunterkunft für Flüchtlinge)
Kleinstadt kauft Hotel-Komplex als Notunterkunft für Flüchtlinge
Der Eklat in Neuschönau sorgte in der Region für Aufregung. In Freyung, nicht weit entfernt, wollte man so eine Situation auf jeden Fall vermeiden. Deswegen entschied sich die verschuldete Kleinstadt Ende November dazu, einen riesigen, seit Jahren leerstehenden Hotel-Komplex selbst zu kaufen – für vier Millionen Euro. Er bietet nun als Notunterkunft Platz für 450 Flüchtlinge. Mit der Investition will die Kommune zwei Ziele auf einmal erreichen: Die Flüchtlinge sollen ordentlich untergebracht sein – und wenn sich mit einer Notunterkunft schon Geld verdienen lässt, dann soll es den Bürgern zugutekommen. In Idealfall, so Bürgermeister Olaf Heinrich, könnte im laufenden Jahr ein Überschuss von 1,3 Millionen Euro erwirtschaftet werden. Nach zwei Jahren soll das Gelände, von dem aus man einen 360-Grad-Blick über den Bayerischen Wald hat, gewinnbringend an einen Investor verkauft werden.
„Unser Wunsch wäre, dass diese außergewöhnliche Lage mit dem tollen Fernblick auch in Zukunft für ein Hotel genutzt wird.“
Olaf Heinrich, Bürgermeister von Freyung
Es werden weiterhin Geschäfte und Profite mit notleidenden Menschen gemacht, zunächst werden Waffen in ihre Länder oder die angebliche Demokratie exportiert und/oder wahlweise die Ressourcen ausgebeutet, dann geraten die Heimatlosen in die Fänge von Schleppern, bis sie schließlich als billige Arbeitskräfte in Europa landen. Pervers, zeitgleich senkt die Bundesregierung die Entwicklungshilfe…Zufall? Nein.
Quellen: PRAVDA TV/br.de vom 21.02.2015
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