Nasa-Wissenschaftler haben ein Konzept entwickelt, nach dem Menschen in Luftschiffen über den Schwefelsäure-Wolken der Venus leben könnten.
Dort herrschen verhältnismäßig erdähnliche Bedingungen, die Luftschiffe könnten mit Solarenergie betrieben werden.
Eine ganze Reihe von technischen Problemen sind aber noch ungelöst.
Die Computergrafik, die die Nasa zeigt, erinnert an den Film „Das Imperium schlägt zurück“: Gewaltige, silber glänzende Kuppeln hängen über den Wolken, unter diesen Luftschiffen sind Gondeln befestigt. Eine kleine Stadt über den Wolken – nur dass der Planet, auf dem sich die Nasa diese Vision vorstellt, weder die Erde noch der fiktive Gasplanet Bespin ist, auf dem im oben genannten Science-Fiction-Film Lando Calrissian residiert. Sondern die Venus.
Geht es nach dem Willen einiger Nasa-Wissenschaftler, könnte so in der Zukunft tatsächlich eine bewohnbare Kolonie auf der Venus aussehen – immerhin der Planet in unserem Sonnensystem, dessen Umlaufbahn am nächsten zur Erde liegt. Näher noch als der Mars, für dessen langfristige Besiedlung es ja tatsächlich bereits mehr oder weniger realistische Projekte gibt. Das Problem ist nur: Mit Temperaturen über 450 Grad Celsius und dem etwa 90-fachen Luftdruck wie auf der Erde ist das Überleben auf der Oberfläche der Venus selbst mit größtem technischen Aufwand schwer vorstellbar. Weshalb die Wissenschaftler der US-Raumfahrtbehörde auf die Idee mit der Wolkenstadt gekommen sind.
Dort, über den dicken Wolken aus giftiger Schwefelsäure, etwa 50 Kilometer über dem Boden, ist der Atmosphärendruck nur etwa so hoch wie auf der Erde, Temperaturen um die 75 Grad Celsius sind technisch ebenfalls kaum ein Problem. Die Solarenergie, die über den Wolken der Venus zur Verfügung stünde, könnte die Luftschiffe und andere Installationen womöglich auch dauerhaft mit der nötigen Energie versorgen.
Um eine solche Station über der Venus zu installieren, schlägt das Nasa-Forschungszentrum in Langley eine Reihe von Weltraummissionen vor: Auf der ersten Mission soll ein Roboter in die Atmosphäre eintauchen und sie genau analysieren. Anschliessend soll eine bemannte Mission den Planeten dreissig Tage in der Umlaufbahn umkreisen. Ist sie erfolgreich, sollte die nächste Mission Menschen für 30 Tage in die Atmosphäre bringen. Dann könnten Menschen ein Jahr in der Atmosphäre verbringen und schliesslich gar eine Wolkenstadt errichten.
Die mit Helium gefüllten und etwa 130 Meter langen Luftschiffe (die Roboterversion würde nach den Plänen 31 Meter lang sein), in deren Gondeln sich die Astronauten aufhalten sollen, wären an ihrer Oberseite mit Solarzellen versehen, und hätten eine Kapsel an Bord, mit der die Astronauten die Atmosphäre der Venus wieder verlassen könnten.
Die Luftschiffe sollen 50 Kilometer über der Oberfläche der Venus schweben, wo der Atmosphärendruck nur noch 1 Bar beträgt und vergleichsweise milde 75 Grad Celsius herrschen. Die kosmische Strahlung ist dort deutlich tiefer als auf dem Mars, vergleichbar etwa mit der Strahlung auf der Erdoberfläche.
Bislang ist dieses „Havoc“ (High Altitude Venus Operational Concept) genannte Projekt aber noch reine Zukunftsmusik und die Nasa-Wissenschaftler müssen sich mit einer Reihe offener Fragen beschäftigen:
Wie lassen sich die Solarzellen vor der Schwefelsäure in der Atmosphäre schützen? Wie kann ein Andock-Manöver zwischen Luftschiff und Raumfahrzeug aussehen? Und wie könnten die Luftschiffe in der Atmosphäre der Venus überhaupt mit Helium befüllt werden?
Video:
Quellen: NASA/sueddeutsche.de/20min.ch vom 19.12.2014
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