Papst Franziskus rügt Europa für seine Flüchtlingspolitik. Dabei nimmt der Vatikan selbst keine Einwanderer auf.
Papst Franziskus verlangt Solidarität mit Flüchtlingen. Im Europäischen Parlament mahnte er diese Woche, das Mittelmeer dürfe „nicht zu einem großen Friedhof werden“; die Männer und Frauen, die täglich auf Kähnen an Europas Küsten landeten, brauchten „Aufnahme und Hilfe“. Es war nicht das erste Mal, dass der Papst Europa wegen seiner Flüchtlingspolitik ins Gewissen redete. Doch gibt es nur einen Staat in Europa, der bisher keinen einzigen Flüchtling aufgenommen hat: den Vatikan selbst. Er hat weder ein Asylrecht noch eine Anlaufstelle für Asylsuchende. Geschweige denn ein Flüchtlingsheim.
(Bild: Ein Herz für Einwanderer nur in anderen Staaten? Papst Franziskus im Juli 2013 auf der Insel Lampedusa)
Daran ist in Italien schon vor einiger Zeit Kritik laut geworden. Als Franziskus im Sommer vergangenen Jahres auf Lampedusa war, um „brüderliche Solidarität“ gegen die „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ einzufordern, schimpfte die italienische Rechte in der Lega Nord, der Papst solle doch selbst erst einmal Migranten aufnehmen. Doch nichts geschah. Denn der Vatikan begreift sich nicht als „Staat im üblichen Sinn“. So beschreibt Pater Markus Graulich, Untersekretär im päpstlichen Rat für Gesetzestexte, die Sonderrolle der kirchlichen Stadt.
„Praktische und geistliche Unterstützung“
Sie umfasst nach den Lateranverträgen mit Mussolini 1929 gerade einmal 44 Hektar, etwa die Hälfte davon Gartenanlagen. Auch in Straßburg, so sagt Graulich, habe der Papst als Oberhaupt seiner Kirche und moralische Instanz für mehr als 1,2 Milliarden Katholiken gesprochen – und nicht als Staatschef des Vatikans, der weder die UN-Menschenrechtskonvention unterschrieben hat noch zur Europäischen Union gehört. Begrüßt wurde Franziskus in Straßburg aber durchaus wie ein Staatsoberhaupt, eine Musikkapelle des Eurokorps spielte die Hymne des Vatikanstaats.
Pater Gabriele Bentoglio ist Untersekretär im päpstlichen Rat für die Migranten. Er sagt, seine Aufgabe bestehe nicht darin, Flüchtlingen direkt im Vatikan zu helfen. „Wir unterstützen vielmehr die lokalen Bischöfe weltweit bei ihrer Arbeit, praktisch und geistlich.“ Gemeinsam mit den etwa 200 Vatikan-Nuntiaturen in aller Welt und der jeweils nationalen Caritas trage der Migrantenrat dazu bei, dass Flüchtlinge versorgt, untergebracht und legalisiert würden. Zudem leiste er geistlichen Beistand, etwa an Flughäfen und Häfen. Die Hauptaufgabe des Rats, sagt Bentoglio, sei dem Gründungsauftrag gemäß die Seelsorge für Migranten und für Menschen unterwegs.
Rückreisegeld statt Aufnahme
Zur Zeit des „Dritten Reichs“ fanden Hunderte bedrängte Menschen dank der Kirche in Rom Schutz (Lesen Sie hier: Vatikan & Nazis – Fluchthilfe für NS-Kriegsverbrecher). Pater Graulich vom päpstlichen Rat für Gesetzestexte sagt aber, auch in diesem Fall habe nicht der Vatikan selbst gehandelt; er habe nur einigen Botschaftern Wohnrecht gewährt. Vielmehr seien es damals vatikanische Institutionen in Rom sowie Orden und Gemeinden gewesen, die zahlreiche von Hitler Verfolgte aufnahmen (Lesen Sie hier: Die katholische Kirche und der Holocaust. Der deutsche Campo Santo, der Friedhof und die Gebäude der Bruderschaft, wo zu jener Zeit der irische Priester Hugh O’Flaherty viele Flüchtlinge verbergen konnte, liege zwar im Schatten von Sankt Peter, sei aber exterritorial.
Ein solches exterritoriales Gebiet des Vatikans am Stadtrand von Rom ist auch Sankt Paul vor den Mauern. Dort beantragten im Frühling 2011 ein paar Dutzend obdachlose Roma Asyl. Der Vatikan wies sie zurück. Stadt und Kirche boten stattdessen jedem 1000 Euro für die Rückreise an. Der Papst will nun Mitte Dezember Roma treffen, die von einer römischen Pfarrei unterstützt werden, einigen die Beichte abnehmen und eine Messe mit ihnen feiern. Erst vor kurzem traf der Papst auch Überlebende, die im Herbst 2013 über das Mittelmeer nach Lampedusa geflohen waren.
Auf der Insel selbst arbeiten eine Pfarrei, die Diözese Agrigent, die Caritas und die kirchliche Stiftung Migrantes. Auch der katholische Malteser-Orden wirkt dort im Sinn des Papstes; und so handeln auch die Benediktiner der Abtei Münsterschwarzach bei Würzburg, die jetzt 22 Flüchtlinge in ihren früheren Internatsräumen unterbringen wollen. Abt Michael Reepen sagt: „Es hilft nicht nur beten, sondern man muss, wenn sie vor der Tür stehen, etwas tun.“
Quellen: PRAVDA TV/AP/faz.net vom 30.11.2014
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