Der US-Staat Kalifornien leidet seit drei Jahren unter der schlimmsten Dürre seit 1977. Im Central Valley, dem „Obstgarten Amerikas“, haben Tausende kein fließendes Wasser. Ein Besuch.
An manchen Ecken sieht das Central Valley noch aus wie früher: Die Zweige der Orangenbäume biegen sich unter der Last der Früchte bis zum Boden. In einigen Weingärten hat die Lese begonnen. Auf Feldern drehen sich Sprenkleranlagen. Aus dem „Obstgarten Amerikas“ stammen ein Drittel aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse Amerikas.
(Bild: Die Enterprise Bridge über dem Lake Oroville in Oroville, Kalifornien im Juli 2011 und August 2014)
Doch je tiefer man in das 600 Kilometer lange Tal hineinfährt, desto flacher, heißer und staubiger wird es. Seen sind hier zu Pfützen geschrumpft, in den Kanälen fließt kein Wasser mehr. Auf den Feldern haben Landarbeiter tote Obstbäume zu großen Haufen getürmt. „Löst die Wasserkrise!“, flehen Plakate am Straßenrand. Das Central Valley ist das Epizentrum der Dürre, die den US-Bundesstaat Kalifornien seit drei Jahren plagt. An seinem östlichen Rand haben immer weniger Menschen fließendes Wasser. Die meisten von ihnen leben in East Porterville.
Donna Johnson kann sich nicht erinnern, wann es dort zum letzten Mal geregnet hat. „Es muss irgendwann letztes Jahr gewesen sein“, sagt sie. „Aber es war so wenig, dass das Wasser verdunstete, bevor es in den Boden sickern konnte.“ Anfang Juni stellte sie fest, dass auch aus ihrer Leitung keines mehr kam. „Es war schrecklich“, sagt sie, „ich bin eigentlich eine Drei-Duschen-pro-Tag-Person, anders kann ich meine Schuppenflechte kaum ertragen.“
In East Porterville sind die Häuser nicht an das städtische Wassersystem von Porterville angeschlossen. Stattdessen pumpen die Menschen ihr Wasser aus privaten, oft nur zehn Meter tiefen Brunnen, von denen immer mehr versiegen.
Auch Donna Johnsons Brunnen war für jahrelange Trockenheit nicht gerüstet. Ein Brunnenbauer sagte ihr, dass es bis zu 15.000 Dollar kosten würde, einen tieferen zu bohren. Und dass sie Monate warten müsste, weil alle Brunnenbauer in der Gegend mit ihren Aufträgen nicht mehr nachkommen.
„Hast du Wasser?“, begann Johnson daraufhin jeden zu fragen, den sie traf. Sie notierte die Namen jener, die mit Nein antworteten. Nach dem 20. Namen dachte sie: „Das ist eine Epidemie.“ Sie ging zum Stadtrat, doch der fühlte sich nicht zuständig. Da beschloss die 70-Jährige, selbst etwas zu tun.
Sie kaufte Wasser in Plastikflaschen, hievte sie auf den Pick-up ihres Mannes und verteilte sie an die Leute. Sie erbettelte Spenden und nahm einen 700-Dollar-Kredit auf, um mehr zu kaufen. Als das Geld weg war, versuchte sie, im „Porterville Recorder“ eine Anzeige mit einem Spendenaufruf zu schalten. Die Zeitung lehnte ab und schrieb stattdessen einen Artikel über sie. Danach bekam Donna Johnson so viel Wasser geschenkt, dass sie zwei junge Männer bat, ihr beim Verteilen zu helfen.
Seither sind fünf Monate vergangen. Im Bezirk haben 785 Haushalte – rund 3600 Menschen – kein fließendes Wasser mehr, sagt Andrew Lockman, der Notfallbeauftragte von Tulare County. 2700 davon leben in East Porterville. Donna Johnson weiß nicht, wie viele Lkw-Ladungen Wasser sie schon durch die Stadt gekarrt hat. Nur, dass es viele waren. Zwölf Familien sind inzwischen weggezogen. Ihre Häuser stehen jetzt leer.
(Der Folsom Stausee in El Folosom, Kalifornien im Juli 2011 und August 2014)
Experte rechnet mit einem weiteren Dürrejahr
Jane Tapia würde auch gerne fortziehen. Die 54 Jahre alte Mutter von vier Kindern kocht morgens in einem Schnellrestaurant und pflückt danach Orangen und Trauben auf einer Plantage. Seit fünf Monaten kann sie nicht mehr duschen. Sie schüttet sich Wasser aus einem Eimer über den Kopf, um sich zu waschen. Neben Wasser fehlt es ihr an Geld. Die Orangen werden wegen der Dürre immer kleiner. Es dauert eineinhalb Mal so lange wie sonst, eine Kiste zu füllen. Und die Farmer zahlen zehn Prozent weniger pro Kiste. Anders als Donna, die den Brunnen ihres Nachbarn mitnutzen darf, kann Jane niemanden in ihrer Straße um Wasser bitten. „Bei uns hat niemand mehr Wasser“, sagt sie.
Donna Johnson hat der aus Mexiko stammenden Frau geholfen, die Formulare für das Hilfsprogramm der Bezirksverwaltung auszufüllen. Jetzt bekommt die Familie sechs Gallonen Trinkwasser – knapp 23 Liter – pro Person und pro Woche geliefert. Der Bezirk befüllt außerdem zwei Tanks in East Porterville, aus denen Tapias Söhne alle paar Tage jenes Wasser holen, mit dem sie dann sich und ihre Wäsche waschen.
Der Notfallbeauftragte Andrew Lockman will dafür sorgen, dass die Familie Tapia noch vor dem Winter wieder duschen kann. Auf dem Platz einer Kirche in der Nähe will er einen Tankwagen mit 16 Duschen aufstellen. Später soll jedes Haus einen Tank bekommen, der vom Bezirk befüllt wird, bis die Dürre vorüber ist.
Doch wie lange das dauern wird, weiß niemand. Jay Lund, Dürre-Experte an der Universität von Kalifornien in Davis, vermutet: mindestens noch ein Jahr. Deshalb macht Donna Johnson erst einmal weiter: Sie besorgt Fässer für die Wassertransporte. Sie verteilt Pappteller, damit niemand Wasser durch Abwaschen vergeuden muss, oder Feuchttücher „gegen das Gefühl, immer schmutzig zu sein“. Und natürlich Wasserflaschen.
Wenn die umtriebige Frau, die vor ihrer Pensionierung Alkoholiker beriet und Schwimm-kurse gab, die Dürreopfer besucht, wird sie ganz ruhig. Manchmal bleibt sie auf eine Tasse Tee. Mit Jane Tapias Sohn Gabriel plaudert sie über die Zeiten, als man am Ufer das Lake Success noch Jetskis mieten konnte. Sie hört auch denen zu, die wütend sind: „Sie hätten uns das Wasser aus dem See geben können“, schimpft der Reifenhändler Alfredo Cerda. „Aber sie haben es lieber an die Rancher verkauft.“
Donna Johnson nickt. Auch sie hält das komplizierte kalifornische Wasserrechtssystem für ungerecht. „Es ist verrückt, dass das Wasser nicht den Leuten gehört, die hier leben“, sagt sie. Der Reifenhändler redet sich jetzt in Rage. Donna bremst ihn: „Alfredo, die Farmer sterben doch auch.“ Kaliforniens Bauern mussten dieses Jahr mit einem Drittel weniger Wasser auskommen. Fünf Prozent der bewässerten Ackerfläche liegen brach. Mehr als 17.000 Landarbeiter verloren ihre Jobs. Allein die Farmer im Central Valley wird die Dürre dieses Jahr 1,5 Milliarden Dollar kosten.
(Der Bidwell Yachthafen am Lake Oroville in Oroville, Kalifornien im Juli 2011 und August 2014)
Die Bauern tragen nicht die alleinige Schuld
Johnson weiß, dass viele Farmer dieses Jahr kaum noch Wasser aus den Seen und Flüssen zugeteilt bekommen haben. Deshalb pumpen sie aus immer tieferen Brunnen immer mehr Wasser aus dem Boden. Viele haben sehr viel tiefere Brunnen als Johnson selbst oder ihre Nachbarn. Und manche haben ihre Orangenhaine sehr nah an die Stadt gepflanzt.
Aber sie hütet sich, die Bauern allein für die Misere in East Porterville verantwortlich zu machen. Die würden Amerika schließlich mit Nahrung versorgen. Und die Menschen hier mit Jobs. Sie hat sogar Verständnis für die Bauern, die ihrerseits die Staatsregierung in Sacramento kritisieren: Diese habe in nassen Jahren einfach nicht genug Wasser gespeichert. Aus Angst vor Klagen von Umweltschützern. Denn die behaupteten, höhere Wasserstände hätten den Bestand von Lachsen und Stinten gefährden können.
Donna Johnson macht niemandem Vorwürfe. Menschen, die ungeniert ihren Rasen wässern, während ihre Nachbarn schon kein Wasser mehr haben, gäbe es kaum noch, sagt sie. Auch der städtische Golfplatz hat inzwischen braune Flecken. „Die Dürre hat uns alle getroffen. Die Farmer. Die Reichen. Die Armen.“
Am Freitag vor einer Woche, spät nachts, hat es in East Porterville tatsächlich richtig geregnet. Zum ersten Mal in diesem Jahr. Eine Stunde lang. Und dann am Samstag noch einmal ein bisschen hier und da. „Die Leute waren zuerst glücklich“, sagt Donna Johnson und dann gleich enttäuscht, dass es nicht mehr war. „Aber ich habe mich gefreut.“ Der Regen hat den Staub aus der Luft gewaschen. Ihr sind ein paar schöne Fotos vom Regenbogen gelungen. Sie hofft, dass es ein Anfang war.
Quellen: PA/Reuters/WeltOnline vom 30.11.2014
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