Großbritannien: Sex, Lügen, MI5 – und 200 vermisste Kinder (Video)

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In London gärt ein unfassbarer Pädophilen-Skandal. Darin verwickelt: Politiker, Richter, V.I.P.s. Der Verdacht: Geheimdienste deckten den Kinderschänderring im Regierungsviertel – und auch Morde.

Diese Geschichte liest sich wie das Drehbuch eines schlechten Krimis. Es geht um einen Pädophilenring, dem prominente Politiker, Richter und andere Personen des öffentlichen Lebens angehören. Und es geht um Kinder, die über Jahre hinweg missbraucht, einige von ihnen gar ermordet wurden. Details der Verbrechen werden der Polizei und der Regierung zwar zugespielt, doch sie gehen verloren, denn auch der Geheimdienst ist in die Affäre verstrickt. Die überlebenden Opfer schweigen viele Jahre, die Täter bleiben ungestraft.

(Foto: Immer lächelnd: Der mittlerweile verstorbene britische Starmoderator Jimmy Savile wurde posthum als pädophiler Serientäter entlarvt)

Diese Geschichte ist – so scheint es – keine Fiktion, sondern sie soll Realität gewesen sein, im britischen Establishment der 70er- und 80er-Jahre. Die Londoner Polizei untersucht zurzeit mit einer 40-köpfigen Sonderkommission die Vorwürfe und konzentriert sich dabei auf das „Elm Guest House“, eine Pension im Südwesten Londons.

Die Verhaftung von, so heißt es, „bekannten Persönlichkeiten“ soll angeblich kurz bevorstehen. Innenministerin Theresa May sagte der BBC, dass die aktuellen Vorwürfe nur „die Spitze des Eisbergs“ seien.

Die ersten Vorwürfe wurden bereits 2012 durch den Labour-Abgeordneten Tom Watson öffentlich gemacht, kurz nach dem Skandal um den BBC-Moderator Jimmy Savile. Watson sagte damals, dass es eindeutige geheimdienstliche Hinweise gebe „auf ein einflussreiches Pädophilennetzwerk mit Verbindungen zum Parlament und der Downing Street“.

Jimmy Savile, die „nationale Ikone“

BBC-Moderator und -Discjockey Jimmy Savile, der 2011 im Alter von 84 Jahren starb, war posthum nachgewiesen worden, Hunderte Mädchen und junge Frauen über einen Zeitraum von 50 Jahren missbraucht zu haben. Seine einflussreiche Position in den Medien nutzte er, ebenso wie seine engen Verbindungen zum Establishment, um eine Strafverfolgung zu verhindern; denn Hinweise und Beschuldigungen hatte die Polizei in dieser Zeit zu Dutzenden erhalten.

Als „nationale Ikone“ wurde Savile 1990 von der Queen zum Ritter geschlagen, auch war er ein enger Freund der damaligen Premierministerin Margaret Thatcher. Von ihrer Regierung war er beauftragt worden, im Streit der Gewerkschaften mit dem südenglischen Broadmoor-Hochsicherheitskrankenhaus zu vermitteln, in dem psychisch kranke Kriminelle untergebracht wurden.

Genau dort aber (und in etlichen anderen Krankenhäusern) soll Savile Patienten, Klinik-personal und Besucher missbraucht haben. Die Anschuldigungen gehen von sexuellen Anspielungen und Übergriffen bis hin zu Vergewaltigungen.

Die BBC und die damaligen Regierungen gerieten in die Kritik, Savile trotz vieler Hinweise nicht gestoppt zu haben. Doch all jene, die glaubten, mit den Ermittlungen zu Savile sei der Fall erledigt gewesen, sollten sich schon bald irren. Es war erst der Anfang.

Erst Rolf Harris und Stuart Hall, nun Cyril Smith

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Etliche Polizeiermittlungen und Regierungsuntersuchungen zu lang zurückliegenden Missbrauchsfällen folgten, Hunderte Opfer meldeten sich, und Vorwürfe gegen weitere BBC-Moderatoren wie Rolf Harris und Stuart Hall folgten. Beide wurden inzwischen zu langen Haftstrafen wegen sexuellen Missbrauchs verurteilt. Nach und nach weiteten sich die Ermittlungen auch auf die politische Sphäre aus.

Ein Name, der dabei immer wieder fiel, war der von Sir Cyril Smith, einem schwulen Parlamentsabgeordneten der liberal-demokratischen Partei. Auch Gerüchte zu einem Pädophilenring im Londoner Regierungsbezirk wurden lauter, doch viele Beobachter taten sie als zu weit hergeholt ab.

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(Der frühere Moderator Stuart Hall (l.) wurde wegen sexuellen Missbrauchs zu einer Haftstrafe verurteilt, ebenso wie …)

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Smith, ein Freund von Savile, war mindestens drei Mal wegen Missbrauchs von Jungen innerhalb eines Zeitraums von 30 Jahren angezeigt worden. Auch dies sollte keine weiteren Folgen haben. 2012 dann bestätigte die Polizei in Manchester, dass es „erdrückende Beweise“ gegen den 190 Kilo schweren und fast 1,90 Meter großen Abgeordneten gebe. Auch Smith war zu diesem Zeitpunkt schon verstorben, 2010, im Alter von 82 Jahren.

144 Anschuldigungen von Opfern deckte die Polizei nun auf, die meisten von ihnen sollen zur Zeit des Missbrauchs nicht älter als acht Jahre gewesen sein. Viele von ihnen sollen die Knowl-View-Internatsschule in Rochdale, Lancashire, besucht haben. Ein pensionierter Polizeibeamter sagte 2012, dass eine Akte zu sexuellen Missbrauchsvorwürfen gegen Smith, von der die Polizei behauptet hatte, sie sei verloren gegangen, in Wahrheit vom Inlandsgeheimdienst MI5 beschlagnahmt worden war.

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(… Entertainer Rolf Harris (Mitte, mit Bart und buntem Schlips). Hier ist der einstige TV-Star mit seiner Frau (r.) und Bodyguards auf dem Weg ins Gerichtsgebäude)

Akten von 200 vermisst gemeldeten Kindern im Fokus

Als weitere Vorwürfe gegen Smith hochkamen – diesmal betrafen sie Besuche in einer Pension in Barnes im Südwesten Londons –, wurden die Ermittlungen ausgeweitet. Anfang November 2014 wurden noch weniger fassbare Vorwürfe publik: Ein Mann behauptete, von dem „Westminster-Pädophilenring“ als Kind über Jahre missbraucht worden zu sein. Die Polizei höchstselbst habe zudem bei der Vertuschung des Mordes an einem achtjährigen Jungen geholfen.

Darüber hinaus sollen noch zwei weitere Jungen ebenfalls von dem Pädophilennetzwerk, dem Abgeordnete und Minister angehört haben sollen, getötet worden sein. Die Polizei arbeitet sich seitdem durch die Akten von mindestens 200 vermisst gemeldeten Kindern aus den 70er- und 80er-Jahren, um die angeblichen Opfer zu identifizieren.

Fragen über Fragen also. Wusste die Regierung etwa schon seit den 80er-Jahren über einen Pädophilenring im Regierungsbezirk Bescheid? Der konservative Abgeordnete Geoffrey Dickens, der 1995 starb, überreichte im Jahr 1983 ein Dossier mit Vorwürfen dem damaligen Innenminister Leon Brittan und dem damaligen Generalstaatsanwalt Sir Thomas Hetherington.

Damals wurde nichts unternommen, aber warum nicht? Die Akten übrigens, so teilte das Innenministerium Anfang des Jahres mit, seien entweder verloren gegangen oder zerstört worden.

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(Cyril Smith, langjähriger Parlamentsabgeordneter für den Bezirk Rochdale, wurde schon zu Lebzeiten mehrfach des sexuellen Missbrauchs verdächtigt. Offiziell ermittelt wurde gegen den mittlerweile verstorbenen „Big Cyril“ jedoch nie)

Ministerin May fragt: Wie konnte das nur passieren?

Mindestens drei Polizeiuntersuchungen laufen nun wegen der Vorwürfe. Der Londoner Polizeichef Sir Bernhard Hogan-Howe sagte der BBC: „Es gibt eine Serie von Vorwürfen über einen langen Zeitraum, und nicht alle scheinen miteinander verbunden zu sein – auch wenn es in der öffentlichen Wahrnehmung so erscheinen mag. Nun haben wir diese neuen Vorwürfe zu Morden – und natürlich macht das die ganze Sache noch ernster.“

Innenministerin Theresa May sagte, sie sei entschlossen, die Wahrheit herauszufinden, egal, wie lange die Anschuldigungen zurücklägen, und egal, gegen wen sie sich richteten.

„Wie konnte es nur passieren, dass in der Vergangenheit, aber auch bis heute die Institutionen, die Kinder schützen sollen, dies nicht taten? Wie war es nur möglich, dass dieser Missbrauch passieren konnte und dass niemand dafür bestraft wurde? Wir als Gesellschaft müssen die Wahrheit herausfinden, weil ich glaube, dass das, was wir bislang sehen, nur die Spitze des Eisberges ist.“

Eine ambitionierte Ansage, vor allem deshalb, weil ihr eigenes Ministerium in dem Fall ebenfalls unter Druck steht. Die Chefs der offiziellen Untersuchungskommission – die frühere Richterin Baronin Elizabeth Butler-Sloss und die frühere Londoner Bürger-meisterin Fiona Woolf – traten – gerade erst berufen – bereits wieder zurück, nachdem bekannt geworden war, dass sie selbst Verbindungen zu einigen der Personen haben, die in die Affäre verstrickt sein sollen. Nachfolger wurden bislang noch keine ernannt.

Video:

Quellen: redicecreations.com/WeltOnline vom 27.11.2014

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5 comments on “Großbritannien: Sex, Lügen, MI5 – und 200 vermisste Kinder (Video)

  1. In GB scheint es mir in der Politik eher nach dem Motto zu verlaufen.
    „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert“.
    Wenn einige dieser Herren schon wegen Kindesmisshandlung in Verdacht standen, wie haben die es geschafft, in der Politik zu bleiben?

    Unglaublich.

  2. Nun, in Anbetracht der Aussage eines ehemaligen Politikers „Politik sei ein schmutziges Geschäft“ und „wer Charakter hat, geht nicht in die große Politik…“
    muß der wachsame Bürger sich nicht mehr wundern „mille“!!!
    Den „feinen Herrschaften“ mit Schlips und Kragen und ihren Bodygards scheint nichts unmöglich – außer: der Hölle zu entgehen, es sei denn…

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