Dutzende Atombomben testete Frankreich in Französisch-Polynesien. Nun soll Paris dem Überseegebiet eine Milliarde US-Dollar als Entschädigung zahlen. Immer wieder holt das Erbe der Bombe die Grande Nation ein.
2. Juli 1966, Mururoa, Südpazifik: Grelles Licht füllt plötzlich den Horizont aus; verdichtet sich zu einer orangen Kugel, wölbt sich langsam in den Himmel und wächst zum charakteristischen Pilz einer Atomexplosion. Frankreich hat eben seine erste Atombombe in Französisch-Polynesien gezündet.
(Foto: Über 41-mal war ein solcher Atompilz über Französisch-Polynesien zu sehen. Eine französische Atombombe detonierte 1971 über dem Mururoa-Atoll)
21. November 2014, Papeete, Tahiti: Parlamentarier der konservativen Partei Tahoera’a Huiraatira treffen sich in der polynesischen Hauptstadt zu einer Sitzung. Sie wollen Frankreich verklagen. Für die Schäden, die die französischen Atomtests auf der Insel-gruppe anrichteten, soll Paris seinem Überseegebiet rund eine Milliarde US-Dollar bezahlen. Dies berichtet der britische «Independent» unter Berufung auf die polynesische Zeitung «La Dépeche de Tahiti».
Noch ist die Forderung nicht offiziell. Die Schirmherrschaft über die Klage hat der um-strittene polynesische Ex-Präsident Gaston Flosse. Der amtierende Staatschef Edouard Fritch ist nicht in die Klage involviert. So oder so, die Vergangenheit der französischen Atomtests hat die Grande Nation eingeholt. Einmal mehr.
Kampf um Entschädigungszahlungen
So tut sich Frankreich etwa mit der Anerkennung von Strahlenopfern der Tests noch immer schwer. Laut offiziellen Angaben waren rund 150’000 Zivilisten und Militärs an den französischen Atomtests beteiligt; teils waren sie schutzlos der Strahlung ausgesetzt. Bis 2001 leugnete Paris aber, dass es bei den Tests in Polynesien und Algerien überhaupt Opfer gegeben habe.
2010 verabschiedete das Parlament dann zwar ein Gesetz, welches die Anerkennung von Entschädigungsansprüchen vereinfachen sollte. Zusätzlich stellte man jährlich 10 Millionen Euro für Zahlungen bereit. Doch Opferorganisationen prangern seither die Wirkungslosigkeit des Gesetzes an. Der Weg zu einer Entschädigung führt über ein mühsames Gerichtsverfahren.
Laut Arte gingen bis Anfang Jahr 880 Anträge beim französischen Verteidigungs-ministerium ein. 17,5 Prozent davon blieben unbearbeitet, weil unvollständig. 81 Prozent wurden abgelehnt und gerade einmal 1,5 Prozent hiess man gut. Jean-Luc Sans, Präsident der Vereinigung der Veteranen der Nukleartests: «Man muss schon auf einem Plutonium-fass gesessen haben, damit man als Strahlenopfer anerkannt wird.»
Über 200 Tests in 30 Jahren
In Französisch-Polynesien gibt es gemäss medizinischen Berichten eine Häufung von Schilddrüsenkrebs und Leukämie. 210 Atombomben zündete Frankreich zwischen 1966 und 1996 in seinem Überseegebiet – oberirdisch und unterirdisch. Die Tests fanden auf den zwei Atollen Fangataufa und Mururoa statt. Letzteres ist auch heute noch Sperrgebiet.
Wissenschaftlern wurde der Zutritt zum Atoll jahrelang verwehrt, weshalb kaum ver-lässliche Daten über die Verseuchung oder die Mengen von radioaktivem Müll vorhanden sind. 1998 schätzte eine NGO, dass die französische Armee bis zu 3200 Tonnen radioa-ktiven Müll vor Mururoa ins Meer gekippt hatte.
Erst letztes Jahr gelangte ein Bericht des französischen Verteidigungsministeriums an die Öffentlichkeit, der erstmals die tatsächlichen Auswirkungen der oberirdischen Atomtests auf Französisch-Polynesien zeigte. Demnach wurde ein weit grösserer Teil der Inselgruppe von radioaktivem Niederschlag bedeckt, als Frankreich angegeben hatte. Auch über Tahiti, der am dichtesten besiedelten Insel, ging im Juli 1974 während zwei Tagen Fallout nieder: Das Plutonium-Level war 500-mal höher als zulässig.
Quellen: tagesanzeiger.ch vom 25.11.2014
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Ich habe eine prinzipielle Bitte.
Gebt zu allen „weitere Artikel“ (Links) auf dieser Plattform noch das date of create an.
Das gibt das System nicht her.
Denn diese Artikel müssen wir immer händisch einfügen, somit müsste für jeden Artikel zusätzlich
das Datum manuell abgerufen und eingetragen werden…sorry.
Gruß
PRAVDA TV