Mexikanische Imker gewinnen gegen Monsanto

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Gericht kippt Anbau von Gentech-Soja in Yucatan: Eine Gruppe mexikanischer Imker hat sich vorläufig erfolgreich gegen den Anbau von Roundup Ready-Soja der Firma Monsanto durchgesetzt. Der zuständige Richter sah es in seinem Urteil Anfang August als wissenschaftlich erwiesen an, dass Koexistenz in Yucatan nicht funktionieren könne, berichtet der britische Guardian. Eine kleine Studie hatte gezeigt, dass Bienen Gentech-Pflanzen anfliegen und es dadurch zu Verunreinigungen von Pollen und Nektar kommt. Der 2012 durch das mexikanische Landwirtschaftsministerium genehmigte Anbau von Gentech-Soja in der Maya-Region betrifft 25.000 Familien in der Region, die auch vom Verkauf hochwertigen Honigs leben.

(Foto: Aktivisten formen das Wort ‘ma ogm’, übersetzt ‘no gmo’ (genetically modified organisms – genetisch veränderte Organismen)

Der Distrikt-Richter brachte damit die vom mexikanischen Landwirtschaftsministerium 2012 erteilte Genehmigung für den kommerziellen Anbau von gentechnisch veränderter Soja in der Region Yucatan zu Fall. Das mexikanische Agrarministerium wollte die Land-wirtschaft mit der Zulassung von Gentech-Soya „intensivieren“.

Die Zulassung von Roundup-Ready-Soja hatte aber bereits damals zu Protesten von Landwirten, Biodiversitäts-Experten, Umweltschützern und Imkern geführt. 80.000 Hektar auf der Halbinsel Yucatan hätten mit Gentech-Soja bebaut werden dürfen, wurde damals berichtet.

Etwa 41.000 mexikanische Familien würden sich in Mexiko mit der Honiggewinnung teilweise ihre Existenz sichern. Das jährliche Exportvolumen betrage etwa 84 Millionen Dollar. Allein Deutschland beziehe 80 Prozent des Honigs aus Mexiko, so bio-markt.info.

Komplizierte Koexistenz

In Yucatan, auch Maya-Land genannt, gewinnen rund 25.000 Familien Honig. Gemein-sam mit Greenpeace (Bienen-Studie: Kritik von Verband – “Greenpeace-Report selektiv und verfälschend” – Kampagne “Hilft weder Bienen noch Bauern”) wurden Aktionen gegen den Anbau von Gentech-Soja gestartet. Auch von der damaligen Gouverneurin Yucatans, Ivonne Aracelly Ortega Pacheco, kam Unterstützung, Sie wolle ein gentechnik-freies Yucatan etablieren, so die Absichtserklärung. Angebaut wurde Monsanto-Soja dennoch.

Dass es mit der Koexistenz nicht so einfach ist, zeigte eine kleine Studie in Campeche (ein Bundesstaat in der Region Yucatan). Die Wissenschaftler unterschiedlicher Institutionen arbeiteten in Hopelchén, wo 2012 rund 10.000 Hektar Land mit GV-Soja bebaut wurden. Die Autoren fanden in acht von neun Proben Spuren der GV-Soja und kamen zum Schluss, dass der Anbau ein hohes Risiko für die Honigbauern darstelle:

Honey comb samples from Las Flores, Campeche, Mexico, often contained soybean pollen. Pollen in honey was analyzed in nine samples; six contained substantial soy pollen and two tested positive for soybean GMO. Our analyses confirm field observations that honey bees, Apis mellifera, gather soybean pollen and nectar. The resultant risk for honey production in the Yucatán Peninsula and Mexico is evident in wholesale price reduction of 12% when GMO products are detected and honey consignments are rejected. Although this affects only 1% of current export honey (2011-2013) GMO soybean is an unacknowledged threat to apiculture and its economics in one of the world’s foremost honey producing areas.

Auch für den Distrikt-Richter in Yucatan gab es genügend wissenschaftliche Belege, dass die Honigwirtschaft in der Region durch den Anbau von GV-Soja gefährdet ist. In einem Kommentar zu dem Urteil kritisierte die viertgrößte Tageszeitung Mexikos, La Jornada, dass die Regierung die weit verbreitete Ablehnung von GVOs ignoriere und großen inter-nationalen Konzernen den Anbau erlaube.

Der von der Regierung propagierte Kampf gegen den Hunger wäre damit nicht kompatibel, so die Zeitung. Der Kommentator spielt hier offenbar auf viele einschlägige Erfahrungen aus anderen südamerikanischen Ländern an, wo mit dem Einzug der Gentechnik tausende kleine Landwirte vertrieben wurden und ihre Existenz verloren.

Noch ein kleiner Sieg gegen Monsanto-Gene

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Wenige Wochen nachdem der Distrikt-Richter Monsanto den Anbau von Gensoja im mexikanischen Bundesstaat Yucatan untersagte, musste der Weltkonzern eine weitere kleine Niederlage vor Gericht in Mexiko-Stadt einstecken: Richter Jaime Manuel Marroquín Zavaleta wird die Zuständigkeit für das Verfahren behalten, bei dem eine Gruppe von Organisationen und Einzelpersonen im Juli 2013 eine Kollektivklage gegen die kommerzielle Aussaat von Genmais in Mexiko einreichte.

Marroquín Zavaleta entschied im vergangenen Jahr unter Berufung auf das sogenannte Vorsorgeprinzip, Genmais dürfe auch weiterhin nicht zu kommerziellen Zwecken in Mexiko ausgesät werden. Das Vorsorgeprinzip ist eine internationale Rechtsfigur, die auch im mexikanischen Biosicherheitsgesetz Eingang gefunden hat.

Monsanto hatte in den vergangenen Monaten versucht, den Richter als befangen und voreingenommen zu diskreditieren und seine Absetzung zu erreichen. Dieser Absicht schob nun ein Kollegialgericht in der mexikanischen Hauptstadt mit seiner Entscheidung vom 21. August 2014 einen endgültigen Riegel vor.

Weitere Prozesse?

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Das Kapitel Honig und Gentechnik ist inzwischen auch in Europa ein Thema. Denn trotz der vielen Regulierungen hatte man die Bienen bei Koexistenz-Fragen schlichtweg „vergessen“. Die Regelungen sind hier sehr unklar, auch was Kennzeichnungspflichten betrifft.

Dass aber Honigbauern unverhältnismäßig vom Anbau gentechnisch veränderte Pflanzen betroffen sein könnten, bestätigten inzwischen auch eine Reihe von Urteilen in Deutschland. Doch stehen immer noch viele Grundsatzentscheidungen aus.

Auch in Mexiko gibt es Befürchtungen, dass das Urteil in Yucatan womöglich erst der Anfang einer Reihe von Prozessen ist. Der „David-gegen-Goliath-Sieg“ muss nicht von Dauer sein. Wer Prozesse wie den von Percy Schmeiser verfolgt hat, weiß, dass die Agro-Gentech-Industrie einen langen Atem hat.

Quellen: amerika21.de/heise.de vom 04.09.2014

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