Mars-Simulation: Im Raumanzug auf Hawaii (Video)

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Nicht gerade der Himmel auf Erden: Das Leben im Marshabitat. Eine Wissenschaftlerin ist jetzt von ihrem Test-Aufenthalt zurückgekehrt und berichtet über ihre Erfahrungen. Und was bringen sie für einen realen Besuch des Roten Planeten?

Bei Hawaii denken viele an ein teures Ferienparadies, eine Inselkette mit wunderbarem Klima, Sonne und Meer, mit Wasserfällen und Vulkanen, weiten Stränden und vielen abwechslungsreichen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Auch die Wissenschaft hat diese Inseln längst für sich entdeckt, von der Biologie über die Geologie zur Astronomie und Raumfahrtforschung.

Letztere ist hier in Gestalt von HI-SEAS anzutreffen, des Programms Hawaii Space Exploration Analog and Simulation und seines Mars-Habitats. Hier wollen Forscher zum Aufenthalt auf dem Roten Planeten trainieren, innerhalb von vier NASA-gestützten Missionen, die entsprechend den geplanten Marsmissionen auf Dauer von vier Monaten bis hin zu einem ganzen Jahr veranschlagt sind. Die Erste davon begann im April vergangenen Jahres.

Diese Geschichte klingt natürlich so, als sollten hier Äpfel mit Birnen verglichen werden, denn wie will man auf der Erde nun Marsbedingungen testen? Extremtemperaturen, abweichende Gravitation und Sonneneinstrahlung, Strahlungsbelastung, dünne Atmosphäre und so weiter, alles zusammen? Kurz gesagt: Das ist nicht möglich. Möglich sind gerade einmal Tests einiger Aspekte, die sich für ein potenzielles Marshabitat ergeben, mehr auch nicht. An einer Flanke des Mauna Loa, Hawaii, befindet sich in rund 2.500 Meter Höhe ein kuppelförmiges Zelt, in dem Forscher ohne direkten Kontakt zur zivilisierten Außenwelt leben und zahlreiche Einschränkungen hinnehmen müssen – seien es wasserlose Toiletten oder dehydrierte Astronautennahrung, dazu auch empfindlichere Temperaturschwankungen.

Tägliche psychologische Tests sollen dazu beitragen, mehr über das Verhalten von Menschen unter einer Mars-Langzeitmission zu erfahren. Wer die Kuppel verlässt, muss einen Raumanzug tragen, zumindest eine entsprechende Attrappe. Diese »Kleider-ordnung« galt auch für die Forscherin Lucie Poulet vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die im Februar bereits zwei Wochen in der Mars Desert Research Station im US-Bundesstaat Utah verbracht hat und kürzlich von ihrem simulierten Marsaufenthalt am Mauna Loa nach Deutschland zurückgekehrt ist.

Diese entlegene Vulkanlandschaft auf Hawaii weist deutliche Ähnlichkeit zum Mars auf, wie andere Vulkanregionen auch – zum Beispiel das Terrain um den Pico del Teide auf Teneriffa, der für europäische Marsfreunde schneller zu erreichen wäre. Für Lucie Poulet bildete sich mit der Zeit mehr und mehr die Illusion heraus, tatsächlich weitab der Erde zu sein: »Auch wenn man beim Blick aus dem Fenster auf eine irdische Vulkanlandschaft gesehen hat – es hat sich oft so angefühlt, als ob man auf dem Mars leben würde.« So sei die Forscherin auch nie auf den Gedanken gekommen, ihre »Marsstation« ohne Raum-anzug zu verlassen. »Man fühlt sich tatsächlich von der Außenwelt auf der Erde isoliert … Man verliert sehr schnell das Zeitgefühl« Langeweile kam dabei allerdings nicht auf, ein Experiment folgte dem anderen.

Als Wissenschaftlerin des EDEN-Labors der DLR in Bremen untersucht Poulet nicht zuletzt die Gemüsezucht für Langzeitmissionen ins All. Im Habitat kümmerte sie sich um Studien, wie Pflanzen bei verschiedenen Wellenlängen wachsen und wie Grünpflanzen auf die menschliche Psyche wirken. Die Antwort auf letztere Frage dürfte kaum als epochal neue Erkenntnis daherkommen: sie wirken natürlich äußerst positiv. Aufschlussreicher waren dann wohl eher Experimente mit Pflanzensamen, die sich sieben Jahre lang im All befunden haben. Trotz der intensiven Weltraumstrahlung blieben immerhin 30 Prozent der Samen intakt.

Poulet arbeitete im Habitat mit fünf weiteren Kandidaten zusammen. Sie lernte diese Kollegen erst eine Woche vor Projektbeginn persönlich kennen. Nach vier Wochen im Habitat war man bereits etwas vertrauter miteinander, dann kamen schnell Routine und Monotonie auf. Jeden Tag die gleiche Umgebung, die gleichen Menschen.

Meinungsverschiedenheiten habe es durchaus gegeben, jedoch keinerlei große Konflikte. Letztlich seien gemeinsame Entscheidungen getroffen worden. Da jeder stundenlang mit seinen individuellen Forschungen befasst gewesen sei, habe man auch nicht fortwährend in Kontakt miteinander gestanden. Nur während der Mahlzeiten habe man sich ver-sammelt.

Die Mars-Simulation beinhaltete neben weiteren Maßnahmen auch einen verzögerten E-Mail-Austausch, um die Lichtlaufzeit zum Mars nachzuahmen. Wie die Forscherin nach ihrem Aufenthalt beteuerte: »Ich will gerne aktiv bei der bemannten Erkundung des Weltraums mitmachen und Erfahrungen beisteuern, die sie ermöglichen.« Ihr größter Wunsch nach dem Mars-Abenteuer war eine frische Wassermelone und Urlaub auf Hawaii, dann natürlich dem »anderen« Hawaii …

Experimente, Simulationen und Übungsprogramme sind zur Vorbereitung vieler Missionen unabdingbar, das ist klar. Dass dies umso mehr für eine »Jahrhundertmission« wie den Flug zum Mars gilt, dürfte eigentlich weitgehend außer Diskussion stehen. Kritiker finden allerdings weder einen Sinn an solchen Forschungsprojekten noch über-haupt an der keineswegs billigen bemannten Raumfahrt, Verfechter sehen eine konsequente und notwendige Entwicklung in ihr.

Wie überall, geht hier nicht nur in der Öffentlichkeit die Meinung weit auseinander und beide Seiten haben ihre Gründe. Fakt ist jedenfalls, dass die irdischen Mars-Experimente nicht im Geringsten mit einem realen Marsflug und -aufenthalt zu vergleichen sind. Allein die lange Reise zum Roten Planeten schließt physische und psychische Belastungen einer völlig unbekannten Dimension mit ein und kann fatal für die Besatzung werden.

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Was auf sie zukommt, lässt sich bei aller Wissenschaft auch heute gerade mal erahnen. Fakt bleibt aber doch, dass Menschen schon vieles realisiert haben, was einst für un-möglich, undenkbar oder unsinnig erklärt wurde. Wer ehrlich ist, wird wohl zugeben: Über Sinn und Zweck solcher Unternehmen kann oft nur die Zeit entscheiden.

Video:

Quelle: info.kopp-verlag.de vom 18.09.2014

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