Es ist ein Platz an der Sonne: Europas Raumfahrtagentur Esa hat den Landeplatz auf dem Kometen Tschuri festgelegt. Die Stelle ist nicht perfekt, es liegen aber relativ wenige Brocken herum.
Es ist eines der spektakulärsten Projekte der Raumfahrtgeschichte: Am 11. November soll ein kleiner Landeapparat auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko, genannt Tschuri, niedergehen und den Boden untersuchen. Bislang war die Landestelle unklar – die Europäische Raumfahrtorganisation Esa hatte vorab fünf Regionen ausgewählt. Der Lander „Philae“ befindet sich an Bord der Raumsonde „Rosetta“, die Tschuri seit dem 6. August umkreist.
(Foto: Ziel für Lander „Philae“: Die gewählte Region bietet viel Sonnenlicht sowie guten Kontakt zur Sonde „Rosetta“ und ist relativ flach)
„Die spezielle Form des Kometen macht die Landung schwierig“, sagt Stephan Ulamec, Lander-Projektleiter beim DLR in Köln. Man könne nicht überall landen. Kriterien bei der Auswahl des Landeplatzes waren die Sonnenbeleuchtung, die Bodenbeschaffenheit, also etwaige steile Abschnitte oder Spalten, und die Menge und Größe der herumliegenden Gesteinsbrocken.
Die Wahl fiel schließlich auf die Landestelle J auf dem sogenannten Kopf des Kometen. Von den fünf vorab gewählten Regionen biete sie vergleichsweise wenige „Stolperfallen“, teilte die Esa mit. Trotzdem bleibe das Manöver eine Herausforderung: Die Region ist zwar vergleichsweise flach und nur mit wenigen Gesteinsbrocken bedeckt. Doch schon auf den ersten Blick erkennt man auch steilere Geländeabschnitte.
„Landung soll ein gutes Ende nehmen“
Die Lichtverhältnisse auf dem Kometenkopf sind jedenfalls günstig: Die Solarzellen des Landers „Philae“ können dort genug Strom erzeugen, um die Batterien für einige Zeit verlässlich wieder aufzuladen. „Auch aus wissenschaftlicher Sicht sind wir mit der Oberseite des Kometenkopfes sehr zufrieden“, sagt Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS), wissenschaftlicher Leiter der Landemission. Messungen deuteten darauf hin, dass dort organisches Material vorliege und sich die Aktivität des Kometen gut untersuchen lasse.
Eine Punktlandung wird den Forschern jedoch kaum gelingen, der Landepunkt lässt sich nicht zuletzt wegen der geringen Anziehungskraft von Tschuri nur mit einer Genauigkeit von etwa 500 Metern bestimmen. „Wir brauchen deshalb nicht den einen perfekten Landepunkt, sondern eine Region, für die möglichst viele Landeszenarien ein gutes Ende nehmen“, so Böhnhardt.
Wichtig ist auch, dass die ausgewählte Region häufige und gute Kommunikation zwischen Lander „Philae“ und Orbiter „Rosetta“ erlaubt. Schließlich bleiben nach der Landung nur wenige Tage bis Wochen Zeit für Untersuchungen auf dem Kometen, dann droht die Energieversorgung von „Philae“ zusammenzubrechen. Die Messdaten müssen über die „Rosetta“-Sonde schnell zur Erde gefunkt werden, weil die Kapazität von „Philaes“ Datenspeicher begrenzt ist.
Sollte es wider Erwarten Schwierigkeiten bei der Landung geben, hat die Esa mit der Region C noch eine alternative Landestelle ausgewählt. Sie befindet sich seitlich auf dem Körper des Kometen.
Seit ihrem Start am 2. März 2004 hat „Rosetta“ mehr als sechs Milliarden Kilometer zurückgelegt. Dabei kam sie bereits dreimal an der Erde und einmal am Mars vorbei, um sich neuen Schwung für ihre Reise zu holen. 2011 wurden für einen Ausflug Richtung Jupiter für 957 Tage so gut wie alle Systeme an Bord der Sonde abgeschaltet, um Energie zu sparen.
Hauptaufgabe der Mission ist es, die molekulare Zusammensetzung der Gasschicht um den Kometenkern sowie die Temperatur und Geschwindigkeit des Gases zu bestimmen. Dies gebe Aufschlüsse über den Ursprung von Kometen und damit auch auf den Ursprung unseres Sonnensystems.
Video:
Quellen: tagesanzeiger.ch/ESA/SpiegelOnline vom 15.09.2014
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