Die Explosion der Deepwater Horizon 2010 im Golf von Mexiko führte zu einer der größten Umweltkatastrophen weltweit. Das Ausmaß der Schäden scheint allerdings weiter und vor allem tiefer zu reichen, als Forscher bislang vermuteten. Davon zeugen schwer beschädigte Korallen am Meeresgrund.
Als am 20. April 2010 die Bohrinsel Deepwater Horizon im Golf von Mexiko explodierte, nahm eine der weltweit größten Umweltkatastrophen ihren Lauf. In 1500 Metern Tiefe sprudelten 87 Tage lang ungebremst Erdöl und -gas ins Meer, bald schon bildete sich ein riesiger Ölteppich auf der Wasseroberfläche. Doch große Ölmengen blieben in der Tiefsee verborgen und schädigten die Meeresfauna rund um das Bohrloch.
Meeresbiologen fanden nun heraus, dass die Umweltkatastrophe jedoch das Ökosystem der Tiefsee sehr viel weitreichender beeinträchtigte als bislang angenommen. Nicht nur im nahen Umfeld des Bohrlochs entdeckten sie geschädigte Korallenfelder, sondern auch in kilometerweiter Entfernung. „Die Studie zeigt ganz klar“, so der Untersuchungsleiter Charles Fisher von der Pennsylvania State University, „dass mehrere Korallengemein-schaften vom Ölaustritt betroffen sind, bis zu 22 Kilometer vom Leck entfernt und in einer Tiefe 1800 Metern.“
Korallen als Ölpest-Indikator
Eigentlich sind Korallen im Golf von Mexiko eine Seltenheit. Fisher und seine Kollegen suchten dennoch gezielt nach den Nesseltieren, da sich an ihnen noch Jahre später menschengemachte Schäden ablesen lassen. Der Grund dafür: Korallen besitzen eine beneidenswerte Lebenserwartung von mehreren Jahrhunderten. Sterben sie doch einmal ab, bleibt ihr Skelett noch lange Zeit im Meeresboden verankert. Ebenso hinterlassen Ölschleier oder Fischernetze deutliche Spuren an den Korallen, etwa braune Ver-färbungen, bereits verkrustete oder verschleimte Schrammen in der Rinde oder eine starke Besiedlung mit Polypen.
Gesunde Koralle
Diese typischen Anzeichen von Ölschäden konnten die Biologen bereits 2010, kurz nach der Ölpest, an Korallen ablesen, die sich 13 Kilometer vom Bohrloch entfernt in 1370 Metern Tiefe fanden. 2011 untersuchten die Forscher neun weitere Kolonien, von denen die meisten zwar unversehrt blieben, zwei davon allerdings ganz ähnliche Beschädigungen aufwiesen. Die eine liegt rund sechs Kilometer weit vom Unglücksort entfernt, die andere ganze 22 Kilometer. „Der Fußabdruck des Öllecks hat die Korallengemeinschaften in größerer Tiefe und Entfernung getroffen als die bisherigen Daten vermuten ließen“, fasst Studienleiter Fisher das Ergebnis zusammen.
Es klingt wie Ironie doch den beschädigten Kolonien kamen die Wissenschaftler mithilfe von seismischen 3D-Daten auf die Spur, die Ölfirmen auf Explorationsfahrten gesammelt hatten. Anschließend suchten die Forscher den Meeresboden mit einer roboter-gesteuerten Kamera ab und fotografierten die Korallen mit einer Spezialkamera. Die entdeckten Schäden verteilten sich fleckig über die Kolonien. Daher vermuten die Forscher, dass das Erdöl weniger in Schwaden als in einzelnen Tropfen über die Nesseltiere zog. Möglich sei auch, dass die Schäden durch Dispersionsmitteln verursacht wurden. Die Chemikalien hatte man zur Bekämpfung des Ölteppichs ins Meer gekippt.
Wie Fisher und seine Kollegen weiter berichten, waren die Korallenkolonien, die von der Deepwater-Horizon-Katastrophe verschont blieben, dennoch nicht vollkommen unversehrt. Die meisten davon wiesen Verletzungen durch Fischereileinen auf.
Quellen: PNAS/natur.de vom 29.07.2014
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