Der niederländische Untersuchungsbericht über den Absturz von MH17 wurde angeblich Malaysia übermittelt

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Das Misstrauen wächst, weil der Bericht offenbar abgeschlossen ist, er aber erst Anfang September veröffentlicht werden soll.

Der für die Untersuchung über den Absturz von Flug MH17 über der Ostukraine zuständige niederländische Onderzoeksraad Voor Veiligheid (OVV) teilte vergangene Woche mit, dass es noch Wochen dauern werde, bis der vorläufige Bericht veröffentlicht werde. Der Bericht werde „die ersten faktischen Erkenntnisse“ aus den Daten des Voice Recorder im Cockpit, den Flugdatenschreibern, den Daten der Flugsicherung und Radar- und Satellitenbildern enthalten.

(Foto: Wrackteil von MH17)

Ein nachvollziehbarer Grund, warum der Bericht nicht früher veröffentlicht wird, wurde nicht mitgeteilt. Schon einmal war die Veröffentlichung verschoben worden. Allerdings war schon länger bekannt, dass die Daten aus den Flugdatenschreibern und dem Voice Recorder gewonnen werden konnten. Es gäbe also Einblicke in die mögliche Ursache des Absturzes.

Der Verdacht, dass möglicherweise politische Gründe für das Hinauszögern verant-wortlich sein könnten, nährt ein kurzer Bericht aus der Straits Times. Dort heißt es, dass der vorläufige Bericht über die beiden Black Boxes bereits Malaysia übermittelt worden sei. Der Transportminister Datuk Seri Liow Tiong Lai sagte am Freitag nach Angaben der Zeitung Journalisten, dass allen Ländern, von denen Bürger beim Absturz von MH17 gestorben waren, der Bericht übergeben worden sei. Und er soll gesagt haben, der Bericht werde von den Niederlanden Anfang September veröffentlicht. Die Zeitung berichtet nicht, ob der Minister einen Grund dafür nannte, warum der offenbar fertig gestellte Bericht noch weitere Wochen unter Verschluss bleiben soll. Soll der Bericht von den Opferländern bzw. von deren Experten überprüft werden, bevor er freigegeben wird? Oder soll mit der Veröffentlichung gewartet werden, um unerwünschte Folgen für den Weitergang des Kriegs bzw. der „Antiterroroperation“ in der Ostukraine zu vermeiden?

„Der Mangel an ausgeglichener Berichterstattung ist atemberaubend“

Bei der Straits Times, der ältesten und wichtigsten Zeitung von Singapur, ist man jedenfalls misstrauisch. Schon zuvor wurden in einem Artikel Hinweise dargestellt, die darauf hindeuten, dass das Flugzeug nicht durch eine Boden-Luft-Rakete, wie sie Separatisten oder die Russen verwendet haben sollen, sondern durch Beschuss aus der Luft von einem Kampfflugzeug zum Absturz gebracht worden sein könnte. Jetzt wird auch wieder in einem längeren Artikel „Shameful neglect of evidence“ darauf verwiesen, dass man „journalistische und analytische Spekulationen“ nicht vermeiden könne, wenn die Sachlage nicht klar ist. Medien hätten die Verant-wortung, „kritisch und unparteiisch“ zu berichten, aber „der Mangel an Ausgeglichenheit ist atemberaubend“, heißt es.

Wer schon Stunden nach dem Absturz mit dem Finger auf Russland gezeigt habe, müsse erst noch forensische Beweise liefern, dass Russland für die Hardware oder die Schulung der Separatisten verantwortlich ist. Russland habe mit militärischen Daten und Satellitenbildern das „Narrativ“ der ukrainischen Regierung in Frage gestellt, was im Westen aber weitgehend als Propaganda bezeichnet und abgetan wurde. Die vom Weißen Haus veröffentlichten Satellitenbilder seien vom russischen Verteidigungsminister als falsch bezeichnet worden. So hätten sie einen Zeitstempel, der sie auf die Zeit nach Absturz datiert, die Satellitenbilder würden auch nicht die Wetterbedingungen wiedergeben, die zur Zeit des Absturzes geherrscht hätten.

Die USA wollten aber keine weiteren Daten liefern, US-Geheimdienstmitarbeiter hatten aber mit ausgewählten Medien unter der Bedingung der Anonymität erklärt, dass man keine Beweise für die Beteiligung von Russland oder überhaupt für die Identität der Verantwortlichen besitze: „Es gibt einen deutlichen Widerspruch zwischen den Äußerungen der US-Geheimdienstmitarbeiter und dem vom Weißen Haus unterstützten Narrativ.“ Washington stütze sich weiter vor allem auf nicht verifizierte Inhalte aus Sozialen Netzwerken.

Video: ‚Anything other than social media?‘ State Dept’s MH17 evidence secret

Westliche Medien blieben weitgehend beim Narrativ von Washington und würden trotz mangelhafter Beweislage vor allem auf Russland als Schuldigen zeigen. Schwer nachvoll-ziehbar sei es, dass „das Land, das bekannt für die am besten ausgerüsteten und weit-reichendsten Überwachungskapazitäten so weit gesunken ist, unscharfe YouTube-Videos zur Rechtfertigung ihrer politischen Entscheidungen zu zitieren“. Die Öffentlichkeit der westlichen Medien sei in Übereinstimmung mit den Positionen der westlichen Regierungen informiert worden, man habe sich bemüht, „unerwünschte“ Fakten und Zeugenaussagen aus der Diskussion herauszuhalten.

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Tatsächlich fällt auf, wie wenig westliche Medien Interesse an der Aufklärung von Ereignissen zeigten, die für die Entwicklung des Konflikts nicht unwesentlich waren. So wurde kaum nachgebohrt, warum die ukrainische Regierung die Untersuchung der Mordschützen des Maidan im Sand verlaufen hat lassen, obgleich dies die Aufkündigung des Abkommens der Oppositionsparteien mit der wie immer korrupten und prorussischen, aber rechtmäßig gewählten Janukowitsch-Regierung zur Folge hatte.

Ebenso wenig wurde das brutale Vorgehen von pro-ukrainischen Anhängern gegen prorussische Demonstranten in Odessa beachtet, das die ukrainische Regierung lieber auch nicht aufklären will. Dabei sind durch Brandstiftung und direkte Gewalt zwischen 40 und mehr als 100 Menschen in dem Gewerkschaftshaus ums Leben gekommen und getötet worden. Odessa hat wiederum die Anti-Maidan-Bewegung und das Mistrauen gegenüber der Regierung in Kiew in der Ostukraine verstärkt.

Und dann eben der Absturz von MH17, das Ereignis, durch das Russland ganz ins Visier des Westens geriet und zum bösen Feind erklärt wurde. Bislang gibt es vor allem Beschuldigungen und Vermutungen, zuletzt von Kiew: Sollte statt MH17 eine Maschine der Aeroflot abgeschossen werden?.

Die internationale, von den Niederlanden geleitete Untersuchung hätte schon längst erste verlässliche Informationen aus dem Voice Recorder und den Flugdatenschreibern sowie der Kommunikation zwischen der ukrainischen Flugsicherung und den Piloten von MH17 der Öffentlichkeit präsentieren können und müssen, so der Autor des Artikels in der Straits Times. Zudem hätten die Verantwortlichen für die internationale Untersuchung die Geheimdienste und Regierung auffordern müssen, ihre Behauptungen zu belegen und ihre Fakten offenzulegen.

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Warum also wird weiterhin mit verdeckten Karten gespielt, ließe sich fragen, muss man auch fragen, da viel auf dem Spiel steht. Und solange die Karten nicht gezeigt werden, wird der Verdacht genährt, dass diejenigen, die einen Schuldigen anklagen, aber die Auf-klärung hinauszögern, am meisten zu verlieren haben. Zumindest muss man weiterhin den Verdacht haben, dass da etwas nicht stimmt.

Quelle: heise.de vom 17.08.2014

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