Im kalifornischen Death Valley geschehen gelegentlich Dinge, die besonders Geologen in Aufregung versetzen: Schwere Steine bewegen sich scheinbar wie von Geisterhand. Wie genau sie das machen, versuchen die Forscher seit Jahrzehnten herauszufinden. Sie sind 350 Kilo schwer, unförmig, und liegen in einer der heißesten Regionen der Erde.
Auf dem Racetrack Playa, auf Deutsch „Rennbahn-Ebene“, im Tal des Todes bewegen sich 162 kleinere und größere Steine wie von Geisterhand. Entdeckt wurden die wandernden Steine bereits 1915. Die größeren Steine ziehen auf dem ausgetrockneten ebenen Salzsee eine gut sichtbare Spur hinter sich her.Die gerade vier Kilometer lange Ebene ist so flach, dass ein Flugzeug auf ihr landen könnte. Die Thesen der Forscher für die Bewegung der Steine sind vielfältig.
Demnach werden die mystischen Felsen durch Wettereinflüsse bewegt. Wenn die Ober-fläche des Salzsees nass und klitschig ist, was morgens durch den Tau oder im Winter durch die Minustemperaturen in der Nacht passiert, kann der Wind die Steine fast problemlos weg wehen. Gesehen hat dies aber noch niemand. Deshalb gibt es noch weitere Theorien von Wissenschaftler über die wandernden Steine am Racetrack.
Die einen munkeln von unterirdischem Magnetismus, die anderen von Wind und glatten Eisflächen im Winter. Und natürlich gab es, besonders in den 60er und 70er Jahren, Anhänger einer Ufo-Theorie: Die Spuren im Lehm seien in Wirklichkeit Symbole und Zeichen von Aliens, die uns eine Botschaft überbringen wollen.
In den 70er Jahren machte der US-Amerikaner Bob Sharp Untersuchungen an den wandernden Steine. 30 Brocken beobachtete er und kam zu dem Schluss, die Bewegungen würden unter ganz bestimmten Bedingungen in stürmischen Nächten stattfinden – einige der Exemplare müssten mit mehr als einem Meter pro Sekunde unterwegs gewesen sein! Am Ende seines Berichtes schreibt er sogar: „Ich kann’s mir nicht erklären, aber 7 der 30 Steine sind überhaupt spurlos verschwunden…“
Bevor das Rätsel um die wandernden Felsen vollends von Esoterikern aufgegriffen wurde, nahm sich Paula Messina, Geologin der Jose State University, der Steine an. Ursprünglich wollte sie Kameras montieren lassen, um die Steine zu filmen, aber das war nach Nationalparkgesetz verboten. Also markierte sie alle 162 Wanderfelsen auf der „Racetrack Playa“ und dokumentierte regelmäßig die Wanderungen.
Ihre Erkenntnis: Besonders nach heftigen Regen waren die Steine gewandert, wenn der Lehmboden glitschig war. Da Lehm Feuchtigkeit anzieht, saugte sich das Wasser auch durch den trockenen Boden unter den großen Dolomit-Brocken. Dazu kommt ein extremer Sturmwind, der sich auch noch verstärkt, wenn er im richtigen Winkel durch das Tal pfeift und so weit mehr als 100 km/h erreicht. An machen der Steine konnte man, wenn der Lehm wieder getrocknet war, sogar so etwas wie Bugwellen und Kielwasser wie bei einem Boot erkennen, was auf hohe Rutschgeschwindigkeiten schließen lässt.
Als andere Forscher das Szenario allerdings nachstellen wollten, konnten sie den Effekt nicht reproduzieren. Obwohl sie versuchten, einen flachen Stein mit einem Garten-schlauch über einen Lehmboden zu spritzen, kamen sie zu dem Schluss, dass es schon Stürme mit 280 km/h bräuchte, um trotz „Aquaplaning“ Steine dieser Größe zum Wandern zu bringen.
Steine bewegen sich etwa alle sieben Jahre
Gunther Kletetschka von der Karls-Universität Prag ist einer von vielen Geologen, die sich an den wandernden Steinen die Zähne ausgebissen haben. Die Forscher überprüften schon viele denkbare Erklärungen: von schleimigen Algenmatten, auf denen die Steine rutschen könnten, bis zu den enormen Winterstürmen mit ungewöhnlich hohen Windgeschwindigkeiten. Und doch hat bis heute kein einziger Wissenschaftler einen Stein in Bewegung gesehen. Denn das Wetter im Death Valley lädt nicht immer zu Beobachtungen ein.
„Die Steine haben sich in der Vergangenheit rund alle sieben Jahre bewegt – und genau in diesem Zeitintervall wollten viele Leute sie auch beobachten. Dann gab es aber einen Sturm. Sofort danach kamen sie zurück und mussten feststellen, dass sich die Steine gerade in ihrer Abwesenheit bewegt hatten. Es musste innerhalb von gerade zwei oder drei Tagen geschehen sein – und wieder hatte es niemand gesehen.“
Seit einigen Jahren beobachten automatische Kameras die Steine minutiös – doch gerade jetzt scheinen die ihre Bewegung eingestellt zu haben. Gunther Kletetschka besuchte zuletzt mit einer Gruppe US-amerikanischer Studenten das Death Valley und stellte jetzt eine weitere mögliche Erklärung vor: Am Ende des Winters wird die Ebene kurzzeitig mit Schmelzwasser der umgebenden Berge geflutet. Die Temperatur in dem Tal kann in Wüstennächten aber weit unter den Gefrierpunkt absinken – und das Gewässer entwickelt eine Eisdecke, die alle Steine umschließt.
„Das Eis schließt den Felsen fest ein und mit der Zeit sickert von unten Wasser ein. Wie ein Eisberg im Meer hebt sich dann das Eis und trägt die Steine mit sich.“
Strömungen im flachen Wasser oder der Wind treiben die vom Eis emporgehobenen Felsbrocken dann über den flachen See. Erst wenn der Wasserpegel sinkt, beginnen die Steine auf dem Grund aufzusetzen, schleifen stärker und stärker über das Sediment, bis sie schließlich irgendwo liegen bleiben. So jedenfalls stellen sich die jungen Geologen um Gunther Kletetschka das Phänomen vor. Auch ihnen gelang es aber nicht, die Steine während des Wanderns zu beobachten.
So dürfte das Racetrack Playa wohl auch in Zukunft ein ergiebiges Forschungsfeld für Geologen bleiben. Erschwert werden könnte ihre Arbeit allerdings durch den Stopp der Steinwanderungen: Vor neun Jahren haben die Felsen ihre Bewegung einfach eingestellt. Was genau dafür verantwortlich ist, bleibt bisher umstritten – und ist nun ein weiteres Rätsel, das gelöst werden muss.
Videos:
Quellen: pm-magazin.de/deutschlandfunk.de vom 01.04.2014
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Hat dies auf lotharhschulte rebloggt.
Menschen.
WAS BITTE würden Cameras in diesem tollen Nationalpark beschädigen?
Is ja nicht so als ob die forscher beantragt hätten Sprengungen ode rBRandrodungen durchzuführen.
Gott kann mich bitte jemand hier abholen?