Satellitenaufklärung, EU-Spezialtruppen und Siemens in Brasilien

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Ein EU-Programm hält Bilder aus der Satellitenaufklärung der FIFA in Brasilien zurück. Grund sei die Vertraulichkeit einer aktuellen Operation, die vorsorgliche Rettungs-maßnahmen anbahnt.

Die Europäische Union bereitet sich auf eine mögliche Rettung von Teilnehmenden der FIFA 2014 vor. Angaben hierzu lieferte das Projekt „Copernicus“ auf seiner Webseite. Demnach liefert das EU-Satellitenzentrum im spanischen Torrejon hochauflösende Satellitenbilder aus Brasilien an den Europäischen Auswärtigen Dienst. Der zivil-militärische Stab in Brüssel ist für die Außen- und Sicherheitspolitik der Europäischen Union zuständig. Auch Spezialtruppen haben schon trainiert.

(Foto:  Schon während der WM in Südafrika (siehe oberes Bild) und der EM 2012 wurden Evakuierungspläne mittels Satellitenbildern geplant)

In der Mitteilung heißt es, die Mitgliedstaaten sollten dadurch in der Vorbereitung von Notfallplänen für die Fußballweltmeisterschaft der Männer unterstützt werden. Die EU könnte demnach aktiv werden, wenn ein Notfall während einem der Spiele auftauche.

Beispiele für etwaige Einsätze werden nicht geliefert, das Szenario ähnelt aber einem schweren Anschlag. Als Orte, zu denen die Satelliten Bilder liefern, werden Hub-schrauberlandeplätze, Plätze für Ansammlungen, Straßen und Krankenhäuser angegeben.

Die Bilder stammen vom Projekt „G-NEXT“, das unter dem auslaufenden EU-Sicher-heitsforschungsprogramm finanziert wird. Es soll die EU-Sicherheitspolitik mit Späh-material aus dem All versorgen. „G-Next“ und seine Vorläufer gehören zum Programm „Copernicus“, für das die EU mehrere optische und radarbasierte Satelliten ins All befördert. Die Daten werden vom Satellitenzentrum nach Brüssel geliefert, wo sie zunächst bei den EU-Lagezentren EUMS und INTCEN ausgewertet werden. Eigentlich handelt es sich bei den beiden Einrichtungen eher um Geheimdienste: Mit dem Unter-schied, dass diese im Gegensatz zu den Diensten der Mitgliedstaaten keine eigenen Agenten aussenden. Sie arbeiten wie die Satellitenprojekte dem Auswärtigen Dienst zu.

Details erst nach Ende der WM

Eigentlich hatte die EU versprochen, dass Bilder des Programms „Copernicus“ öffentlich verfügbar sein sollten, damit auch die interessierte Maße damit arbeiten kann. Ausgenommen seien sicherheitskritische Aufnahmen. Um eine solche handelt es sich hier angeblich: „Copernicus“ veröffentlicht zunächst keine Bilder der überwachten Örtlich-keiten, als Grund wird die Vertraulichkeit der aktuellen Operation angegeben.

Stattdessen ist auf der Webseite lediglich die Aufnahme eines Stadions in Südafrika zu sehen, wo die EU bereits bei der vergangenen Weltmeisterschaft Satelliten in Position gerückt hatte. Erst nach Ende der Weltmeisterschaft sollen Details zu der Operation bei „Copernicus“ publik werden.

Einige Details werden dann aber doch erklärt: So werte „G-NEXT“ Satellitendaten aus und interpretiere sie. Dies ist immer dann notwendig, wenn es sich um Material von Radarsatelliten handelt. Diese Kapazitäten müssen derzeit noch vom Dienstleister DigiGlobe (USA) oder den Rüstungsfirmen Airbus Defence (Deutschland) und SELEX (Italien) hinzugekauft werden. Zukünftig will sich der Auswärtige Dienst aber auf eigene Satelliten stützen.

Vorläufer in Polen und der Ukraine

Auch bei der Euro 2012 in Polen wurden Stadien mit Satelliten überwacht. Damals noch im Vorläuferprogramm „GMES Services for Management of Operations, Situation Awareness and Intelligence for regional Crises“ (G-MOSAIC) hatte die EU die Sport-stätten im polnischen Gdansk und im ukrainischen Lviv unterstützt. Zuvor wurde der Baufortschritt der Stadien aus dem Orbit dokumentiert.

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Damals half das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und der EADS-Ableger Astrium (jetzt Airbus) auch die Universität Freiberg waren involviert. Feder-führend war aber die Airbus-Tochter Infoterra, die in Friedrichshafen und Potsdam residiert. Neben dem Amt für Geoinformationswesen der Bundeswehr hatte auch das Bundeskriminalamt an „G-MOSAIC“ teilgenommen. Auch in Deutschland könnten Spielstätten bald aus dem All überwacht werden. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das DLR haben bei der Champions League in München bereits entsprechende Systeme getestet.

Das DLR agiert im Auftrag der Bundesregierung und betreibt zur Auswertung der Satellitenaufklärung das Deutsche Fernerkundungsdatenzentrum (DFD) im bayerischen Oberpfaffenhofen (Datenempfang, Kartierungen) und in Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern (Datenempfang und Schwerpunkt maritime Aufklärung). Ebenfalls zum DLR gehört das Zentrum für satellitengestützte Kriseninformation (ZKI).

Einsätze könnten durch EU-Spezialkräfte erfolgen

Sollte es in Brasilien zu einer Krise mit Betroffenen aus mehreren EU-Mitgliedstaaten kommen, könnte die EU eine gemeinsame Unterstützung anbieten. Die brasilianische Regierung müsste dem aber ausdrücklich zustimmen. Dann könnten als Reaktion Angehörige des Netzwerks polizeilicher Spezialkräfte eingeflogen werden.

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Diese „ATLAS-Gruppe“ wurde von den Einheiten GSG 9 (Deutschland), Cobra (Österreich), und der belgischen CGSU gegründet. Ziel ist die Zusammenarbeit bei grenzüberschreitenden Einsätzen. In jährlichen Trainings werden Einsatztaktik, Technik und Kommunikationsstrategien eingeübt. Auch Polizeibehörden aus Norwegen und der Schweiz sind beteiligt. Manche Länder entsenden zudem Angehörige von Gendarmerien, die dem Verteidigungsministerium unterstehen. Die „ATLAS-Gruppe“ wurde parallel zur „Europäischen Gendarmerietruppe“ gegründet. Diese gehört aber nicht zur EU und ist für Einsätze am Rande von Kriegshandlungen konzipiert.

2013 fand nach Angaben der EU-Kommission die „bislang komplexeste Krisenreaktions-simulation“ der „ATLAS-Gruppe“ statt. Die Leitung oblag der Bundespolizei bzw. der GSG 9, geprobt wurden „terroristische Angriffssimulationen“. Laut dem Bundesinnen-ministerium haben sich Angehörige brasilianischer Spezialtruppen für die Vorbereitung der Weltmeisterschaft bereits mit deutschen Sondereinsatzkommandos (SEK) getroffen. Drei Wochen lang übte eine Abteilung von Brasiliens berüchtigter Terrorpolizei BOPE hierfür in Hannover Schießtrainings und Geiselnahmen.

„Sportbezogene Industrie“ soll gefördert werden

Das EU-Satellitenprogramm untersteht der Generaldirektion Unternehmen und Industrie. Sein Einsatz für die Weltmeisterschaft passt gut in die Wirtschaftspolitik der Union, die nach einer Mitteilung im Sport einen wichtigen Wirtschaftsfaktor sieht. Der ökonomische Einfluss der „sportbezogenen Industrie“ sei demnach häufig unterschätzt. Um diesen Faktor noch zu stärken, hatte die EU ein „hochrangiges Treffen“ in Brüssel ausgerichtet, weitere sollen folgen.

Derweil untersuchen die Beteiligten in einem „industriegeführten Aktionsplan“ weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Als Ziel wird formuliert, den Sport zu einem mächtigen Hebel für „Innovation, industrielle Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung“ zu machen. Davon profitieren auch deutsche Unternehmen: So ist der Siemens-Konzern mit einem Milliardenauftrag an der Ausrichtung der FIFA 2014 beteiligt. Laut einer Pressemitteilung habe Siemens Aufträge für Infrastrukturprojekte von rund einer Milliarde Euro erhalten.

2006 warb Siemens für „immer mehr Hightech im Hintergrund“, um Ereignisse wie eine Fußball-WM oder Olympische Spiele abzusichern. Ein Vorzeigeprojekt ist das Mané Garrincha National Stadium in der Hauptstadt Brasilia, in dem sieben Spiele der Welt-meisterschaft stattfinden: Siemens installierte nach eigenem Bekunden 400 CCTV-Kameras, 150 Drehkreuze und 6.000 Kontrollpunkte. Nur „10 bis 20 Prozent der Investitionen“ flössen aber in die Stadien: Vielmehr würden die meisten Gelder für städtische und landesweite Infrastruktur ausgegeben. Hierzu gehörten demnach Straßen, Verkehrsleitsysteme, Flughäfen, U-Bahn-Stationen, Hotels, Kraftwerke: Für den hohen Energiebedarf hat Siemens in Manaus ein eigenes Kraftwerk gebaut.

In Brasilien hatte Siemens nach eigenem Bekunden jahrzehntelang eine Schlüsselrolle bei der Modernisierung des Landes gespielt. Allerdings darf Siemens wegen Korruptions-vorwürfen fünf Jahre lang keine Staatsaufträge mehr bekommen. Mittlerweile wurde hierzu sogar ein Untersuchungsausschuss eingesetzt.

Quelle: heise.de vom 19.06.2014

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