Die Auto-Nation Deutschland wird zur Fahrrad-Nation: Einer Studie zufolge satteln immer mehr Großstädter um. In den letzten zehn Jahren ist der Anteil der Fahrradfahrer massiv gestiegen.
In den großen Städten ab einer halben Million Einwohner verzichten immer mehr Haushalte auf das Auto. 30 Prozent der Haushalte in diesen Städten besaßen Anfang 2013 nur Fahrräder – keinen Pkw und kein Motorrad, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Der Anteil stieg demnach binnen zehn Jahren deutlich: 2003 lag er laut Statistik bei 22 Prozent.
In kleinen Gemeinden lag der Anteil der Haushalte ohne Auto laut Statistik nur bei vier Prozent; der bundesweite Durchschnitt demnach bei 15 Prozent. Auch hier verzeichneten die Statistiker einen leichten Anstieg: 2003 hatte der bundesweite Schnitt noch bei 13 Prozent gelegen. Die Zahlen beruhen auf Angaben von rund 60.000 Haushalten. Ende 2011 gab es nach Angaben des Statistischen Bundesamts 13 Städte in Deutschland mit mehr als 500.000 Einwohnern.
Geheime Friedhöfe: Warum verstecken Hersteller tausende Neuwagen in der Pampa?
Ein Artikel von Zerohedge sorgt für Aufregung: Der Finanzblog berichtet über zahlreiche rätselhafte Lagerstätten in aller Welt, auf denen unverkäufliche Autos geparkt werden. Auto-Blogger widersprechen: Es sei normal, dass tausende Autos zunächst auf Park-plätzen abgestellt werden, um danach verschifft zu werden.
Der weltweite Automarkt steckt in der Krise. Der Markt für Neuwagen ist in vielen Ländern zum Stillstand gekommen. Tausende Neufahrzeuge werden deshalb auf Park-plätzen ausgelagert.
Der Finanzblog Zerohedge berichtet aktuell von zahlreichen rätselhaften „Autofried-höfen“ in der ganzen Welt. Zerohedge gibt als Grund an, dass die Konsumenten sich keine neuen Autos mehr leisten können. Es soll tausende solcher „Autofriedhöfe“ geben.
Doch andere Autoblogger widersprechen der Darstellung von Zerohedge: So schreibt Matt Hardigree auf Jalopnik, dass es völlig normal sei, dass Autos in großer Zahl abgestellt würden. Erst danach werden sie verschifft. Es sei logistisch gar nicht anders möglich, als viele Autos auf einem Parkplatz abzustellen, um sie für den Transport vorzubereiten. Hardigree schreibt in seinem Posting, dass Zerohedge vorwiegend alte Fotos verwendet. Diese seien aus dem Jahr 2009 und daher nicht mehr aktuell.
(Korrekturhinweis in eigener Sache: DWN hatte einige dieser Fotos von Google Earth übernommen. Nach nochmaliger Überprüfung des Datums und insbesondere der Hin-weise von Hardigree und der Anmerkungen zahlreicher Leser haben wir diese Fotos wieder entfernt. Danke insbesondere an den Leser “Andreas Bauer” für den Hinweis auf Jalopnik).
Allerdings wird die Auto-Statistik bereits heute durch einen Trick verfälscht: Die Autohändler haben ein Interesse daran, gute Zahlen zu melden – unter anderem, um nicht von den Herstellern aus dem Netz geworfen zu werden. Daher machen jene Autos, die nur für einen Tag zugelassen sind – etwa für Probefahrten – einen wichtigen Teil der Statistik aus. Jeder dritte Neuwagen in Deutschland ist mittlerweile auf einen Hersteller oder Händler zugelassen. Tageszulassungen und Rabatt-Aktionen verfälschen also die Statistik erheblich.
Ein weiteres Problem: Wie die DaimlerBank kürzlich meldete, ist bereits jeder zweite in Europa zugelassene Wagen ein Leasing-Auto. Dies ist so lange kein Problem, so lange jeder Leasingnehmer seine Raten bedienen kann. Verliert er seinen Arbeitsplatz, wird das Auto auf Pump schnell zum Problem.
Allerdings sorgen die Autohersteller selbst für Spekulationen über die solche Lager-stätten für Neuwagen: Im vergangenen Jahr war aufmerksamen Beobachtern ein solcher Parkplatz aufgefallen, der in der Nähe von München von der ATP Autoterminal Probfeld GmbH betrieben wird.
Update am 19.5.2014: Das Unternehmen meldete sich im Zug der Berichterstattung bei den DWN und klärte über dass Wesen des Parkplatzes auf: Es handle „sich um die Zwischenlagerung von Neufahrzeugen vor der Kundenauslieferung und Gebraucht-fahrzeugen wie zum Beispiel Leasing-Rückläufer vor dem Weiterverkauf. In dieser Zeit werden verschiedene Dienstleistungen wie Inspektionen und andere Dienstleistungen an den Fahrzeugen durchgeführt – eine etwaige Verschrottung oder Langzeitlagerung wird nicht durchgeführt.“ (Ende des Updates)
Das Problem der Industrie: Die Hersteller können ihre Produktion nicht ohne weiteres drosseln. Sie müsste massenhaft Fabriken schließen und zehntausende Arbeitskräfte entlassen. Das wiederum hätte Auswirkungen auf Zulieferer und Stahlproduzenten, was die weltweite Rezession verschärfen würde. Vor allem in Deutschland hängen die mittelständischen Unternehmen an den Automobilkonzernen. Doch die Auto-Bauer wollen die ausgelagerten Fahrzeuge auch nicht unter Wert verkaufen, da dies einen Preisverfall für Neuwagen zur Folge hätte. Vor allem aber würde das die Bilanzen der Unternehmen beeinträchtigen: Ein nicht verkaufter Neuwagen kann mit einem höheren Wert angesetzt werden als ein verkauftes Auto, für das nur ein Schleuderpreis erlöst wurde.
Adé Statussymbol Auto!
Quellen: dpa/n24.de/Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten vom 02.06.2014
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