Standpunkt Fleisch: Du sollst nicht töten

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Das Schlachten von Tieren ist eine gewaltsame Tötung, die einfach nicht zu vertreten ist. Speziesismus, ein reines Vorurteil zugunsten der eigenen Spezies.

Hartnäckig hält sich das Gerücht, es sei moralisch unbedenklich, Tiere zu töten.

Zumindest dann, wenn man vorhat, sie zu essen. Und wenn sie»glücklich gelebt« haben. Gut, faktisch haben sie oft qualvoll vor sich hin vegetiert – aber das verdrängt man gerne. Irgendwann, denken sich manche Öko- Fleisch-Käufer, wird man Tiere richtig gut und glücklich halten. Dann darf man sie auch töten. Also kann man jetzt schon welche essen.
Mit dieser Hilfskonstruktion trösten sich viele. Ich hingegen würde auch von mir sagen, dass ich ein recht glückliches Leben lebe, und trotzdem würde ich nicht befürworten, dass man mich deswegen tötet. Jawohl, auch wenn man mich kochen und verspeisen wollte. Und ja, auch wenn sich aus meinem Skalp eine prima Perücke machen ließe. Ach so, ich bin Mensch, und das ist ein Unterschied. Aber welcher eigentlich?

„Einfach so“ besitzt der Mensch keine Privilegien

„Die Krone der Schöpfung“ und dieses monarchisch inspirierte Zeug – als ob ein König einfach alle Untertanen wie Leibeigene behandeln und nach Belieben hinrichten könnte! In einer Demokratie muss man begründen können, warum der eine ein Privileg genießen soll und ein anderer schlechter behandelt wird. „Einfach so“ besitzt der Mensch keine Privilegien, das anzunehmen wäre Speziesismus, also ein reines Vorurteil zugunsten der eigenen Spezies. Daher hat sich vor etwa drei Jahrzehnten ein bestimmter Strang der akademischen Philosophie etwas anderes ausgedacht: Laut deren Begründung dürfen wir Menschen vor allem deshalb nicht töten, weil Menschen um ihre Zukunft wissen und Pläne für diese Zukunft haben.

Angeblich tun Tiere so etwas nicht: Der Zugvogel frisst sich Fett an, weiß aber noch nicht, dass er im Winter nach Süden zieht. Das Eichhörnchen vergräbt Nüsse, ahnt aber eben-falls nichts vom Winter. Das mag sein, das mag nicht so sein. Aber selbst wenn man davon ausgeht, dass Tiere nicht unglaublich weit voraus planen, und dass sie Begriffe wie „Sonntag“ oder „nächstes Jahr“ nicht kennen – was der Tod ist, wissen sie. Sie scheuen ihn. Eine Schlachtung ist schlicht und einfach eine gewaltsame Tötung.

Tiere haben auch Angst vorm Tod

Sogar ein Tier, das nie gut gelebt hat, kämpft im Schlachthof bis zu seinem letzten Atem-zug mit aller Kraft und voller Angst gegen den Tod an. Mit Kunststoffbrettern und Elektropaddeln müssen Schweine in die Transporter getrieben werden; noch in der Betäubungsgondel springen sie panisch auf und ab, wenn sie spüren, wie das Kohlen-dioxid ihre Lungen flutet. Während der Jagd fliehen Rehe und Wildschweine vor den Jägern. Es wäre völlig hanebüchen zu behaupten, dem gehetzten Wildschwein, oder irgendeinem anderen Schwein, sei der Tod egal.

Die Evolution hat schon dafür gesorgt, dass der (Über)lebensimpuls so stark ist wie kaum ein anderer Antrieb. Tiere und Menschen fürchten und fliehen kaum etwas so „wie den Tod“. Noch etwas anderes ist darum hanebüchen: Mit welcher Beharrlichkeit große Teile der Umweltschützer diese enorme ethische Frage verdrängen.

Die Körper gewaltsam getöteter Tiere

Im Zusammenhang mit dem Fleischkonsum diskutieren wir Umweltschäden und Klima-folgen und Nitratbelastungen und Urwaldabholzung und Bodenerosionen aufgrund der Viehwirtschaft – all das sind natürlich wichtige Fragen. Aber zuallererst sollte man doch bedenken, dass „Fleisch“ ganz buchstäblich das Gewebe, die Materie, der Körper gewalt-sam getöteter Tiere ist.

Im Januar haben die Heinrich-Böll-Stiftung und der BUND zum zweiten Mal einen kritischen „Fleischatlas“ herausgebracht. 50 Seiten fundiertes Wissen und Argumente gegen industrielles Einsperren und Schlachten – ohne ein einziges Mal die grundsätzliche Frage anzuschneiden, ob das überhaupt okay ist: Tiere ohne Not zu töten, nur um sie zu essen. „Ernährung ist nicht nur Privatsache.“ steht da, „Sie hat ganz konkrete Aus-wirkungen auf das Leben der Menschen in allen Ländern.“ Aber eben nicht nur auf das von Menschen!

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Es gibt keine glückliche „Tierhaltung“

Manchmal habe ich den Eindruck, dass es sich bei dem Ausblenden der toten Tiere um eine grün-umweltschützerische Kollektivneurose handelt. Oder vielleicht ist es profaner: Bisher profitiert die fleischessende Gesellschaft ganz gut von dem speziesistischen Privileg, dass man sich vor dem Gesetz nicht rechtfertigen muss, wenn man Tiere schlachtet. Also trösten sich auch so manche Grüne mit der Zukunftsvision, eines Tages würde auf jedem Stück Fleisch ein Bio- oder Tierschutzlabel kleben.

Ich glaube nicht, dass es gute, glückliche „Tierhaltung“ oder „-nutzung“ gibt. Doch so oder so: Sobald sie auf dem Teller lägen, wären die Tiere trotzdem tot! Sie sind die Opfer menschlicher Gewaltakte, und zu allererst schulden wir es ihnen, die entsprechenden Rechtsverletzungen auch klar als solche zu benennen. Wir schulden es ihnen, das, was ihnen millionen- und milliardenfach angetan wird, nicht kleinzureden. Das Leben ist ein essentielles Gut aller empfindungsfähigen Lebewesen. Ebenso wie wir Menschen hängen Tiere an ihrem Leben. Und wenn uns Moral über eines sicher belehren kann, dann darüber: Wir dürfen Leben nicht ohne Not nehmen.

Hilal Sezgin, ist Autorin und betreibt einen kleinen Lebens- oder Gnadenhof für Schafe und Hühner in der Lüneburger Heide. Soeben ist ihr Buch „Artgerecht ist nur Freiheit“ bei C. H. Beck erschienen.

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Quellen: dpa/taz.de

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16 comments on “Standpunkt Fleisch: Du sollst nicht töten

  1. Sorry, aber mir hängt diese Diskussion sowas von zum Hals raus.
    Meint ihr (die halt nur Pflanzen essen) das ihr besser seid?
    Meint ihr etwa das Pflanzen nicht fühlen wenn sie getötet werden?
    Das Pflanzen keine Angst haben? Wenn sie zu tausendne auf dme Feld stehen und der Ernter kommt?
    Nur weil ihr sie nicht schreien höhrt?
    Tja, falsch.
    Pflanzn haben genauso Gefühle wie Tiere, und Pflanzen kommunizieren und warnen sich genaso vor gefahren, sie schreien sogar.
    Aber nicht akustisch.
    Klar, das glaubt ihr Vegetatrier nicht, und wollt es nicht hören, weil dann kommt raus das ihr genauso „Blutrünstige“ Monster seid wie Fleischfresser.
    Das Leben besteht nunmal daraus andere Lebewesen zu töten und zu verzehren.
    Beschwert euch bei Gott, oder der Natur, oder bei wem immer, der sich diese Perverse Idee ausgedacht hat.

    Kein Essen ist besser als das andere.
    Man darf nur nicht Verschwenden (es wegwerfen) und nutzlos viel „essen“ und brutal sein. Das ist das einzige wofür du Leute verantwortlich machen kannst.
    Aber nicht dafür das wir leider Lebewesen töten müssen, um weiter zu leben. Mir wärs auch lieber wenn wir Photosynthese machen könnten. Aber leider sind wir nicht Grün, wie gesagt, beschwert euch bei denen die uns designt haben.

    1. @ Xentor

      Nichts verstanden – bzw. wohl nichts verstehen WOLLEN!

      Deine (Pseudo-) „Argumentation“ ist erstens falsch und zweitens obendrein auch noch unsinnig (und drittens eine unverschämte Frechheit). Abgesehen davon, daß der Mensch, evolutionär bedingt, physiologisch Furgivore (Früchte-Fresser), also reiner Veganer ist, also keine tierische Nahrung braucht, darf er aus ehthischen Gründen natürlich (im doppelten Wortsinn) kein höheres Leben töten (morden).

      Um es kurz zu machen, weil hier der Platz nicht ausreicht:

      http://www.mmnews.de/index.php/i-news/9291-speziezismus

      „Wer ein höheres Säugetier, z. B. einen Hund, eine Katze, ein Pferd, ein Rind, ein Schwein, ein Schaf, eine Ziege etc., wirklich kennt und nicht davon überzeugt wird, daß dieses Lebewesen ähnliches empfindet wie er selber, der gehört in die geschlossene Psychiatrie, denn ein Mangel an Du-Evidenz (Empathie) macht ihn zu einem gemeingefährlichen Monster.“

      (Prof. Dr. Dr. Konrad Lorenz, Ethologe, Psychologe und Mediziner, Nobelpreisträger, 1984)

  2. Kleiner Tipp-Fehler: Es muß natürlich heißen „Frugivore“

    Das Zitat war unvollständig; hier die vollständige Fassung:

    „Wer ein höheres Säugetier, etwa einen Hund, (…), wirklich kenn und nicht davon überzeugt wird, daß dieses Lebewesen ähnliches empfindet wie er selber, IST PSYCHISCH ABNORM und gehört in die geschlossene Psychiatrie, denn ein Mangel an Du-Evidenz (Empathie) macht ihn zu einem gemeingefährlichen Monster.“

  3. Kapitel 34/…
    7) Und Jesus kam in ein Dorf und sah dort eine kleine Katze, die herrenlos war, und sie litt unter Hunger und schrie. Und er nahm sie in Seine Arme und hüllte sie in Sein Gewand und ließ sie an Seiner Brust ruhen.
    8) Und als er weiter in das Dorf hineingekommen war, gab Er der Katze Nahrung und Trank. Und sie aß und trank und sie zeigte Ihm Dankbarkeit. Und Er gab sie einer Seiner Jüngerinnen, welche eine Witwe war mit Namen Lorenza, und sie nahm sie in Pflege.
    9) Und einige aus dem Volke sprachen: „Dieser Mann sorget für alle Tiere. Sind sie seine Brüder und Schwestern, dass er sie so liebet?“ Und Er sprach zu ihnen: „WAHRLICH, DIESE SIND EURE MITBRÜDER AUS DEM GROSSEN HAUSHALTE GOTTES, EURE BRÜDER UND SCHWESTERN, DIE DEN SELBEN ATEM DES LEBENS VOM EWIGEN HABEN.
    10) Und wer immer für die Kleinsten von ihnen sorget und gibt ihnen Speise und Trank, als sie nötig haben, der tuet dieses mir, und wer es duldet, dass sie Hunger leiden, und sie nicht schützt, wenn sie misshandelt werden, erleidet dieses Übel, als ob er es mir zugefügt hätte. Denn ebenso wie Ihr in diesem Leben getan habt, so wird es Euch im kommenden Leben getan werden.“

    1. Nur eine kleine Frage in welchem Buch der Bibel steht das geschrieben, und aus welcher Übersetzung ist der Text genommen?

  4. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist der Mensch nicht mehr Wert als alle anderen Lebewesen, oder anders gesagt: Fleischfressende Tiere. Daher müssten diese doch aber auch aufhören, Fleisch zu essen, oder?

  5. Sag ja, diskussion sinnlos.
    Naja meine halbgare Argumentationskette ist wneigstens von neuen Biologischen und botanischen Untersuchungen gestpützt.
    Und deine? @Norbert

    Aber ist auch egal, wie schon im Anfangspost gesagt: Diskussionen zu dem Thema sind sinnlos, glaubt ruig weiter das ihr besser seid, weil ihr halt anstatt die eine Sorte Lebewesen fresse, eine andere fresst.
    Wie gut das Pflanzen sich nicht wehren und für eure Vegetarierohren bemerkbar machen können…
    Die Antwort beweisst nur meine Argumentation 🙂
    Naja Thema für mich beendet.

  6. Schamanen bedanken sich auch bei den Pflanzen, die sie als Nahrung ernten – wie sie auch der Natur insgesamt mit Achtung entgegentreten. Leider ist für den „westlichen“ Menschen die belebte Schöpfung oft nur eine „Sache“. Gibt ja auch junge Leute die im Herbst auf den Feldern Motocross-Rennen fahren.
    Zum Artikel selbst noch ein Zitat von Goethe:
    „Wer Tiere quält,
    ist unbeseelt
    und Gottes guter Geist ihm fehlt,
    mag noch so vornehm drein er schaun,
    man sollte niemals ihm vertraun.“

  7. .
    Tatort Hühnerstall: Fleischfressende Kuh entzweit indisches Dorf

    Als in einem kleinen indischen Dorf vor kurzem Dutzende Hühner verschwanden, entbrannte ein Nachbarschaftsstreit zwischen den Anwohnern. Jeder dachte, der Hund des jeweils anderen habe die Hühnchen verspeist. Doch nun kam raus: Eine Kuh hat das Geflügel gegessen.

    Kalkutta – Seit dem Vorfall lockt die Kuh in dem ostindischen Dorf Scharen von Neugierigen an. Alle wollen das Tier mit den für einen Pflanzenfresser sehr ungewöhnlichen Ernährungsvorlieben bestaunen. “Ich glaube, unsere Kuh war in ihrem früheren Leben ein Tiger”, sagt der Besitzer Ajit Gosh. “Wir waren geschockt, als wir gesehen haben, dass unser Kalb im Alter von vier Wochen aus seinem Stall entwischte, ein kleines Hühnchen wie eine Dschungelkatze schnappte und es in Sekunden verschlang.”

    Die Farmer-Familie kam der Kuh als Täter auf die Spur, nachdem sie Montag Nacht Wache stand. Da im letzten Monat 48 Hühner verschwunden waren, wollte die Familie endlich wissen, wer der Täter ist.

    Für die regionale Tierärztin Mihir Saatpathy ist das Verhalten der Kuh äußerst merkwürdig. “Wir denken, dass ein Mangel an Mineralien dieses Verhalten auslöst. Wir haben uns das Tier angesehen und beraten uns jetzt mit anderen Veterinären.” Kühe werden in Indien als heilige Tiere verehrt. Deshalb bekam das Kalb jetzt den Namen Lal, was “Rot” bedeutet und Stärke symbolisiert.

    Quelle: http://www.spiegel.de/panorama/tatort-huehnerstall-fleischfressende-kuh-entzweit-indisches-dorf-a-470662.html

  8. Wers glaubt wird selig. War beim Spiegel wohl gerade ein Sommerloch. Oder ein Aprilscherz. Vom ganzen Maul- und Verdauungssystem bei einer Kuh nicht möglich. Tipp: glaube nicht alles was Du liest!

  9. Das Pflanzenargument zieht nicht und ist einfach nur ’ne verzweifelte, billige Ausrede…ich spreche aus eigener Erfahrung…mir war es danach peinlich und die Einsicht kam und ich änderte danach meine Ernährung.

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