Die weitgehend verdrängte Bedrohung der menschlichen Intelligenz durch die Vergiftung der Umwelt.
Nein, dies ist kein Artikel über neokonservative US-Think-Tanks oder über den Niveauverfall der elektronischen Medien oder über die neueste Sau, die durchs Dorf der bundesdeutschen „Reform“-Debatte getrieben wird. Schwermetalle, radioaktive Stoffe, chemische Umweltgifte und Mangelernährung zerstören die menschliche Intelligenz.
Weltweit ist das zentrale Nervensystem des Menschen bereits so stark geschädigt, dass ein globaler Rückgang der menschlichen Intelligenzleistung nicht mehr verhindert werden kann. Das menschliche Gehirn zerfällt. Dieser Zerfall wird seit Jahren von Ärzten und Neurophysiologen beobachtet. Die gesellschaftlichen Schutzinstitutionen, Recht, Wissenschaft und Politik haben versagt. Die Menschheit verblödet.
Dieses Horrorszenario ist das Ergebnis einer detailreichen Studie von Christopher Williams: „Endstation Gehirn, Die Bedrohung der menschlichen Intelligenz durch die Vergiftung der Umwelt“ (Klett-Cotta, 2003). Williams ist Fellow des ESRC Global Environmental Change-Programms an der University of Sussex und Mitarbeiter an der Führungsakademie der Vereinten Nationen in Jordanien. Den ökologischen und medizinischen Sachverhalt hat 1996 eine internationale Tagung von Wissenschaftlern und Ärzten im „Manifest von Erice“ festgehalten. Die Palette der Stoffe, die schon in winzigsten Dosen das Gehirn schädigen, ist breit.
Zu den Verbindungen jedoch, bei denen Auswirkungen auf die innere Sekretion nach-gewiesen worden sind, gehören Dioxine, PCBs, Phenole, Phthalate und viele Pestizide. Alle Verbindungen, welche die Tätigkeit von Neurotransmittern, Hormonen und Wachs-tumsfaktoren im sich entwickelnden Gehirn nachahmen oder ihr entgegenwirken oder die entsprechenden Werte verändern, gehören potentiell zu dieser Gruppe.
Weitere Stoffe, bei denen neurotoxische Wirkungen nachgewiesen werden konnten, sind Blei und andere Schwermetallen, bzw. Schwermetallverbindungen wie Methylquecksilber und Munition aus abgereicherten Uran. Auch radioaktive Strahlung in jeder Form und Elektrosmog stehen unter dem begründetem Verdacht das Nervensystem zu schädigen.
Und diese Substanzen sind allgegenwärtig:
Solche vom Menschen hergestellte Chemikalien (die das endokrine System und damit die Entwicklung des Gehirns und anderer Teile des zentralen Nervensystems stören) finden sich auf allen Kontinenten und in allen Weltmeeren. Man findet sie bei einheimischen Populationen von der Arktis bis in die Tropen, und weil sie sich im Körper lange halten, können sie von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Mit anderen Worten: Schon 1996 gab es kein Lebewesen mehr auf der Erde, das nicht von Nervengiften verseucht war.
Aber nicht nur die Verseuchung mit neurotoxischen Stoffen bedroht die Intelligenz. Ebenso wesentlich ist Mangelernährung. Nicht nur Spurenelementmangel aufgrund natürlicher Ursachen, auch die moderne industrielle Landwirtschaft führt zu Mangel-erscheinungen.
Probleme entstehen durch die sogenannte Grüne Revolution. Neue Getreidesorten haben zu einem Mangel an Eisen, Zink, anderen Mikro-Nährstoffen und zu einem Vitamin-A-Mangel geführt.
Andere Ursachen sind u.a. Bodenerosion durch exzessive Bewirtschaftung. Spuren-elementemangel und Vergiftung bilden eine tödliche Mixtur. Bei Mangelernährung nimmt der Körper verstärkt Giftstoffe auf, da er das Fehlen der lebensnotwendigen Spurenelemente durch die Aufnahme ähnlicher, aber toxischer Substanzen auszugleichen sucht.
Dass Verseuchung und Mangelernährung die geistigen Entwicklung bedrohen, ist seit Jahren bekannt, und dennoch geschah und geschieht umweltpolitisch wenig. Das Thema wird in der öffentlichen Debatte totgeschwiegen.
Andere umwelt- und gesundheitspolitische Themen, wie das Ozonloch, der Klimawandel, die Bedrohung der Wale, die Krebsgefahr z.B. durch das Rauchen werden breit debattiert und mit großer medialer Resonanz ergreift die Politik Maßnahmen. Die Zerstörung des Gehirns durch Umweltverseuchung dagegen ist kein Thema. Wie kommt es zu diesem zweierlei Maß?
Wieso ist die umweltbedingte Bedrohung der Intelligenz ein Tabu?
Eine Internetrecherche zu den Themen „PCB-Belastung an Schulen“ sowie der im letzten Jahr breit debattierten Pisa-Studie bringt ein bemerkenswertes Resultat: Tausende von Schulen sind in Deutschland PCB-belastet. PCB ist neurotoxisch. Dennoch findet sich auf den Webseiten der einschlägigen Organisationen, etwa der GEW, kein Text, der einen möglichen Zusammenhang zwischen dem schlechten Abschneiden deutscher Schüler bei der Pisa-Studie und der PCB-Belastung der Schulen diskutiert. Beide Themen befinden sich in verschiedenen Schubladen und kaum jemand wagt den Versuch beide Schubladen gleichzeitig zu öffnen.
Eine Ausnahme bildet die Homepage einer „Selbsthilfegruppe (SHG) für Chemikalien-geschädigte“, die vorsichtig einen möglichen Zusammenhang andeutet, so als spräche man das Thema besser nicht an: „Die Frage sei erlaubt: Wie groß ist der Einfluß von Schadstoffen an Schulen in Deutschland auf das negative Ergebnis der Pisa-Studie?“
In der Öffentlichkeit verhallte diese Frage ebenso ungehört wie vor 5 Jahren das Manifest von Erice. Williams sucht in seinem Buch eine Antwort auf die Frage. Warum war und ist der geistige Verfall auf Grund von Umwelteinflüssen kein zentrales Thema der Umwelt-debatte? Was macht es so schwierig das Problem angemessen zu diskutieren und wirksame Maßnahmen zu ergreifen?
Das Versagen der Wissenschaften
Medizinische Erkenntnisse über die toxische Wirkung einer Vielzahl von Substanzen liegen bereits vor. Gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse über die demografische Dimension chemisch verursachter Gehirnschäden sind jedoch rar. Was wir wissen, wissen wir zumeist von einzelnen spektakulärer Industrieunfällen, bei denen die zuständigen Behörden an einer Untersuchung nicht vorbei kamen und auf der Grundlage von Tier-studien. Bei Industrieunfällen kennt man in der Regel die Dosis der chemischen Ver-seuchung nicht und Tierstudien sind nur sehr bedingt auf den Menschen übertragbar.
Eine winzige Dosis Dioxin kann ein Meerschweinchen töten, während ein Hamster eine 5000 mal größere Dosis überleben wird.
Auch methodisch lauern eine Reihe von Unwägbarkeiten.
Zur Extrapolation von Daten, die bei Tieren gewonnen worden sind, gehört es, daß man von einer gesunden, richtig ernährten und genetisch homogenen Tierpopulation auf eine menschliche Population Rückschlüsse zieht, zu der Gruppen gehören, die sich in Alter, Gesundheit und Ernährungszustand voneinander unterscheiden und die überdies allgemein heterogen sind. In ähnlicher Weise werden menschliche Daten, sofern sie zur Verfügung stehen, oft von einer arbeitenden Population gesunder Erwachsener abgeleitet, meist Männern.
Die Folge ist, dass das gesundheitliche Risiko potentieller Nervengifte systematisch unterschätzt wird.
Industriell werden ca. 70.000 chemische Substanzen genutzt und nur für vergleichsweise wenige Substanzen, meist Medikamente, gibt es eine Risikoabschätzung und jedes Jahr kommen Tausende neuer Substanzen hinzu. Eine umfassende Risikoabschätzung ist jedoch teuer, zeitaufwendig und im Ergebnis auch noch fragwürdig.
Im Netz finden sich leicht weitere Informationen zum Thema: Die EU-Bürokratie etwa hat in einem „langsamen“, „ressourcenintensiven“ „ineffizienten“ und „nur beschränkt wirksamem“ Verfahren in 10 Jahren für 56 Substanzen eine Risikobewertung abgeschlossen.
Aber das sind noch nicht alle Schwierigkeiten, vor denen eine wissenschaftliche Unter-suchung des umweltbedingten geistigen Verfalls steht. Das Phänomen selbst entgleitet dem messenden Zugriff. Ist eine nur gering ausgeprägte geistige Schwäche eines Kindes, etwa Konzentrationsmangel, das Resultat chemischer Vergiftung, schlechter schulischer Förderung, Stress im Elternhaus, Fehlernährung oder von allen genannten Faktoren? Gibt es noch weitere Ursachen? Wie stellt man überhaupt fest, das ein Kind unter seinen geistigen Möglichkeiten bleibt?
Wissenschaftliche Untersuchungen konzentrieren sich angesichts dieser Unwägbarkeiten auf offenkundigere Phänomene, wie dem Down-Syndrom. Beim Versuch aber etwa zwischen radioaktiver Verseuchung und einem gehäuften Auftreten des Down-Syndroms mit den Methoden der Epidemiologie Kausalzusammenhänge aufzuzeigen, geraten sie schnell in neue methodische Unwägbarkeiten: War die Radioaktivität die einzige mögliche Ursache? Gibt es im Umkreis einer radioaktiven Verseuchung eine im Vergleich zu anderen Bevölkerungsgruppen kaum erhöhte Zahl von Geburtsschäden, weil die schwangeren Frauen eine sorgfältigere Voruntersuchung vornehmen lassen und möglicherweise geschädigte Feten abtreiben?
Nach der Katastrophe von Tschernobyl entschieden sich viele Mütter für eine Abtreibung, womit sie die Geburtsschäden infolge von Strahlung statistisch reduzierten.
Es kann auch sein, dass die Spätfolgen einer radioaktiven Verseuchung sich erst nach Jahre zeigen, möglicherweise erst eine Generation später, der Versuch dann jedoch noch Kausalketten aufzuzeigen wird mit der Zahl der Jahre immer schwieriger.
Weitere Probleme entstehen aus der flächendeckenden Verseuchung der ganzen Erde. Epidemiologische Studien benötigen nicht belastete Kontrollgruppen. Wenn aber bestimmte Toxine weltweit und relativ gleichmäßig Mensch und Umwelt vergiften, gibt es keine Kontrollgruppen mehr, und damit keine Möglichkeit die Auswirkungen dieser Verseuchung zu analysieren.
Es gibt nur wenige Gemeinden in den reichen Industriestaaten, die den Östrogen-ähnlichen Chemikalien wie den Phthalaten nicht total ausgesetzt sind, so dass epidemiologische Forschungen, welche die Schädigung von Spermien mit diesen Wirkstoffen in Verbindung zu bringen suchen, immer schwieriger werden.
Gibt es in den Industriestaaten noch genügend Kinder, die kein Phenylanalin (Süßstoff z.B. in Getränken) zu sich genommen haben, damit man die Wirkung dieser Chemikalie auf die geistige Entwicklung überhaupt noch epidemiologisch untersuchen kann?
Aber nicht nur die Menschen sind weltweit verseucht, auch Laboratorien können kontaminiert sein. In kontaminierten Laboren aber sind keine präzisen Messungen möglich. Ein Problem, dem, wenn überhaupt, nur mit sehr aufwendigen Schutz und Filteranlagen begegnet werden kann, was aber zuverlässige Messungen exponentiell verteuert. Folge ist, dass ärmere Staaten kaum noch aussagekräftige Routineunter-suchungen durchführen können. In diesen Ländern ist die Verseuchung aber am höchsten, u.a. auf Grund schlechterer Umweltstandards.
In einer Welt, die multipel und ubiquitär verseucht ist und die gleichzeitig unter Mangel-ernährung leidet, gelingt es kaum noch die auslösenden Ursachen des geistigen Verfalls eindeutig einzugrenzen.
Ein wesentlicher Grund für diese Schwierigkeiten der Wissenschaften ist die Methodologie der analytischen Naturwissenschaften selbst.
Die analytischen Naturwissenschaften wurden im 19ten und 20ten Jahrhundert ent-wickelt, um im großen Stil die Natur industriellen Zwecken nutzbar zu machen. Die Wirkung der Industrie auf Natur und Mensch war dagegen kein Gegenstand wissen-schaftlichen Erkenntnisinteresses. Dieser Fokus des Forschungsinteresses formt die Wissenschaften bis heute, ungeachtet aller Umweltdebatten. Grundlegende Paradigmenwechsel stehen noch aus.
Naturwissenschaft ist Modellwissenschaft. Modelle benötigen aber abgeschlossene Bezugssysteme, mit einer überschaubaren Zahl an Faktoren. Im Labor lassen sich die Wirkungen bestimmter Substanzen auf neurologische Prozesse biochemisch über-schaubar untersuchen und es gelingt neurotoxische Kausalketten aufzuzeigen. In einer multipel verseuchten Welt außerhalb des Labors lassen sich vergleichbare Kausalketten nicht nachweisen. Man fordert von der traditionellen Naturwissenschaft Unmögliches, wenn man ihr Aussagen über Vorgänge außerhalb einer analytisch definierten Labor-situation abverlangt. Bei einer unendlichen Anzahl möglicher Faktoren und Wechsel-wirkungen gibt es keine eindeutige Kausalität mehr.
Die Verursacher der Verseuchung der Welt nutzen die methodologischen und Resourcen- Probleme der Wissenschaften gerne für ihre Zwecke aus. Mit dem Hinweis „Es muß noch weiter geforscht werden, die Resultate sind nicht eindeutig“ verhindern sie schaden-minimierende aber für sie kostspielige Konsequenzen.
Das Versagen von Politik und Recht
Wenn man einem Kind mit einem Hammer auf den Kopf schlägt und so eine Behinderung der geistigen Fähigkeiten verursacht, gilt diese Tat als brutal, der Täter als gewalttätig, so dass dem Betroffenen der Rechtsweg offensteht, auf dem er Schadenersatzansprüche und Schmerzensgeld geltend machen kann. Wenn man einen Wagen mit verbleiten Benzin fährt und so bei unzähligen Kindern geistige Behinderung auslöst, gilt dies nicht als gewalttätig, und die Opfer haben keinerlei Möglichkeit, an Schadenersatzzahlungen oder Schmerzensgeld zu kommen.
Die Logik des Rechtes ist mit der Logik der Wissenschaften nicht kompatibel. Ein Richter benötigt eindeutige Schuldbeweise, ein Wissenschaftler kann aber nur relativ plausible Modelle und Wahrscheinlichkeiten liefern. In Schadensfall führt die unterschiedliche Logik von Wissenschaft und Recht dazu, dass das Urteil für die giftige Chemikalie und ihre Verbreiter in der Regel heißt: „Im Zweifel für den Angeklagten – Freispruch.“ Zusätzlich wird die Situation durch eine unsystematische, halbherzige und interessengeleitete Gesetzgebung weiter erschwert.
Das Bewusstsein für umweltbedingte Schädigungen der Menschen hat sich erst relativ spät entwickelt. Die Umweltgesetzgebung hatte in erster Linie den Umwelt- und Natur-schutz zum Ziel, nicht den Schutz der Menschen in dieser Umwelt. Williams bietet hierzu umfangreiches Material aus der angelsächsischen Welt. Es finden sich aber auch in der Geschichte der deutschen Umweltpolitik prominente Beispiele: So wurde in Deutschland das Blei zum Schutze des Waldes aus dem Benzin verbannt, nicht um die Menschen vor einer Bleivergiftung zu bewahren. Angesichts des Schockes über die sterbenden Wälder wurde von Umweltverbänden und Regierung die Einführung des Katalysators forciert, dieser funktioniert aber nur mit bleifreiem Benzin.
Auch für die deutsche Automobilindustrie war die Einführung des Katalysators in Deutschland kein Schade: In den USA war er vorgeschrieben, die Produktion wurde also rationeller und für die französische Konkurrenz, die hauptsächlich Kleinwagen nach Deutschland exportierte bedeutete das ganze ein Dämpfer.
Der Stop der allgemeinen Bleivergiftung der Bevölkerung war ein Nebeneffekt. Erst spät rückte die direkte Bedrohung des Menschen in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Dementsprechend wurde versucht die allgemeinen Umweltgesetze, Haftungsrecht und Verbraucherschutz auf die Verseuchung des Menschen anzuwenden, bzw. den Geltungs-bereich der Arbeitsschutzbestimmungen auszudehnen. Mit mäßigem Erfolg. Es gibt keine systematische Gesetzgebung, die die Vergiftung der Menschen umfassend erfassen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass die Politik normalerweise hysterisch funktioniert. Das Resultat sind eine Reihe einzelfallbezogener Sondergesetze, die häufig mehr Schaden anrichten als Nutzen.
Aber auch allgemeine Gesetze bieten nur bedingt Schutz. Das geltende Chemikalienrecht unterscheidet zwischen „chemischen Altstoffen“ und „neuen Stoffen“. Strenge Zulassungsbestimmungen gibt es nur für „neue Substanzen“, „Altstoffe“ bleiben ungetestet im Gebrauch bis zum nächsten Skandal. Auch für „neue Substanzen“ gelten zumeist politisch festgelegte sogenannte „sichere Grenzwerte“, obwohl bei vielen Substanzen kein „Dosis-Wirkungszusammenhang“ wissenschaftlich nachgewiesen werden kann, d.h. jeder Kontakt mit solchen Substanzen stellt eine Bedrohung dar.
Selbst wenn ein „Dosis-Wirkungszusammenhang“ wissenschaftlich nachgewiesen werden kann, werden die Grenzwerte im besten Fall auf Grund von Untersuchungen festgelegt, die von einem theoretischen „Durchschnittsmenschen“ ausgehen, d.h. die erhöhte Gefährdung von schwächeren und anfälligeren Menschen wird aus dem politischen Bewusstsein ausgeblendet.
Die Hauptabsicht bei „sicheren Grenzwerte“ dürfte sein, dass die Ergebnisse für die Regierung sicher sind, nicht für die Bevölkerung.
Das Versagen der menschlichen Intelligenz
Williams fasst den Vorgang in folgende Formel: Die menschliche Intelligenz bedroht sich selbst, sie weiß darum und dennoch beharrt sie auf der Selbstzerstörung. Diese ver-störende Beobachtung verleitet Williams zu weitreichenden Spekulationen.
Vielleicht ist es eine im gesamten Ökosystem einzigartige Eigenschaft der menschlichen Intelligenz, die den Siegeszug des Menschen auf der Erde ermöglichte, die ihm heute jedoch zur Bedrohung wird: die Beharrlichkeit. Das beharrliche Verfolgen von großen kulturellen Plänen, die ganze Gemeinwesen umfassen und über Generationen hinweg verfolgt werden, ist etwas dem Menschen spezifisches.
Die Geschichte lehrt uns, dass wir so beharrliche Jäger gewesen sind, dass wir manche Arten bis zur Ausrottung gejagt haben, so hartnäckige Sammler, dass nichts mehr zum Sammeln da ist, so hartnäckige Förster, dass die Wälder verschwinden, so hartnäckige Landkultivierer, dass der Erdboden nicht mehr zu bebauen ist. Hartnäckig sture und beharrliche Verhaltensweisen, wie etwa übermäßiger Pestizideinsatz, „Automobilsucht“ und unnötiges Konsumdenken sind vielleicht mit einem „Kulturplan“ vereinbar, sie scheinen mit dem ökologischen Gleichgewicht jedoch unvereinbar zu sein.
Williams kommt so zu einer erstaunlichen Schlusskette: Die menschliche Intelligenz zeichnet sich durch die einzigartige Fähigkeit zur Beharrlichkeit aus, diese Beharrlichkeit ist mit den Prinzipien eines ökologischen Gleichgewichtes unvereinbar und führt heute zu einer Zerstörung der menschlichen Intelligenz, damit aber auch zu einer Zerstörung der „Beharrlichkeit“.
Diesen Sachverhalt kann man als einen Vorgang der Selbstzerstörung beschreiben: Ein ökologischer Fremdkörper zerstört sich selbst. Man könnte ihn aber auch aus der Perspektive des Ökosystems beschreiben: Das Ökosystem passt einen unökologischen Fremdkörper an. Eine Menschheit, die unter geistigen Verfall leidet, verliert ihre Hartnäckigkeit und damit ihre Fähigkeit zur Zerstörung der Natur.
Könnte das Ökosystem sein Gleichgewicht dadurch aufrechterhalten, dass es sich durch GVU (geistiger Verfall aufgrund von Umwelteinflüssen) negativ auf die „Modernität“ auswirkt? Wie stark die Anzeichen dafür auch sein mögen, diese Möglichkeit ist schwer zu akzeptieren – vor allem, weil sie die Existenz eines Bewusstseins im nicht-menschlichen Ökosystem impliziert. Anders ausgedrückt: Die Annahme, dass das Ökosystem schlauer sein könnte als wir, würde uns nicht gefallen. Es könnte aber klüger sein als wir, ohne sich dessen bewußt zu sein. Immerhin war das unbewusste Ökosystem schlau genug, unseren Geist zu erschaffen. Warum sollte es nicht auch klug genug sein, ihn zu kontrollieren oder zu zerstören?
Uns kommt diese Überlegung sehr angelsächsisch vor, offenbar ein Resultat des vom US-Kongress 1989 ausgerufenen „Jahrzehnt des Gehirns“ und der Mode der Gehirn-spekulationen in der Folge.
Wer ist betroffen?
Mittelbar jeder, unmittelbar die Einwohner der ärmeren Länder stärker als die der reichen Länder und hier die ärmeren Bevölkerungsschichten stärker als die Reicheren, jedoch demografisch betrachtet ist das ganze Gemeinwesen existentiell getroffen. Denn ein allgemeiner geistiger Verfall trifft die eher seltenen Exemplare intelligenter Mit-menschen stärker als die Vertreter durchschnittlicher Intelligenz. Ein Blick auf die übliche IQ-Glockenkurve offenbart das Problem.
Die Grafik zeigt schwarz die übliche IQ-Kurve, grün eine zweite Kurve, um 5 Punkte im IQ-Wert nach unten verschoben. Rot gekennzeichnet sind die Intelligenzverluste der ersten Kurve gegenüber der um 5 Punkte verschobenen Kurve. Wie man leicht erkennen kann, sind die Verluste im oberen Intelligenzbereich signifikant höher als im durch-schnittlichen Intelligenzbereich.
In einer Population von 100 Millionen würde man normalerweise davon ausgehen, dass 2,3 Millionen einen IQ über 130 haben. Ein Rückgang um 5 Punkte reduziert diese Zahl auf nur 990000 Menschen.
Der gelbe Rand an der linken Seite der Kurve zeigt die entsprechende Zunahme der Debilität. Die Anzahl der Menschen mit einem IQ von 70 (Debilitätsgrenze) verdoppelt sich in etwa.
Angesichts dieser Kurve kommt man ins Grübeln. 5 IQ Punkte im Durchschnitt weniger bedeutet eine Halbierung der Anzahl der intelligenten Mitbürger und eine Verdoppelung der Zahl der Debilen. Für unsere Gesundheitssysteme wäre dies eine Katastrophe und für die ständig beschworene Wissensgesellschaft das Ende. Und dennoch gibt es keine breite Debatte über die Gefahren, die der Intelligenz von Umwelteinflüssen drohen.
Offenkundig ist Intelligenz in der neoliberalen Risikogesellschaft kein bedeutsamer Wert mehr.
Denkt man an die Schrödersche Agenda 2010 und ihre Auswirkungen auf die bundes-deutschen Intellektuellen, verstärkt sich dieser Eindruck: Die Zusammenlegung von Sozialhilfe und Arbeitslosenhilfe spart lächerliche 2 Milliarden im Haushalt, trifft aber arbeitslose Wissenschaftler und Künstler ins Mark: Intellektuelle Berufe sind, wenn sie nicht verbeamtet sind, prekäre Berufe, häufiger Jobwechsel und auch länger andauernde Zeiten der Arbeitslosigkeit sind durchaus üblich.
Der Absturz auf das Niveau der Sozialhilfe bedeutet für Intellektuelle den gesellschaft-lichen Ruin: Von Sozialhilfe kann man sich weder einen Internetanschluss leisten noch Bücher oder Zeitschriften. Die Agenda 2010 ist ein sozialpolitischer Frontalangriff auf die deutsche Intelligenz, soweit sie nicht verbeamtet ist. Dieser Aspekt der Agenda 2010 wird ebensowenig diskutiert wie die Umwelteinflüsse, die das geistige Niveau der Gesellschaft bedrohen.
Ein erneuter Blick auf die IQ-Kurve gibt Hinweise auf möglichen Gründe für diese Tabus: Von einem Rückgang des IQ um 5 Punkte ist die durchschnittliche Intelligenz am wenigsten betroffen. Vermutlich wird die neoliberale Risikogesellschaft von einem geistigen Mittelmaß dominiert, dem die Bedrohung der Intelligenz gleichgültig ist, da sie sich selber nicht davon betroffen fühlt.
Was folgt? Was bleibt?
Für Williams muss es die zentrale politische Aufgabe sein, dass wir die Gefahren des geistigen Verfalls in das Zentrum der Aufmerksamkeit stellen und die Sicherung geistiger Ressourcen politischen Vorrang vor allem Anderen erhält.
Jedoch: Die Gifte sind in der Welt. Wenn Blei auch im Benzin verboten ist, wie viel Blei mag noch in den Kellern von Häusern lauern, die an vielbefahrenen Straßen stehen … Der geistige Verfall dürfte daher kaum aufzuhalten sein. Wir müssen lernen mit ihm zu leben.
Ob es uns nun gefällt oder nicht, in der nahen Zukunft wird die Welt immer mehr Menschen aufweisen, die unter GVU (geistiger Verfall aufgrund von Umwelteinflüssen) in verschiedenen Schweregraden leiden. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, dem mit einer angemessenen Daseinsvorsorge zu begegnen, obwohl schon das eine ungeheure Aufgabe ist; die Herausforderung besteht in der vollen sozialen Akzeptanz von Menschen, die an geistigem Verfall leiden.
Nicht nur die Demenz von an Alzheimer erkrankten Rentnern, deren Zahl ja in nächster Zeit rasant steigen soll, dürfte zum Problem, etwa für die Gesundheitskassen, werden, auch die wachsende Jugenddemenz unseres Nachwuchses wird die Fähigkeiten zur sozialen Akzeptanz auf eine harte Probe stellen. Und dies nicht nur in den politischen Parteien …
Die Verblödung schreitet voran. In einem weiteren Sinne ist dieser Artikel daher vielleicht doch ein Artikel über neokonservative US-Think-Tanks oder über den Niveauverfall der elektronischen Medien oder über die neueste Sau, die durchs Dorf der bundesdeutschen „Reform“- Debatte getrieben wird …
Auch wenn wir der Überlegung skeptisch gegenüberstehen, dass die „ökologische Intelligenz“ machiavellistisch die Politik verblödet, um die unökologische Gattung Mensch langfristig aus dem Ökosystem abzuräumen.
Christopher Williams: Endstation Gehirn. Die Bedrohung der menschlichen Intelligenz durch die Vergiftung der Umwelt. Klett-Cotta, 2003. Geb. mit Schutzumschlag, mit zahlr. Schaubildern. EUR [D] 25,00, sFr 43,00, 400 Seiten, ISBN: 3-608-91015-8
Das Manifest von Erice
Diese gemeinschaftliche Erklärung wurde am 30. Mai 1996 von einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern und Ärzten im Anschluss an einen Workshop vom 5. bis 10. November 1995 im italienischen Erice veröffentlicht.
Hormone sind chemische Botenstoffe, die sich im Blutkreislauf bewegen und lebens-wichtige Körperfunktionen an- und abschalten, um Gesundheit und Wohlergehen eines Menschen zu erhalten. Insgesamt genommen nennt man die Gewebe und Organe, die Hormone erzeugen und auf sie reagieren, das System der inneren Sekretion. Die Erklärung von Erice lenkt die Aufmerksamkeit auf Industriechemikalien, welche die Entwicklung des Gehirns und anderer Teile des zentralen Nervensystems stören und schädigen können.
Der Hintergrund
Die Ergebnisse der seit 1991 erfolgten Forschung haben die Sorgen über den Umfang der Probleme, die der menschlichen Gesundheit und den ökologischen Systemen durch Chemikalien drohen, welche die innere Sekretion stören oder behindern, zunehmend verstärkt. Neuere Forschungsergebnisse sind besonders besorgniserregend, weil sie die unerhörte Empfindlichkeit des sich entwickelnden Nervensystems gegenüber chemischen Störungen unterstreichen, die Funktionsanomalien zur Folge haben. Überdies sind die Konsequenzen dieser Störungen vom Entwicklungsstadium abhängig, in dem ein Mensch der Chemikalie ausgesetzt ist, und findet zu verschiedenen Zeiten im Leben jeweils anderen Ausdruck, angefangen bei der Geburt bis hin zum vorgerückten Alter.
Diese Arbeitssitzung wurde wegen der zunehmenden Besorgnis geplant, daß es schwere ökonomische Implikationen und unerwünschte Folgen für die Gesellschaft insgesamt haben könnte, wenn man sich nicht bemüht, diesem Problem zu Leibe zu rücken.
Gemeinsame Erklärung
1. Wir sind von folgendem überzeugt:
Chemikalien, welche die Funktion der inneren Sekretion stören oder behindern, können die neurologische und verhaltensmäßige Entwicklung der Menschen untergraben, die diesen Chemikalien im Mutterleib ausgesetzt sind, oder wenn bei Fischen, Amphibien, Reptilien und Vögeln die Eier mit diesen Chemikalien in Berührung kommen. Dieser Verlust von Potential bei Menschen und wildlebenden Tieren zeigt sich in körperlichen wie in verhaltensmäßigen Anomalien.
Er kann sich in verringerter geistiger Kapazität und sozialer Anpassungsfähigkeit zeigen, als beeinträchtigtes Reaktionsvermögen auf Anforderungen der Umwelt oder in einer Vielzahl anderer Funktionsstörungen auftreten. Ein weitverbreiteter Verlust dieser Art in der Natur kann den Charakter menschlicher Gesellschaften verändern oder wild-lebende Tierpopulationen destabilisieren. Weil spürbare ökonomische und soziale Konsequenzen die Folge selbst kleiner Veränderungen im Funktionspotential auf der Ebene ganzer Populationen sind, ist es unerläßlich, die Werte der Verseuchungsstoffe bei Menschen, Tieren und in der Umwelt zu überwachen, die für die Störung des Nerven-systems und der inneren Sekretion verantwortlich sind.
Überdies muß man sich darum bemühen, ihre Produktion ebenso wie ihre Emission in die Umwelt zu verringern.
Weil das endokrine System für Störungen so empfindlich ist, wird es leicht zum Ziel von Störungen. Im Gegensatz zu natürlichen Hormonen, die man in Tieren und Pflanzen findet, sind einige der Komponenten und Nebenprodukte vieler industriell hergestellter organischer Verbindungen, die das endokrine System stören, langlebig und breiten sich in der Nahrungskette aus, was sie als Gefährdungspotential für die innere Sekretion noch besorgniserregender macht.
Solche vom Menschen hergestellte Chemikalien finden sich auf allen Kontinenten und in allen Weltmeeren. Man findet sie bei einheimischen Populationen von der Arktis bis in die Tropen, und weil sie sich im Körper lange halten, können sie von Generation zu Generation weitergegeben werden. Die Schwere des Problems wird noch durch die extrem geringen Hormonwerte gesteigert, die das endokrine System auf natürliche Weise erzeugt und die nötig sind, um angemessene Reaktionen zu modulieren und auszulösen. Im Gegensatz dazu zeigen sich viele solcher Verseuchungsstoffe, die das endokrine System stören, in lebendem Gewebe in Konzentrationen, die millionenmal höher sind als die natürlichen Hormone, selbst wenn sie in ihrer Wirkung weniger stark sind als die natürlichen Produkte.
Wildlebende Tiere, Labortiere und Menschen weisen Gesundheitsschädigungen auf, wenn sie synthetischen Chemikalien ausgesetzt sind, die das endokrine System stören, wie sie gegenwärtig in den vorhandenen Konzentrationen in der Umwelt zu finden sind. Neue Techniken haben enthüllt, daß einige künstlich hergestellte Chemikalien gegenwärtig im Körpergewebe in Konzentrationen vorhanden sind, die man früher mit konventionellen Analysemethoden nicht messen konnte, die aber gleichwohl biologisch aktiv sind.
Die Berührung während der Schwangerschaft mit langlebigen künstlichen Chemikalien erinnert daran, daß Frauen lebenslang diesen Chemikalien ausgesetzt sind, bevor sie schwanger werden. Somit ist die Übertragung von Verseuchungsstoffen auf den sich entwickelnden Embryo und den Fetus während der Schwangerschaft und auf das Neugeborene in der Zeit des Stillens nicht einfach eine Funktion der Tatsache, daß die Mutter erst kurze Zeit diesen Schadstoffen ausgesetzt gewesen ist.
Im Tierreich ist bei einigen eierlegenden Arten die körperliche Belastung der Weibchen kurz vor der Ovulation die kritischste Periode. Bei Säugetieren sind die Mütter während der gesamten pränatalen und frühen postnatalen Entwicklung solchen Schadstoffen, welche die innere Sekretion stören, ausgesetzt, weil sie in der Mutter gespeichert sind.
Das sich entwickelnde Gehirn weist spezifische und oft schmale zeitliche Fenster auf, in denen die Berührung mit solchen Schadstoffen, welche die innere Sekretion stören, dauerhafte Veränderungen in Struktur und Funktion des Gehirns auslösen können. Der Zeitpunkt des Kontakts ist in den frühen Entwicklungsstadien ausschlaggebend, besonders in der Zeit der Entwicklung des Fetus, in der es zu einer festgelegten Sequenz struktureller Veränderungen kommt, bevor sich Schutzmechanismen entwickelt haben.
Eine Vielzahl chemischer Herausforderungen in der Frühzeit des Lebens können bei Menschen und Tieren zu tiefgreifenden und unumkehrbaren Anomalien der Gehirn-entwicklung führen, und das bei Kontakten mit den Schadstoffen, die bei Erwachsenen keine dauerhaften Wirkungen hervorrufen.
Schilddrüsenhormone sind während des ganzen Lebens normale Gehirnfunktionen unerläßlich. Störungen der Schilddrüsenfunktion in der Zeit der Entwicklung führen zu Anomalien des Gehirns und bei der Entwicklung des Verhaltens. Die späteren Ergebnisse in Form mäßiger bis schwerer Veränderungen der Schilddrüsenhormon-Konzentrationen, besonders in der Zeit der fetalen Entwicklung, sind motorische Störungen unterschiedlicher Schwere, darunter Gehirnlähmung, geistige Zurück-gebliebenheit, Lernbehinderungen, Aufmerksamkeitsdefizite kombiniert mit Hyper-aktivität, Hydrocephalus, epileptische Anfälle und andere dauerhafte neurologische Anomalien. Ähnlich kann die Berührung mit industriell hergestellten Chemikalien in der Frühen Entwicklung die motorischen Funktionen beeinträchtigen, die räumliche Wahr-nehmung, die Lernfähigkeit, die Gedächtnisleistung, die Entwicklung des Gehörs, die Koordination der Feinmotorik, das Gleichgewichtsgefühl und verschiedene Lern-prozesse; in schweren Fällen kann geistige Zurückgebliebenheit das Ergebnis sein.
Die sexuelle Entwicklung des Gehirns erfolgt unter dem Einfluß von Östrogenen bei der Frau und Testosteronen beim Mann. Nicht alle Substanzen, welche die innere Sekretion beeinträchtigen, wirken sich jedoch Östrogen-fördernd oder Östrogen-schädlich aus. So haben beispielsweise neue Daten enthüllt, daß DDE, ein Zerfallsprodukt von DDT, das sich in fast allem lebendem Gewebe findet, bei Säugetieren Testosteron-schädlich wirkt.
Künstlich hergestellte Chemikalien, welche die Geschlechtshormone beeinträchtigen, werden das Potential besitzen, die normale sexuelle Entwicklung des Gehirns zu stören. Studien wildlebender Tiere, etwa von Möwen, Seeschwalben, Fischen, Walen, Delphinen, Alligatoren und Meeresschildkröten bringen Giftstoffe in der Umwelt mit Störungen bei der Produktion von Geschlechtshormonen und/oder deren Funktion in Verbindung. Diese Wirkungen hat man durch den Kontakt mit Abwasser und Industrieabwässern, Pestiziden, umlaufender Verseuchung in den Weltmeeren und in Süßwasser sowie der Nahrungskette im Wasser in Verbindung gebracht.
Artenübergreifende Gemeinsamkeiten bei den hormonalen Mechanismen, welche Gehirnentwicklung und – funktion steuern, bedeuten, daß bei wildlebenden Tieren und Labortieren beobachtete schädliche Wirkungen auch bei Menschen möglich sind, obwohl spezifische Wirkungen von Art zu Art verschieden sein können. Am bedeutsamsten aber ist, daß die gleichen synthetischen Chemikalien, die bei Studien über Labortiere diese Wirkungen gezeigt haben, auch bei Menschen ein hohes Kontaktpotential besitzen.
Die ganze Bandbreite von Substanzen, die in die natürlichen endokrinen Modulationen der neuralen und verhaltensmäßigen Entwicklung eingreifen, kann gegenwärtig noch nicht umfassend bestimmt werden. Zu den Verbindungen jedoch, bei denen Aus-wirkungen auf die innere Sekretion nachgewiesen worden sind, gehören Dioxine, PCB’s, Phenole, Phthalate und viele Pestizide. Alle Verbindungen, welche die Tätigkeit von Neurotransmittern, Hormonen und Wachstumsfaktoren im sich entwickelnden Gehirn nachahmen oder ihr entgegenwirken oder die entsprechenden Werte verändern, gehören potentiell zu dieser Gruppe.
2. Wir schätzen folgendes mit einiger Gewißheit:
Jede schwangere Frau in der Welt hat Substanzen im Körper, welche die innere Sekretion stören und auf den Fetus übertragen werden. Sie hat auch meßbare Konzentrationen solcher Substanzen in der Muttermilch, die auf den Säugling übertragen werden. Es kann sein, daß es für Reaktionen auf solche Stoffe, die die innere Sekretion stören, keine definierbaren Schwellenwerte gibt. Hinzu kommt, daß bei natürlich vorkommenden Hormonen eine zu große Menge ein ebenso schweres Problem sein kann wie eine zu geringe. Infolgedessen sind einfache (monotone) Reaktionskurven für Toxizität bestimmter Dosen nicht unbedingt auf die Auswirkungen von Schadstoffen anwendbar, welche die innere Sekretion schädigen.
Weil von bestimmten PCB’s und Dioxinen bekannt ist, daß sie die normale Funktion der Schilddrüse beeinträchtigen, haben wir den Verdacht, daß sie zu Lernbehinderungen beitragen, darunter auch zum Syndrom von Aufmerksamkeitsdefiziten und Hyper-aktivität und vielleicht auch zu anderen neurologischen Anomalien. Hinzu kommt, daß viele Pestizide die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen und aus diesem Grund vielleicht ähnliche Konsequenzen haben. Manche Substanzen, die sich auf die innere Sekretion auswirken, oder deren Zerfallsprodukt sind fast genauso stark wie natürliche Hormone.
Selbst schwache Substanzen dieser Art können starke Wirkungen auslösen, weil sie den natürlichen Schutz blutbindender Proteine für die natürlichen Hormone umgehen können. Manche dieser Substanzen haben auch eine erheblich längere biologische Halbwertzeit als natürlich erzeugte Hormone, weil sie nicht ohne weiteres vom Stoffwechsel verarbeitet und infolgedessen im Körper eingelagert werden und sich zu besorgniserregenden Konzentrationen ansammeln. Einige industriell hergestellte Chemikalien, die nichttoxisch zu sein scheinen, werden von der Leber in toxische Verbindungen umgewandelt.
Überdies können sich Verbindungen, die bei der Mutter nicht toxisch sind, bei dem sich entwickelnden Embryo, Fetus oder Säugling durchaus als toxisch erweisen. Die be-sondere Anfälligkeit des fetalen Gehirns gegenüber Methylquecksilber und Blei sind anschauliche Beispiele dieses Prinzips.
Funktionsdefizite sind nicht so leicht meßbar wie körperliche Anomalien oder klinische Erkrankungen, was zum Teil daran liegt, daß sie typischerweise in Form eines Kontinuums gemessen werden – wie etwa der IQ – statt nach der Zahl der Fälle in einer Population. Folglich kann es passieren, daß konventionelle Populationsuntersuchungen das Ausmaß solcher Defizite übersehen. Weil solche Untersuchungen überdies dazu neigen, ihre Erkenntnisse als Veränderungen von Durchschnittswerten darzustellen, selbst wenn sie auf angemessenen Maßnahmen basieren, neigen sie dazu, Einflüsse auf die empfänglicheren Mitglieder der Population zu verdunkeln.
Große Mengen industriell hergestellter Chemikalien, die in der Lage sind, das endokrine und das Nervensystem zu schädigen, werden an Länder der Dritten Welt verkauft oder dort produziert und benutzt – an Länder, denen die Ressourcen oder die Technologie fehlen, genau zu überwachen und zu kontrollieren, inwieweit die Bevölkerung den jeweiligen Substanzen ausgesetzt wird. Ungenügende und unangemessene Ausbildung beim Umgang mit Chemikalien sowie Unwissenheit in Fragen der Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen und in bezug auf Überwachungsstrategien führen zu der Wahrscheinlichkeit sehr hoher Kontaktwerte.
3. Einige Gründe für die Ungewißheiten unseres Wissens:
Niemand bleibt ohne jeden Kontakt zu solchen schädlichen Chemikalien, womit Studien zur Feststellung dessen, was normal ist, ungenau werden. Jeder Mensch ist in jedem Moment und lebenslang einer großen Zahl industriell hergestellter Chemikalien ausgesetzt. Nur relativ wenige dieser Chemikalien, die man in menschlichem Gewebe findet, sind inzwischen erkannt und bestimmt worden. Geldmangel hat Tests dieser Chemikalien auf ihr Potential zur Schädigung natürlicher Systeme bislang ernsthaft behindert.
Empfindliche Parameter, darunter neurologische Anomalien, Verhaltensstörungen und neuropsychiatrische Störungen sowie neuroanatomische, neurochemische und neuro-physiologische Endpunkte müssen erforscht werden. Am wichtigsten ist aber, daß Kriterien auf Populationsebene die sozialen und ökonomischen Kosten von Beein-trächtigungen einschließen müssen, weil die wirklichen Kosten für die Gesellschaft, die infolge solcher Probleme entstehen, erheblich sein können, beispielsweise ein IQ-Verlust von fünf Punkten bei der Gesamtbevölkerung. Untersuchungen potentieller Toxizität schließen typischerweise Labor-, Population- und Feldstudien ein, klinische Berichte und Unfallberichte.
Neurotoxine, die sich schädigend auf die Entwicklung auswirken, lösen ein ganzes Spektrum von Wirkungen aus, die typischerweise nicht bewertet werden, etwa das Fortschreiten und die Latenz von Veränderungen im Verhalten sowie neurologische Veränderungen. Hinzu kommt, daß eine Veränderung anderer Systeme anschließend zu kognitiven, verhaltensmäßigen und neurologischen Fehlfunktionen führen kann: das heißt zu Krankheiten anderer Organsysteme, die das Gehirn beeinflussen; ebenso Medikamente, die nicht auf das Zentralnervensystem einwirken, sowie andere fremde Substanzen, etwa luftverschmutzende Substanzen, sowie Mitwirkungen des Immunsystems, die das Verhalten verändern.
Gesetze über den Geheimhaltungsschutz in der Wirtschaft bieten der Industrie Vertraulichkeit, berauben den Verbraucher und die Gesundheitsbehörden aber des Rechts zu wissen, welche Bestandteile Handelsprodukte enthalten, so daß diese getestet werden können.
4. Somit kommen wir zu folgender Einschätzung:
Die Vorteile geringerer Kosten könnten erheblich sein, wenn es gelingt, den Kontakt der Menschen mit Chemikalien zu verringern, die zu Beeinträchtigungen der inneren Sekretion führen.
Ein sehr geringer Anteil der Mittel der öffentlichen Hand wird für die Überwachung von Umweltchemikalien und deren Auswirkungen auf die Gesundheit verwendet. Die Öffentlichkeit ist sich dessen nicht bewußt und glaubt, angemessen geschützt zu sein. Die Botschaft, daß Chemikalien, die sich schädlich auf das endokrine System auswirken, in der Umwelt vorhanden sind und das Potential besitzen, viele Menschen im Lauf ihres Lebens zu schädigen, ist noch nicht wirksam ins Bewußtsein der Öffentlichkeit gerückt, aber auch bei Wissenschaftlern, Entscheidungsträgern in der Verwaltung oder Politikern nicht wirksam verankert.
Obwohl diese Botschaft sich nur mit Mühe auf einfache Erklärungen reduzieren ließe, ohne daß das Problem über- oder unterschätzt wird, sind die potentiellen Gefahren für die Gesundheit der Menschen so weit verbreitet und weitreichend, daß jede Politik, die weiterhin auf Unwissenheit um die Tatsachen beruht, nur als skrupellos bezeichnet werden kann.
Das Ergebnis der Berührung mit solchen Chemikalien wird nicht angemessen bekämpft, wenn die Maßnahmen nur auf Populations-durchschnitten basieren. Statt dessen sollte das Risiko auf der Bandbreite von Reaktionen in einer Population beruhen – das heißt auf der gesamten Verbreitung. Das Ausmaß des Problems läßt sich besser bestimmen, wenn man die Verteilung der Reaktionen auf solche Chemikalien von Individuen innerhalb von Untergruppen der gefährdetsten Population kennt, etwa bei schwangeren Frauen, Embryonen, Feten und Neugeborenen, bei Jugendlichen und Heranwachsenden, Alten, Kranken oder Personen mit schon vorhandenen Störungen der inneren Sekretion.
Die Größenordnung der Risiken hängt überdies vom fraglichen Endpunkt, das heißt der gesundheitlichen Auswirkung, ab. So muß man beispielsweise bei der Einschätzung einer neurologischen Funktion eine Vielfalt motorischer, sensorischer, verhaltensmäßiger und kognitiver Funktionen berücksichtigen, Endpunkte, die empfindlicher sind als Krebs. Dies gilt nicht nur bei menschlichen Populationen, sondern auch bei Tieren, ob wildlebend oder domestiziert.
Wildlebende Tiere sind für das Verständnis endokriner Störungen auf molekularer, zellularer, individueller, populationsmäßiger und Öko-Systemebene wirkungsvolle Modelle gewesen. Künftige Forschungsarbeiten zur Untersuchung verschiedener wildlebender Tierarten auf allen Ebenen der biologischen Organisation müssen erweitert und angemessen unterstützt werden.
Wer für die Herstellung industriell produzierter Chemikalien verantwortlich ist, muß die Produktsicherheit über jeden begründeten Zweifel hinaus sicherstellen. Von den Her-stellern sollte verlangt werden, daß sie die Namen aller Chemikalien bekanntgeben, die in ihren Produkten verwendet werden, und überdies glaubwürdig belegen, daß die Produkte kein gesundheitliches Entwicklungsrisiko darstellen.
Heutige Wissenschaftlergremien, die über die Verteilung öffentlicher Forschungsgelder entscheiden, verfügen oft nur über einen engen Rahmen von Fachwissen und sind somit schlecht dafür gerüstet, die Art interdisziplinärer Forschung zu überwachen, die auf diesem Gebiet notwendig ist. Institutionen, die Forschungsgelder bereitstellen, sollten dazu ermuntert werden, bei Prüfungsgremien den Umfang der Darstellung zu erweitern und angemessenere Verfahren für interdisziplinäre Prüfungen zu entwickeln.
Regierungsbehörden sollten überdies die Geldmittel für nicht-universitätsgebundene interdisziplinäre Vorhaben zur Überwachung wildlebender Tiere und menschlicher Populationen stärker fördern, wo neurologische Schäden befürchtet werden, sowie Hinweisen mit Laborversuchen nachgehen. Zusätzlich sollten Tierpopulationen, welche kontaminierte Nahrung aufnehmen, die auch von Menschen gegessen wird, auf gesundheitliche Entwicklungsschäden hin untersucht werden. Es ist von großer Bedeutung, daß eine Vielzahl von Wirbeltierarten mit Hilfe von generations-übergreifenden Studien beobachtet werden.
Strategien zur Steigerung der interdisziplinären Kommunikation sowie Zusammenarbeit zur Optimierung der Ressourcen und künftiger Forschungsarbeit sind notwendig. Studien sollten ökonomischer darauf angelegt sein, daß möglichst viele Forscher sich die vor-handenen Materialien teilen. Interdisziplinäre Teams sollten neurologische und andere Arten von Schädigungen auf allen Ebenen biologischer Organisation erforschen, angefangen bei molekularen Schädigungen über biochemische und physiologische bis hin zu verhaltensmäßigen.
Es sollten gemeinschaftliche Anstrengungen unternommen werden, um diese gemeinsame Erklärung in der Öffentlichkeit bekanntzumachen sowie wichtige Entscheidungsträger und die Medien entsprechend zu informieren. Zusätzlich sollten, etwa für Hausärzte und andere, die für die allgemeine Gesundheitsvorsorge ver-antwortlich sind, besonders aufbereitete Materialien erarbeitet werden, da dieser Personenkreis oft nicht darüber informiert ist, welche denkbare Rolle chemische Schadstoffe, die sich in Umwelt oder Berufsleben auswirken, als Auslöser „primärer“ Krankheiten beim Menschen Risikofaktoren darstellen können. Angehende Ärzte müssen auf der Universität über die oft latenten Auswirkungen von Schadstoffen auf Entwicklung und Gesundheit des Menschen ausgebildet werden. Dieser Teil der ärztlichen Ausbildung ist gegenwärtig noch ungenügend. Ferner sollten ein zentrales Informationsbüro und Online-Systeme im Internet eingerichtet werden, um Informationen über Chemikalien bereitzuhalten, die sich schädlich auf das endokrine System auswirken.
Es wird sich zeigen wie debil wir mittlerweile wirklich sind und ob wir der inhumanen Entwicklung einhalten gebieten wollen.
Quellen: PRAVDA TV/heise.de vom 30.09.2003
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Passend dazu:
http://dr-schueler.com/grundlagen/das-giftwanderungsmodell/3
> Aber nicht nur die Verseuchung mit neurotoxischen Stoffen bedroht die Intelligenz. Ebenso wesentlich ist Mangelernährung. Nicht nur Spurenelementmangel aufgrund natürlicher Ursachen, auch die moderne industrielle Landwirtschaft führt zu Mangelerscheinungen.
Und diese genau aus diesem Grund und durch die Pestizidvergiftung.
> Probleme entstehen durch die sogenannte Grüne Revolution. Neue Getreidesorten haben zu einem Mangel an Eisen, Zink, anderen Mikro-Nährstoffen und zu einem Vitamin-A-Mangel geführt.
Und dazu kommt, dass wegen der Bodenüberbenutzung das Erdreich entmineralisiert wird. Es ist ja schon schlimm genug, dass es in den europäischen Ackerböden praktisch kein Selen gibt.
Viel früher als man in CH noch den Weizen aus Kanada importierte, war die Selenversorgung deutlich besser.
> Dass Verseuchung und Mangelernährung die geistigen Entwicklung bedrohen, ist seit Jahren bekannt, und dennoch geschah und geschieht umweltpolitisch wenig. Das Thema wird in der öffentlichen Debatte totgeschwiegen.
Das ergibt sich aus dem Filz zwischen Industrie, Politik und Hochfinanz. Dazu braucht es keine grossen Überlegungen. Die Pharmaindustrie gibt für die Erforschung von Cytostatika Milliarden aus. Da sind die doch nicht am gesunden Menschen interessiert. Krank, krebskrank muss man sein, weil nur das bringt „Kohlen“ und Renditen.
Grosse, wirklich grosse Vorbilder, wie die Hopi-Indianer sollen immer wieder dem weissen Volltrottel gesagt haben, dass man Geld nicht essen kann. Aber wenn der dumme Weisse das nicht verstehen kann, dann soll er jetzt nicht jammern und schön brav die Zeche bezahlen.
> Wieso ist die umweltbedingte Bedrohung der Intelligenz ein Tabu?
Dazu gibt es noch einen andern Grund. Diejenigen die an den Rudern der Macht sind und im Geheimen die Zukunft basteln (jährliche Bilderbergerkonferenz) wollen die Massen manipulieren und das geht nur mit den Dummen optimal und effizient.
Die Römer haben es erfunden, die Dummhaltung durch Brot und Spiele. Da hat sich bis heute nichts geändert. Heute gibt es Digital-TV mit einer 130-fachen allgemeinen Volksverblödung. Damit ist aber noch nicht Ende der Fahnenstange. Das süchtigmachenden Smartphone-Orgien z.B., man muss nur genauer hingucken, was viele in den Bahnöfen tun, wenn sie ihre Wartezeiten totschlagen. Hier ein passendes Bild zum Thema Smartphone-Zombies, auch aus einem PRAVDA-TV-Artikel:
http://pravdatvcom.files.wordpress.com/2014/02/smartphone-zombies.jpg
> Im Netz finden sich leicht weitere Informationen zum Thema: Die EU-Bürokratie etwa hat in einem “langsamen”, “ressourcenintensiven” “ineffizienten” und “nur beschränkt wirksamem” Verfahren in 10 Jahren für 56 Substanzen eine Risikobewertung abgeschlossen.
Wo ist denn jetzt das Problem? *grübel*
Für Alibiübungen reicht das längst. :-/
> Die analytischen Naturwissenschaften wurden im 19ten und 20ten Jahrhundert entwickelt, um im großen Stil die Natur industriellen Zwecken nutzbar zu machen.
Das ist die eine Irrlehre, die andere ist die humanistische: Der Mensch ist das Mass aller Dinge.
Beides zusammen zeigt sich bis heute von seinen schlimmsten Seiten.
Beide Irrlehren gründen sich aus dem Religions-Irrtum genannt Christen(irr)tum, mit dem Verblödungssatz: Machet die Erde euch untertan.
Dümmer geht’s nimmer!
> Grundlegende Paradigmenwechsel stehen noch aus.
Dazu gab es gewisse Hoffnungen in den 1980er-Jahren, als z.B. ein Buch von Capra erschien mit dem Titel „WENDEZEIT“. Es gab damals sogar eine Maschinenfabrik in Winterthur (CH), die SULZER hiess, die für ihre Mitarbeiter Kurse zu diesem Buch anbot. Das hatte allerdings Seltenheitswert. Heute ist das längst Geschichte, weil der Turbo-Kapitalismus im Stil eines dekadenten Wirtschaft-Fundamentalimus zu dominieren begann und sich bis heute zementierte.
Wir sind wieder bei den Hopi-Indianer angelangt…
> Naturwissenschaft ist Modellwissenschaft. Modelle benötigen aber abgeschlossene Bezugssysteme, mit einer überschaubaren Zahl an Faktoren. Im Labor lassen sich die Wirkungen bestimmter Substanzen auf neurologische Prozesse biochemisch überschaubar untersuchen und es gelingt neurotoxische Kausalketten aufzuzeigen. In einer multipel verseuchten Welt außerhalb des Labors lassen sich vergleichbare Kausalketten nicht nachweisen. Man fordert von der traditionellen Naturwissenschaft Unmögliches, wenn man ihr Aussagen über Vorgänge außerhalb einer analytisch definierten Laborsituation abverlangt. Bei einer unendlichen Anzahl möglicher Faktoren und Wechselwirkungen gibt es keine eindeutige Kausalität mehr.
Ich denke, dass dieser Misstand gewollt ist. Das kann unmöglich über Jahrzehnte hinweg nur unwillentliches fehlerhaftes Verhalten sein.
> Könnte das Ökosystem sein Gleichgewicht dadurch aufrechterhalten, dass es sich durch GVU (geistiger Verfall aufgrund von Umwelteinflüssen) negativ auf die “Modernität” auswirkt? Wie stark die Anzeichen dafür auch sein mögen, diese Möglichkeit ist schwer zu akzeptieren – vor allem, weil sie die Existenz eines Bewusstseins im nichtmenschlichen Ökosystem impliziert. Anders ausgedrückt: Die Annahme, dass das Ökosystem schlauer sein könnte als wir, würde uns nicht gefallen. Es könnte aber klüger sein als wir, ohne sich dessen bewußt zu sein. Immerhin war das unbewusste Ökosystem schlau genug, unseren Geist zu erschaffen. Warum sollte es nicht auch klug genug sein, ihn zu kontrollieren oder zu zerstören?
Auf einen simplen Punkt gebracht: Die gesamte Natur (Mitwelt [Umwelt]) ist auf den Menschen nicht angewiesen, jedoch fast jeder Mensch nur schon auf den Regenwurm, der den Boden lockert für das Essbare das er pflanzt.
Ich denke, dass genau das die Demut sein sollte, die wir zu lernen hätten und am ehesten dem eigentlich fortschrittlichen Bewusstsein eines Hopi-Indianer entspricht. Dieser Weg müsste das Ziel werden.
> Offenkundig ist Intelligenz in der neoliberalen Risikogesellschaft kein bedeutsamer Wert mehr.
Das ist aber doch wirklich logisch, weil sich bei dieser Gesellschaftsform die Verblödung systembedingt am stärksten ausprägt.
> “ökologische Intelligenz” machiavellistisch
Interessante Formulierung. Zeigt eigentlich wie engstirnig dogmatisch doch diese Hochschulwissenschaft ist. Gibt Anlass darüber nachzudenken für diejenigen, welche auf diesem Gebiet ihr Studium absolvieren.
Nur geht das sehr schlecht, weil die EU-inszenierte Bolognareform es erfolgreich fertig brachte, den Studenten fachspezifisch derart zu binden und belasten, dass ihm kaum Zeit übrig bleibt zusätzlich universitär philosophisch (nach) zu denken und so sein Bewusstsein bewusst entwickeln. Letztlich stellt sich die Frage, was es denn braucht, dass eine Universität sich noch als Universität bezeichnen darf. Ich unterlasse es jetzt an dieser Stelle meiner Meinung Ausdruck zu verleihen, weil es wäre redundant, für all diejenigen die mich bei PRAVDA-TV in der Zwischenzeit etwas kennengelernt haben. 😉
Was mir beim Lesen bis zum Schluss auffällt, die, ich nenne sie mal, mathematische Intelligenz wird stark thematisiert. Ich kann zwar mit dem modernen Begriff emotionale Intelligenz nicht soviel anfangen, will aber trotzdem sagen, dass das Emotionale bei alldem nicht zu kurz kommen darf.
Wenn man den Worten des Neurobiologen Prof. Gerhard Roth folgt, geht es auch gar nicht ohne Emotionen, weil die eigentlichen Entscheidungsvorgänge, trotz vorheriger massiv rational ausgerichteten Arbeit, emotional erfolgen. Man konnte dies thermographisch an Experimenten nachweisen.
Ich wünsche allseits einen schönen Feierabend.
Oh, fast hätt ich’s vergessen (typischer Columbo-Effekt vor dem Weggehen), das hier ist ein verdammt guter Artikel. Bravo!
Man liest sich.
Weitermachen! 🙂
„Andere umwelt- und gesundheitspolitische Themen, wie […] z.B. durch das Rauchen werden breit debattiert und mit großer medialer Resonanz ergreift die Politik Maßnahmen. Die Zerstörung des Gehirns durch Umweltverseuchung dagegen ist kein Thema. Wie kommt es zu diesem zweierlei Maß?“ Frage an den Autor: Wie kommt es zu dem zweierlei Maß des Autors, dass er gerade die Schädigung des Gehirns durch Rauchen und Passivrauchen ausblendet, obwohl die extremen Giftstoffe des Tabakrauches wie Quecksilber, Radon, Arsen und tausende andere neurotoxische Substanzen bereits seit Jahrzehnten bekannt sind? Aber dieses Phänomen hat man bei Drogen bzw. Nikotinsüchtigenn sehr häufig, dass sie die Schäden, die sie sich selbst und anderen massiv und vorsätzlich zufügen, auf andere, externe Quellen, projizieren wollen. Tabakrauch ist das Umweltgift Nr. 1, in Innenräumen sowieso, insofern dort geraucht wird, aber auch draußen werden durch das Rauchen tagtäglich Tonnen von Schadstoffen in die Luft geblasen. Ist allerdings kein Thema im Land der Raucher und Vollideoten, denn hier demonstrieren die offenkundig vom Tabakrauch schon vollständig Verblödeten sogar mit der Zigarette in der Hand für die Umweltschutz. Die Zigarette ist jedoch das Symbol für Umweltzerstörung.
Der Mensch ist nicht in der Hauptsache Körper („Materie“) – wozu auch das Gehirn zählt – sondern der – feinstoffliche – GEIST, der die Materie „erfunden“ hat und auch der Grundstoff der „Materie“ ist: Geist(-Kraft); universelle Energie, Schöpferkraft, (Bewußt-)Sein, usw.
VERBLÖDUNG könnte man die Krankheit nennen, die vor mindestens 10.000 – bis evtl. ca. 60.000 – Jahren einen damals kleinen Teil der Menschheit befallen hat und sich seitdem immer weiter hat ausbreiten können. Die Soziologie nennt sie in den letzten Jahrzehnten (die) „Kollektive Neurose“. Entstanden ist sie vermutlich durch ein kollektives Trauma infolge einer großen Naturkatastrophe. Vor 60.000 Jahren soll es nach wissenschaftlichen Erkenntnissen eine planetenweite Meerwasser-Überflutung gegeben haben infolge einer Erdrotations-Störung. Diese Überflutung(en) würden gut zum „Sintflut“-Mythos passen.
Die Krankheit war schon in vorchristlicher Zeit bekannt. Schon bei Moses wird sie beschrieben: Im „Tanz um das Goldene Kalb“. Dabei ist das „Kalb“ eine Symbolfigur für einen wesentlichen Aspekt der Krankheit: Pathologische Unreife und Unweisheit (= Dummheit).
Im christlich-religiösen Umfeld wird eher von „Sünde“ (Abtrennung) gesprochen oder von dem „Übel“ oder der „Schwäche“.
Ich befasse mich – als Nichtwissenschaftler – seit 22 Jahren mit dem Phänomen und habe damals den Begriff „Kollektive ZIVILISATIONS-Neurose“ geprägt. Nach 20 Jahren hatte ich das „Puzzle“ der Ursachen und grundlegenden Heilung zusammengesetzt.
Wie schon EYSENCK schreibt: „Neurose ist heilbar!“. Ich kann das bestätigen. Ich bin seit 1992 den Weg der grundlegenden Heilung gegangen. Mit Erfolg.
Ich habe 1992 die tiefere Ursache der „Globalen Krise“ in der „Kollektiven Zivilisations-Neurose“ erkannt und gründete damals eine Initiative zur Aufklärung über diese Zusammenhänge und über die Möglichkeit der Heilung. Leider wollten Wissenschaft und Politik von meinen Erkenntnissen nichts wissen. Offenbar war man dort der Meinung, man wüßte schon alles über die „Kollektive Neurose“ und mehr gäbe es nicht zu wissen oder es wäre nicht wichtig.
Aber das ist ein schwerwiegender Irrtum!
Diejenigen, die von der „Kollektiven Neurose“ wissen, erkennen allermeistens nur die „Spitze des Eisbergs“ – aus Gründen der eigenen Befallenheit und Beeinträchtigung.
So rasen wir im Tempo des exponentiellen Wachstums der Krankheit auf die nächste Katastrophe zu, die sich nach bisherigen statistischen Auswertungen grob durchschnittlich alle 50 Jahre wiederholt – „Kollektive PSYCHOSE“ genannt – wie schon die Zeit 1933/1939-1945.
Zum vermeiden wäre die nächste dieser Art nur durch die grundlegende Heilung der Kollektiven (Zivilisations-)Neurose.
Mehr dazu auf http://www.Seelen-Oeffner.de.
Herzlichen Gruß!
Hat dies auf waltraudblog rebloggt.
Hat dies auf Unbequeme Wahrheit rebloggt.
was für menschen wollen wir sein? nach wissen strebende, denkende und fühlende individualisten? oder verdummte, ferngesteuerte leistungsträger eines systems, das nicht unser aller wohl anstrebt, sondern nur und ausschliesslich seine eigene selbsterhaltung?
https://campogeno.wordpress.com/verbloedung/