Es sah nach einer glänzenden Leistung von CIA und britischer Auslandsspionage MI6 aus. Über mehrere Monate belauschten sie die Russische Botschaft in Berlin. „Operation Gold“ war der Deckname für einen Tunnel der 450 Meter unter der Berliner Mauer hindurch in den Sowjetischen Sektor reichte und ein Telefonkabel anzapfte. Doch in der Welt der Spionage stellt sich immer erst am Ende der Sieger heraus. Alles war ein Bluff.
(Bild: Ein Teil des Tunnels, der heute zwischen den Stadtbezirken Neukölln und Treptow verlaufen würde)
Eines der aufwendigsten Geheimdienstprojekte
Die „Operation Silber“ wurde 1952 unfreiwillig beendet. In Wien zapften die USA und England mit diesem Codenamen die Telefonleitungen des Hauptquartiers der Roten Armee an. Dazu wurde ein Tunnel unter den sowjetisch besetzten Sektor der Stadt gegraben. Er war von 1949 bis 1952 in Betrieb und lieferte während des Koreakriegs extrem wichtige Informationen: Die Amerikaner konnten aus dem abgehörten Material schließen, dass die UdSSR sich ruhig verhalten würde, wenn die Amerikaner militärisch in Korea intervenierten. Der Tunnel stürzte nach drei Jahren ein, ohne dass die Sowjets ihn entdeckten.
Der Direktor der CIA ist 1952 von den Ergebnissen der Wiener Aktion begeistert und drängt darauf, denselben Trick noch einmal zu versuchen, dieses Mal im geteilten Berlin. Wieder gemeinsam mit dem britischen Nachrichtendienst wird die „Operation Gold“ gestartet. In der Nähe des Berliner Flughafens Tempelhof sollte unbemerkt ein Tunnel gegraben werden, der bis unter den sowjetischen Sektor reicht, um dort Telefonkabel anzuzapfen. In unmittelbarer Nähe des Amerikanischen Sektors verliefen die Telefon-kabel, welche die Russische Botschaft in Ostberlin versorgten. Die Russen sind die eigentlichen Chefs in Ostberlin und die Befehle für die junge DDR-Regierung kamen nicht selten aus der Botschaft.
(Bild: Der Tunnel ist gegen Feuchtigkeit geschützt, mit einer Frischluft- und Lichtanlage versehen)
Ein bewaffneter Frauenheld hat das Kommando
Ein genauer Lageplan der Kabel kann durch einen Informanten im Ostberliner Fern-meldeamt beschafft werden. Beauftragt wird im Dezember 1953 der CIA-Agent William King Harvey mit dem Bau. Der immer bewaffnete Frauenheld und Trinker war wegen persönlicher Eskapaden beim FBI rausgeflogen – ein Grund für den konkurrierenden CIA ihn einzustellen. Zur Tarnung benutzt Harvey eine Baustelle für ein Radar am Flughafen. Die Pioniere der US-Armee heben 3100 Tonnen Erdreich aus, das in einem angrenzenden Lagerhaus verbleibt.
Wegen des Einsturzes in Wien wird in Berlin eine Stahlröhre als Tunnel verwendet. In nur sechs Metern Tiefe geht es 450 Meter unter der streng bewachte Grenze hindurch. Nach sechs Monaten, am 25. Februar 1955, ist der Tunnel fertiggestellt, und englische Spezialisten zapfen das Telefonkabel an. Rund eine halbe Million Gespräche mit einer Gesamtlänge von 40.000 Stunden und sechs Millionen Stunden Fernschreiberverkehr zeichnen die Engländer auf. Auch das Auswerten der Telefonaufzeichnungen wird von Briten übernommen: 650 Übersetzer und Analysten haben für die nächsten drei Jahre rund um die Uhr mit der Auswertung zu tun!
(Bild: Sowjetische Offiziere erklären Journalisten 1956 an einer aufgegrabenen Stelle des Stollens die Anlage)
Harvey will den Tunnel sprengen lassen
CIA und MI6 verwirklichen „den Traum jedes Nachrichtendienstlers“ wie es der Chef der DDR-Spionageabwehr Markus Wolf später sagt. Am 21. April 1956 gibt es wegen unge-wöhnlich starkem Regen einen Wassereinbruch, der die Sowjets dazu bringt, die Kabel-schächte zu untersuchen. William King Harvey sieht die Bautrupps kommen und will den Tunnel sprengen lassen, doch der besonnene Stadtkommandant der US-Army möchte keine toten Russischen Bauarbeiter riskieren. Offiziere der Roten Armee entdecken den Tunnel und seine Funktion schließlich. Die „Operation Gold“ ist beendet. Ost und West feiern sich mit viel Propagandaaufwand in den Medien: die Amerikaner und Briten für ihren Wagemut und die gewonnenen Informationen, die Sowjets für die Aufdeckung eines imperialistischen Coups des Westens.
Aus Gold wird Katzengold – die Blamage der CIA
Aber die Geschichte von „Operation Gold“ ist damit noch nicht zu Ende. 1962 wird George Blake, einer der entscheidenden britischen Geheimdienstoffiziere, als sowjetischer Spion und Verräter entlarvt. Es wird klar: Moskau war von Anfang an über alles informiert! Damit scheint die Operation gescheitert, die gewaltige Investition von 52 Millionen Dollar buchstäblich in den Berliner Sand gesetzt.
Einige Analysten der CIA bezweifeln daraufhin den Wert der gesammelten Infor-mationen: Moskau habe nur belanglose Kommunikation über die angezapften Kabel laufen lassen, um zu demonstrieren, dass sie keine aggressiven Absichten gegen West-Berlin hegen. Aus der Operation Gold wird Katzengold.
Video aus dem Jahre 2011 vom ehemaligen SFB (Sender Freies Berlin)
Am 22.4.1956 haben sowjetische Streitkräfte die Schönefelder Chaussee im Stadtteil Altglienicke aufgebuddelt. Am 23.04.1956 wurde der Spionagetunnel entdeckt.
https://www.youtube.com/watch?v=FLpspEARnEY
Quelle: 3sat vom 14.04.2014
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