Warum 2013 kein gutes Jahr für unsere Vögel ist

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Die Brutsaison ist fast vorbei und die ersten Vogelarten machen sich bereits auf in die Winterquartiere. Die erste Bilanz des Jahres zeigt: Der Frühling war zu kalt und nass für eine erfolgreiche Brut.

Kein gutes Jahr für Weißstörche: Alleine im Juli sind in Brandburg Hunderte Jungvögel an Unterkühlung gestorben. Ihr Federkleid war durch den extremen Regen so durch-feuchtet, dass sie in den kalten Nächten unterkühlt und dann erfroren sind. Und auch für Mauersegler, Rotmilane und andere Vogelarten war das Jahr 2013 kein gutes Brutjahr.

Im Frühjahr jagte ein Rekord den nächsten: Es war das kälteste seit 1987, März und April waren viel zu trocken, der Mai war sehr sehr nass. Bis Anfang April war es im Norden sehr kalt und feucht – was nicht zuletzt die Vogelwelt vor extreme Herausforderungen gestellt hat. Erst in der zweiten Aprilhälfte wurde es endlich sonnig und warm, dennoch litten weite Teile Deutschlands unter der frühjährlichen Kälte und der Trockenheit. Im Mai hatte die Vegetation einen Rückstand von etwa drei Wochen.

Dass solche extremen Witterungen sich negativ auf die Vogelwelt Deutschlands aus-wirken, beklagen Vogelkenner. „Durch den massiven Kälteeinbruch im März schritten von den früh im Jahr brütenden Arten deutlich weniger Paare zur Brut“, sagt Christoph Grünberg, Vogelexperte vom Dachverband Deutscher Avifaunisten (DDA). „Viele Rotmilane etwa, von dem die Hälfte des Weltbestandes in Deutschland brütet, hatten einfach nicht mehr genug Energie für Nestbau und Jungenaufzucht.“ Überdurchschnittlich viel Regen im Mai führte dann dazu, dass von Weißstörchen und einigen Greifvogelarten deutlich weniger Jungvögel groß wurden.

„Die Jungvögel gingen entweder an Nahrungsmangel zugrunde oder wurden nass und kühlten aus, wenn sie nicht mehr von den Altvögeln abgeschirmt werden können“, sagt Grüneberg. Wie genau sich die Wetterkapriolen des ersten Halbjahres auf die Brutvögel in Deutschland genau ausgewirkt haben, ist im Moment allerdings häufig noch nicht absehbar.

„Derzeit kann man noch nicht generell sagen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Jahr für den Bruterfolg der Vögel war“, erklärt auch Lars Lachmann, Vogelschutzexperte beim Naturschutzbund Nabu. Es gibt zwar Vermutungen aus Einzelbeobachtungen, aber allgemeine Erfassungen gibt es in Deutschland nur für die Zahl der erwachsenen Vögel, die im Frühjahr zur Brut schreiten. „Daher wissen wir erst im nächsten Jahr sicher, ob die Witterungsbedingungen einzelnen Arten ernsthafte Probleme bereitet haben.“

Mauersegler lassen Jungvögel alleine

Die extreme Wetterlage in diesem Frühjahr, die auch zum Hochwasser Ende Mai, Anfang Juni geführt hat, dürfte vor allem Mauerseglern geschadet haben. „Die ausgedehnte Regenperiode fand genau zu der Zeit statt, als ihre Küken geschlüpft sind und sie viele Fluginsekten als Futter benötigten“, sagt Lachmann. „Da es viel geregnet hat und relativ kalt war, waren aber kaum Insekten unterwegs – zu wenige, um alle Mauserseglerküken satt zu bekommen.“

Bei solchen Wetterlagen weichen die ausgewachsenen Mauersegler häufig in bessere Gebiete aus, bis nach Norditalien fliegen die Vögel. Die größeren Vogelküken können in dieser Zeit in eine Art Kältestarre verfallen, in der sie kaum Futter brauchen. „Die jüngeren Küken aber können das nicht. Wenn ihre Eltern zur Nahrungssuche weit weggeflogen sind, sind sie verhungert.“ Da Mauersegler als Langstreckenzieher jedes Jahr von Afrika nach Europa und wieder zurück fliegen, haben sie hierzulande nur Zeit für eine Brut. Verhungern die Küken, wird sich das in der Populationsstärke im kommenden Jahr zeigen.

Beim Nabu und beim DDA werden die Bestandszahlen der Brutvögel in Deutschland meist von Freiwilligen erhoben. „Für häufige Brutvogelarten haben wir mittlerweile rund 1700 Freiwillige, die in Gebieten von einem Quadratmeter Größe bestimmte Arten beobachten“, sagt Grüneberg. Hinzu kommen Spezialisten, die seltene Brutvögel von weniger als 1000 Brutpaaren beobachten. Über solche Meldungen und über Zufalls-beobachtungen, die über die Internetseite ornitho.de aufgenommen werden, untersuchen Vogelexperten das Brutgeschehen in Deutschland.

Eine verlorene Saison schadet nicht jeder Art

„In diesem Jahr hat es wahrscheinlich alle Lang- und Mittelstreckenzieher getroffen, die vor Mai in Deutschland angekommen sind. Sie waren entweder zu erschöpft, um mit der Brut zu beginnen – oder ihre Brut hat nicht überlebt“, sagt Grüneberg. „Es erinnert bei den Weißstörchen beispielsweise an das Jahr 2005.“ Damals waren die Bestände um 27 Prozent zurückgegangen, weil die Störche keinen Nachwuchs großziehen konnten. „Bis heute haben sich die Bestandszahlen nicht erholt.“

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Eine schlechte Brutsaison bedeutet natürlich nicht das Ende einer ganzen Art. „Mauer-segler etwa leben im Schnitt etwa acht Jahre, manche können sogar 30 Jahre alt werden“, sagt Lachmann. „Anders sieht es bei vielen Meisenarten aus, die im Schnitt nur 1,5 Jahre leben. Da fällt eine verlorene Saison eher ins Gewicht.“ Allerdings können Meisen bis zu dreimal im Jahr brüten. Dass kein Nachwuchs überlebt, ist unwahrscheinlich.

Mäusezyklus fällt ins Gewicht

Nicht nur das Wetter beeinflusst den Bruterfolg einzelner Arten. Rauhfußkäuze haben beispielsweise nach ersten Beobachtungen in diesem Jahr fast gar keinen Nachwuchs aufziehen können. Der Grund? „Sie fressen fast ausschließlich Mäuse. Und bei Mäusen kommt es immer wieder zu Gradationen, also zu Massenvermehrungen in einem Jahr, auf die in den kommenden Jahren dann weniger Mäuse leben.“ Je nach Mäusezyklus geht es den Rauhfußkäuzchen also gut – oder schlecht. „Das gilt für viele Raubvögel, die auf Kleinsäuger spezialisiert sind. Mäusebussarde, Turmfalken, Schleiereulen beispielsweise fressen verschiede Mäusearten. Fehlt diese Beute, kann es auch vorkommen, dass manche Paare ein Jahr lang komplett auf einen Brutversuch verzichten. Sperlingskäuze hingegen haben sich auf Singvögel spezialisiert – bei ihnen gibt es keine solche Rhythmen“, sagt Lachmann.

Auch der Klimawandel beeinflusst die Vogelvielfalt in Deutschland, allerdings ist dies bislang nur vereinzelt ein Problem. Denn generell sind die Vogelarten in Europa relativ robust gegenüber veränderten Temperaturen. „Die Arten, die wir heute sehen, haben ja schon Eiszeiten überlebt. Sie sind recht anpassungsfähig. Wenn es beispielsweise eine Klimaerwärmung in Deutschland von fünf Grad Celsius geben würde – dann würden die meisten bei uns heimischen Vogelarten nicht völlig aussterben. Sie würden aber ihre Verbreitung drastisch verändern.“ Heute in Deutschland heimische Arten könnten dann nach Skandinavien oder in die Gebirge ausweichen.

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„Der Fitis beispielsweise ist ein Langstreckenzieher. Wird es im Frühjahr früher warm, schlüpfen die Insekten auch früher. Kommen die Fitisse dann aus ihren Überwinterungs-gebieten in Afrika, finden sie zu wenige Raupen für ihren Nachwuchs. Also suchen sie sich Nistplätze in höheren oder weiter nördlichen Regionen, in denen die Raupen zum passenden Zeitpunkt geschlüpft sind.“ Einige Arten wie Schneehühner werden dabei auf der Strecke bleiben, denn irgendwann können sie nicht mehr höher in die Berge hinauf. Manche erreichen auch weiter nördlich gelegene Gebiete nicht.

Neuzugänge: Löffler und Bienenfresser

„Durch die Klimaveränderungen gibt es aber auch einige Neuzugänge in Deutschland“, betont Grüneberg. „Seit Anfang der 90er-Jahre etwa haben sich Bienenfresser sehr schnell aus den Mittelmeerregionen nach Norden hin ausgebreitet. In Deutschland gibt es bereits große Populationen am Kaiserstuhl und in Sachsen-Anhalt. Über 1000 Brutpaare nisten mittlerweile hier.“ Auch die langbeinigen Löffler fühlen sich zunehmend bei uns wohl. Sie sind von den Niederlanden an die deutsche Nordseeküste eingewandert. „Mittlerweile nisten zwischen 300 und 400 Brutpaare an unserer Küste.“

Wesentlich stärker als die Klimaveränderungen aber machen den heimischen Brutvögeln Veränderungen der Landnutzung zu schaffen. „Die Industrialisierung und die verstärkte Landnutzung durch den Menschen zerstört viele Lebensräume“, sagt Grüneberg. Vögel, die sich auf Moore spezialisiert haben, müssen erst einmal ein passendes Feuchtgebiet finden. Auch Vögel, die in Auen nisten oder sich auf ähnlich einzigartige Lebensräume angewiesen sind, könnten künftig Probleme beim Finden eines geeigneten Nistplatzes bekommen.

Zudem gibt es für die bei uns nistenden Zugvögeln, zu denen 80 Prozent der rund 260 heimischen Vogelarten gehören, noch andere Probleme: Mittelfristig wird sich für viele von ihnen die Distanz vergrößern, die sie jedes Jahr von ihren Sommer- in die Winter-regionen zurücklegen müssen. Für Dorn- und Sperbergrasmücken berechneten Orni-thologen um Rhys Green und Brian Huntley, dass sich ihre Zugstrecken um über 500 Kilometer verlängern werden. Dazu müssen sie erst einmal genügend Energie finden.

Zudem lauert die Gefahr an der Strecke: „An der Mittelmeerküste beispielsweise werden jedes Jahr Millionen von Zugvögeln mit Netzen und Leimruten gefangen“, sagt Grüneberg. „Deshalb nimmt beispielsweise der Bestand der Turteltauben in Deutschland und Europa drastisch ab. Dasselbe gilt für Schreiadler, von denen es in Deutschland ohnehin nur 100 Brutpaare gibt. Da müssen wir uns um jeden einzelnen Jungvogel kümmern.“

Quellen: ZB/Welt Online vom 27.08.2013

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0 comments on “Warum 2013 kein gutes Jahr für unsere Vögel ist

  1. Wie es @einspruch richtig sagt,gibt es auch im Tierreich eine innere Führung bzw.Leitung,die die Grundline vorgibt,so daß es auch keinen “führungslosen” Schwarm bei Insekten gibt,sondern eine klare Aufteilung,die vielleicht nur von uns Außenstehenden nicht richtig erkannt wird. Der Schwarm greift ja schließlich auch gemeinsam an,wenn die Zielvorgabe erkannt ist.Hierbei entscheiden im Tierreich hormonale Vorgänge in Sekundenbruchteilen über Kampf oder Rückzug.

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