Apple steht erneut wegen der Arbeitsbedingungen bei seinen chinesischen Zulieferern in der Kritik. Einem Bericht der Organisation China Labor Watch zufolge, der dem SPIEGEL vorliegt, arbeiten dort sogar mehr als zehntausend Schüler, aber auch Minderjährige und Schwangere unter teils gefährlichen Umständen.
Apple hatte die Kritik an den Arbeitsbedingungen bei seinem größten Zulieferer Foxconn ernst genommen, sich vor Ort umgesehen und teilweise Auftrage an neue Firmen ver-geben. Jetzt stellt sich aber heraus, es hat sich kaum etwas geändert.
Im Gegenteil: Die Arbeitsbedingungen in den chinesischen Fabriken, die Apple-Produkte wie iPad und iPhone herstellen, sind schlimmer als bislang bekannt. Das behauptet ein umfangreicher Report der Nichtregierungsorganisation China Labor Watch (CLW), der diese Woche veröffentlicht werden soll. Der SPIEGEL hat zudem vor Ort in Shanghai recherchiert und Autoren des Reports getroffen.
Die Vertragsfabriken von Apple verstoßen laut CLW systematisch gegen chinesisches Arbeitsrecht. Mehr als 10.000 Schüler und Studenten müssen in den Fabriken unter teils gefährlichen Umständen arbeiten, so der Report. Vermittelt werden sie von ihren Lehrern und Schulen, die angeblich einen Teil des Lohns für sich einbehalten.
Einige Beschäftigte müssen den ganzen Tag stehen, eine Schicht dauert oft länger als zwölf Stunden, 80 Überstunden pro Monat seien nicht selten, heißt es in dem Bericht. Auch Minderjährige und Schwangere müssen weit länger als acht Stunden am Tag arbeiten. Kaschiert werden diese Missstände angeblich durch ein betrügerisches Abrechnungssystem, das Überstunden systematisch unterschlage.
Der Umgangston in den Fabriken sei ausgesprochen rüde, die Arbeiter würden systematisch angepöbelt und eingeschüchtert, so CLW. Außerdem mangele es in den Fabriken am Sicherheitstraining, an Fluchtwegen und sogar an grundlegender Erste-Hilfe-Ausrüstung. Viele der jungen Arbeiter kündigten vorzeitig. Doch wer kürzer als ein Dutzend Tage gearbeitet hat, werde oft einfach um den Lohn geprellt, so der Bericht.
Die Enthüllungen kommen ungelegen für Apple, denn die Firma steht seit Jahren in der Kritik wegen der Zustände bei dem Hardware-Zulieferer Foxconn. Die Verlagerung eines Teils der Produktion zu anderen Herstellern sollte auch den drohenden Imageschaden begrenzen. Doch die Arbeitsbedingungen bei neuen Herstellern wie Pegatron sind sogar noch schlechter als bei Foxconn, so scheint es: „Apple hat diese Fabriken gewählt, weil sie zu noch geringeren Kosten produzieren – aber den Preis dafür zahlen die Arbeiter“, sagte ein Informant.
Apple wollte sich bis zum Redaktionsschluss des SPIEGEL am Freitag nicht zu den Vorwürfen äußern. Ein Sprecher von Pegatron versichert: „Der besondere Schutz unserer Mitarbeiter ist unsere oberste Priorität.“ Damit meint er wohl sich selbst..
Quellen: PRAVDA-TV/SpiegelOnline vom 28.07.2013
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