Das Hochladen von peinlichen Videos oder Fotos ins Internet wird von vielen Eltern praktiziert und ist im Grunde ein Zuwiderhandeln gegen das Recht am eigenen Bild der Kinder. Massive psychische und soziale Probleme können die Folge sein. Offenbar stößt ein Teil der Aufklärung über die Gefahren von Leichtsinn in Bezug auf Privatsphäre immer noch auf taube Ohren.
Für gewöhnlich beobachten liebende Eltern ihre Kinder und halten viele Momente zur Erinnerung bildlich fest. Es ist auch nach Jahren noch erheiternd, wenn man Fotos oder Videos von besonders originellen Situationen, kleinen Missgeschicken oder erinnerungs-würdigen Höhepunkten des Lebens betrachtet. Das alles gehört in die Privatsphäre, und dort ist es auch meist ganz in Ordnung, dass die betreffenden Fotos und anderen Medien von verschiedenen Personen angeschaut werden. Eine ganz andere, unverhältnismäßig größere Dimension, erreicht eine Momentaufnahme, wenn sie für ein Millionenpublikum ins Internet gestellt wird.
Es gibt Eltern, die ein Video von ihrem Kind in benommenem Zustand auf Youtube hochgeladen haben, um die breite Öffentlichkeit an den wirren Gedankengängen des Jungen teilhaben zu lassen. Es gibt Eltern, die es offenbar lustig finden, wenn ihr Kind weint, und Videos davon ins Internet stellen. Im Gegensatz zu Erinnerungen, die in der Privatsphäre einer Familie verbleiben, wo nur jene Personen darauf Zugriff haben, die dem betroffenen Menschen mehr oder weniger nahestehen, sind die, die man faktisch mit der ganzen Welt teilt, nicht mehr im Einflussbereich des Urhebers. Es gibt das Recht am eigenen Bild, das auch Kinder besitzen. Nur haben diese weder das Wissen, noch die Möglichkeiten, dieses Recht durchzusetzen. „Rechtlich gesehen können Eltern […] Fotos von ihren Kindern im Netz veröffentlichen.“
Die Auswirkungen, die ein leichtsinniger Umgang mit privaten Inhalten haben kann, sind vielfältig. Jemand kann aufgrund von online gestellten Bildern gemobbt werden, und zwar sowohl in der Realität als auch wiederum im Internet (in sozialen Netzwerken). Im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter können Menschen, deren Missgeschicke aus der Kindheit aller Welt vorgeführt wurden, sich psychisch davon stark beeinträchtigt fühlen.
Depression, Schuldgefühle und Angstzustände finden sich nicht selten bei Menschen, die von ihren Eltern bloßgestellt wurden. Diese betrachten die Sache möglicherweise als harmlos und sind sich der Tragweite gar nicht bewusst, die eine Verbreitung von Privatem im Internet hat.
Um den Kindern ein gesundes Bewusstsein mitzugeben, was in Ordnung ist und was die Privatsphäre verletzt, sollten Eltern mit einem guten Beispiel vorangehen und die Erinnerungsvideos im Familienkreis behalten (auch hier vielleicht noch abwägen, wem sie sie zeigen!). Darüber hinaus erscheint es noch immer wichtig für ein gesundes Funktionieren der Gesellschaft, dass man auch Erwachsene über die Gefahren des nicht vergessenden Internets unterrichtet.
Quellen: derStandard.at/gulli.com vom 12.04.2013
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