Das sechste große Artensterben

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Das rapide Artensterben unserer Zeit wird als das sechste Massensterben bezeichnet. Doch es droht mehr: Denn die jetzigen Eingriffe in die Natur werden sich erst in Jahrzehnten auswirken.

Artensterben mit Zeitverzögerung: Umweltzerstörung bedroht viele Tier- und Pflanzen-gruppen erst nach etlichen Jahrzehnten. Das berichtet ein internationales Forscherteam für Europa in den „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“). Demnach wären perspektivisch viel mehr Arten gefährdet als bislang ange-nommen, mahnen die Biologen.

In der Erdgeschichte gab es mehrere große Artensterben – ausgelöst etwa durch Meteoriten oder Vulkanismus. Angesichts des derzeitigen rapiden Artenschwunds sprechen viele Experten vom sechsten Massensterben.

Ursache ist vor allem die Zerstörung oder Verschmutzung von Lebensräumen durch den Menschen. Allerdings war bislang weitgehend unklar, wie schnell verschiedene Lebe-wesen auf Umweltveränderungen reagieren.

Großer Zeitverzug bei Libellen und Gefäßpflanzen

Um dies zu klären, untersuchten die Forscher um Stefan Dullinger und Franz Essl von der Universität Wien die Situation in 22 europäischen Ländern, darunter auch Deutschland.

Als Hinweise auf die Belastung natürlicher Lebensräume werteten sie drei Faktoren: Bevölkerungsdichte, Intensität der Landnutzung und Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.

Bei Moosen, Gefäßpflanzen, Libellen und Heuschrecken erklärte der Entwicklungsstand um das Jahr 1900 den derzeitigen Bedrohungsstatus am besten. Bei Säugetieren und Reptilien waren die Daten von 1900 und 1950 ähnlich aussagekräftig. Nur der Status von Fischen ließ sich eher von aktuelleren Daten ableiten.

Die Forscher vermuten, dass Eingriffe in Gewässer durch Verschmutzung oder Dämme direkt den gesamten Lebensraum verändern, in dem diese Tiere sich aufhalten. Säugetiere reagieren demnach ebenfalls relativ zeitnah: Da sie besonders große Areale brauchen, werden sie durch Lebensraum-Verluste daher schon früh bedroht.

Zahl der gefährdeten Arten wird unterschätzt

Als Beispiel für einen verzögerten Populationsrückgang nennt Dullinger etwa typische Wiesenpflanzen wie die Kuckucks-Lichtnelke (Lychnis flos-cuculi) oder den Teufelsabbiss (Succisa pratensis).

„Diese früher sehr verbreiteten Arten gehen heute stark zurück, obwohl die dafür verant-wortlichen Veränderungen wie starker Düngereinsatz oder Drainage schon vor Jahr-zehnten einsetzten“, sagt der Forscher.

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„Obwohl die menschlichen Einflüsse auf die Umwelt nach dem Zweiten Weltkrieg deutlich zunahmen, deuten unsere Resultate darauf hin, dass der derzeitige Bedrohungs-status vieler Arten das Erbe mehrerer Jahrzehnte widerspiegelt und für vier Gruppen sogar bis zu einem Jahrhundert“, schreiben die Wissenschaftler.

„Unsere Wahrnehmung des Aussterberisikos in großen geografischen Maßstab hinkt beträchtlich hinter dem steigenden (…) Druck auf die Artenvielfalt unterschiedlicher Gruppen hinterher.“

„Die Gefährdungssituationen, die wir jetzt wahrnehmen, tragen deutliche Spuren dessen, was sich in der Wirtschaftsentwicklung vor 100 Jahren getan hat“, resümiert Dullinger.

„Die jetzigen, stärkeren Eingriffe in die Natur werden sich erst in einigen Jahrzehnten auswirken.“

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Fazit: „Die Zahl der gefährdeten Arten wird wohl deutlich unterschätzt.“

Quellen: dpa/WeltOnline vom 16.04.2013

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