Anlässlich vom Tod des Bertelsmann-Eigentümers und Multimilliardärs Reinhard Mohn des größten Medienkonzerns Europas, erneuerten Medien 2009 die lügenhafte Behauptung, der Bertelsmann Verlag sei wegen Widerstands gegen die Nazis geschlossen worden.
Das ist eine dreiste, unverschämte Lüge, die mit jeder Wiederholung unerträglicher wird. Der Bertelsmann-Verlag, Hauptlieferant der Wehrmacht und bis dahin kriegswichtiger Betrieb, wurde damals nicht aus politischen Gründen, sondern aus kriegswirtschaftlichen Gründen geschlossen. Die Schließungsverfügung erging im August 1944 zwecks „totaler Mobilisierung“ für den Endsieg.
Abgesehen davon nahm man es mit der Schließung in dem national-sozialistischen Musterbetrieb nicht so genau: „Die Maschinen [sic] liefen bei Bertelsmann ungeachtet der Schließung weiter. Das Unternehmen hatte einen Berg von Aufträgen abzuarbeiten. Man arbeitete Ende 1944, Anfang 1945 im Schichten, die den fortwährenden Bomben-alarmen Rechnung trugen.“
Gleichzeitig sah sich Bertelsmann mit strafrechtlichen Ermittlungen der NS-Justiz konfrontiert. Dies jedoch ebenfalls nicht aus politischen Gründen, sondern wegen Korruptionsverdacht, u. a. illegaler Papierschiebereien in der rationierten NS-Kriegswirtschaft. Der Haftbefehl gegen mehrere Bertelsmann-Mitarbeiter:
Tatsächlich hatte sich Bertelsmann für die Nazis mit der massenhaften Produktion von Kriegspropaganda-Büchern, und mit Büchern völkischen und antisemitischen Inhalts, sowie dem Druck von Millionen von Feldpostheftchen für die Wehrmacht unentbehrlich gemacht.
1934: Bertelsmann empfiehlt sich dem Regime mit der Publikation „Flieger am Feind“, dem Weihnachtsbuch der Hitlerjugend:
http://www.polunbi.de/inst/bertelsmann-03.html
Bertelsmanns Geschäfte während des 2. Weltkriegs: Kriegsgewinne als Hauptlieferant der Wehrmacht:
http://www.polunbi.de/inst/bertelsmann-04.html
Bertelsmann und die NS-Zensur:
http://www.polunbi.de/inst/bertelsmann-05.html
Als „Hitlers bester Lieferant“ bezeichnete die FAZ am 18. Januar 2000 den Bertelsmann-Verlag. Gerade hatte eine von Bertelsmann beauftragte historische Untersuchungs-kommission um den Historiker Saul Friedländer ihren Zwischenbericht abgeliefert. Die Kommission hatte Bertelsmann jedoch nicht freiwillig eingesetzt. Die Maßnahme erfolgte erst, als Reaktion auf massiven öffentlichen Druck.
Hierzu schreibt Hermann Werle:
Die Vorgeschichte der Unabhängigen Historischen Kommission zur Erforschung des Hauses Bertelsmann im Dritten Reich (UHK) gegann 1998. Im Frühjahr 1998 hatte Bertelsmann den Verlag Random House übernommen und war damit zum größten Verlagshaus im englischsprachigen Raum aufgestiegen.
US-amerikanische Medienexperten und Autorenverbände standen dieser Übernahme kritisch gegenüber, da nach ihrer Auffassung Bertelsmann damit rund 30 Prozent des amerikanischen Buchmarkts kontrolliere. Bertelsmann selber rechnete diese Zahl auf 12 herunter. Dem deutschen Verlagsgiganten kam es in dieser Zeit gut gelegen, dass Thomas Middelhoff seinerzeit designierter Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG, am 10. Juni 1998 der Vernon A. Walters Award des American Jewish Committee in New York verliehen wurde.
In seiner Dankesrede zur Preisverleihung bemühte Middelhoff die Legende des wider-ständigen Verlags aus Gütersloh, der wegen Verbreitung subversiver Schriften 1944 geschlossen worde wäre. „Ich schätze mich glücklich“ so Middelhoff, „Für ein Unter-nehmen zu arbeiten, das sich schon immer für die Freiheit der Religionen und Rassen eingesetzt hat. Während des 2. Weltkriegs haben wir Bücher publiziert, die vom Dritten Reich als ’subversiv‘ verboten wurden. Das Weiterbestehen von Bertelsmann war eine Bedrohung für die Nazis bei ihrem Versuch, die Meinungsfreiheit unter Kontrolle zu bringen.“ (zit. nach Böckelmann/Fiscler 2004: 71).
Eine Darstellung, die infamer kaum erlogen sein konnte und die diesseits und jenseits des Atlantiks auf massive öffentliche Kritik stieß, die insbesondere auf den Recherchen des Publizisten Hersch Fischlers beruhte.
Quelle: Hermann Werle: „Hitlers bester Lieferant“, in: Wernicke/Bultmann (Hg.): Netzwerk der Macht – Bertelsmann, Marburg 2007.
Mehrfach versuchte Bertelsmann kritische Berichterstattung über die NS-Vergangenheit des Verlags zu behindern. Wie, das beschreibt Lutz Mükke in message 4/2005, S. 37:
Bertelsmann’s langer Arm in die Chefetagen
»Mir ist es wurscht, ob ich mit Bertelsmann Ärger bekomme. Die können meinen Chef-redakteur ruhig anrufen. Aber viele deutsche Kollegen spekulieren ja darauf, später mal bei Bertelsmann einzusteigen und sind allein deshalb schon relativ unkritisch«, meint Matthew Karnitschnig, Deutschland-Korrespondent des Wall Street Journal.
Karnitschnig spielt auf den ehemaligen Wirtschaftsredakteur und Bertelsmann-Beobachter der Süddeutschen Zeitung Ulf Brychcy und den Börsenzeitung- Wirtschafts-experten Andreas Grafemeyer an, die unlängst in die Öffentlichkeitsabteilung des Bertelsmann-Konzerns wechselten.
Karnitschnig selbst kam mit dem Bertelsmann-Myzel in Berührung, als er in der Affäre um den einstigen ZDF-Intendanten Stolte noch einmal herumwühlte. Das war 2002, zu einem Zeitpunkt, als deutsche Kollegen den Fall längst abgeschlossen glaubten. Stolte sollte 1999 versucht haben, die Berichterstattung der 3Sat-Redaktion Kulturzeit zu unterbinden. Die 3Sat-Redakteure wollten über die Bedeutung des Bertelsmann-Konzerns im Dritten Reich berichten.
Stolte saß damals im Vorstand der allgegenwärtigen Bertelsmann-Stiftung. Die Einflussnahme auf die Journalisten, über die damals etwa das ARD-Magazin Monitor berichtete, dementierte der ZDF-Intendant jedoch heftig. Schuss und Gegenschuss – damit schienen sich die deutschen Journalisten zu begnügen.
Karnitschnig allerdings recherchierte weiter, auch in der Schweiz. Dort bestätigte ihm schließlich Martin Eggenschwyler vom Schweizer Fernsehen Stoltes Interventionen. Die deutschen Kulturzeit-Journalisten mussten damals in die Schweiz ausweichen, um dem »Druck von ganz oben« zu entkommen.
Das Schweizer Fernsehen finanzierte schließlich die Produktion. Stoltes Einmischung sei vor allem mit der damals von Bertelsmann geplanten Übernahme des New Yorker Random-House-Verlags zu begründen, der mehrheitlich in Besitz von Juden war, so Karnitschnig. Kritische Berichterstattung über Bertelsmann im Dritten Reich drohten die Verhandlungen zu gefährden (Wall Street Journal 23. Dezember 2002).
Auch dem Publizisten und Historiker Hersch Fischler versuchte das Medienimperium Bertelsmann seine Grenzen aufzuzeigen (Cover 1/2005). Fischler hatte 1998 aufgedeckt, dass Bertelsmann sich »eine geschäfts- und vertrauensfördernde Widerstandslegende« für seine gleichgeschaltete NS-Vergangenheit zugelegt hatte.
Eine große Story, die sich eigentlich weder der Spiegel noch der Stern entgehen lassen dürften, meinte Fischler damals. Doch seine Beiträge erschienen bei keinem der sich sonst so aufklärerisch gebenden Hamburger Nachrichtenmagazine. Im Gegenteil: Bestürzt wurden Fischler die wirtschaftlichen Verfilzungen klar, als er sein an den damaligen Stern-Chefredakteur Werner Funk gerichtetes Artikel-Angebot wiedersah.
Und zwar nur wenig später in den Händen von Manfred Harnischfeger, dem PR-Chef von Bertelsmann. Bertelsmann führt sowohl den Stern als auch den Spiegel in seinem Portfolio.
Dennoch: dass die redaktionelle Unabhängigkeit des Stern dermaßen direkt von Konzerninteressen überformt werde, habe er nicht für möglich gehalten, so Fischler.
Hersch Fischler ist als investigativer Journalist wohlbekannt, zuletzt etwa mit Ent-hüllungen zur Verwicklung des bekannten Historikers Hans Mommsen und des Bertelsmann-Magazins „Spiegel“ in die Propagierung der umstrittenen Einzeltäterthese zum Reichstagsbrand 1933.
Fischler zeichnete sich auch dadurch aus, ein hartnäckiger und trotz aller Widerstände publizistisch erfolgreicher Kritiker des Bertelsmann-Konzerns zu sein. Nicht zuletzt ist er auch Mitautor der schärfsten der bislang erst wenigen kritischen Bertelsmann-Analysen.
Seine Recherchen über die NS-Vergangenheit des nur vermeintlich sauberen Medien-imperiums waren es, die überhaupt erst die jetzt anlaufende Welle der kritischen Beachtung für die Gütersloher angestoßen haben. Bezeichnend ist, dass er seine 1998 gewonnenen Ergebnisse in Deutschland zunächst nicht veröffentlichen konnte. Erst über die Neue Zürcher Zeitung und US-Medien gelangten seine Erkenntnisse ans Licht der Öffentlichkeit, freilich ohne bis heute angemessene Resonanz in deutschen Medien gefunden zu haben! Das allein wäre schon ein Medienskandal, der an der hochgepriesenen Pressefreiheit in unserem Land zweifeln lässt.
Hersch Fischler konkretisiert im eigens für diesen Band erstellten Überblicksreferat die von Eckart Spoo aufgezeigten Gefahren am Beispiel der Gütersloher. Sein großer Über-blick über die dunklen Seiten der Konzerngeschichte und -politik konzentriert sich auf die Bertelsmann Stiftung, die er unter anderem als Urheberin der rot-grünen „Reform“-Politik ausmacht.
Die Stiftung sei ein heimlicher politischer Akteur, durch ihre professionelle PR-Arbeit gut getarnt, aber mit nahezu übermächtigem Einfluss ausgestattet, was gerade die linken Kritiker der Reformagenda 2010 ebenso wie die gesamte publizistische Öffentlichkeit bislang nicht wahrgenommen hätten.
Anders als etwa die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“, die schnell als propagandistische Söldnertruppe des Arbeitgeberlagers entlarvt wurde, wende sich die Bertelsmann-Stiftung nicht an das breite Publikum, sondern betreibe hinter den Kulissen höchst effiziente Lobbyarbeit von ungeheuerlichem Ausmaß; allein ihre finanziellen Aufwendungen in der letzten Dekade beziffert Fischler mit 400 Millionen Euro.
Über seine Stiftung wirke der Konzern in Deutschland und Europa auf schwer zu über-blickende Weise an fast allen rotgrün-neoliberalen Sozialabbau-„Reformen“ (Hartz I, III, IV, Agenda 2010) mit und beeinflusse viele weitere Politikfelder von der Gesundheits- bis zur Sicherheitspolitik.
Reinhard Mohns Führungsideologie wird von Hersch Fischler als ideologischer Hinter-grund der neoliberalen „Reform“-Walze der letzten zwei Jahrzehnte ausgemacht. Der Beitrag verfolgt in einer Rückblende die NS-Vergangenheit des Konzerns, der sich keineswegs als Widerstandsverlag hervortat, wie später behauptet, sondern erst mit Kriegsbüchern Stimmung machte, um während der Kampfhandlungen dann im Rahmen einer medialen Ablenkungsstrategie mit seichter Unterhaltung über das zuvor glorifizierte Kriegselend hinweg zu täuschen.
Hersch Fischler ermittelte geradezu kriminalistisch wie die Familie Mohn nach dem Krieg die Pressekontrolle der Alliierten austrickste, um wieder in den Besitz ihrer Verlagslizenz zu gelangen. Gerade diese investigativen Rechercheleistungen war es, die ab 1998 die bis dato blütenweiße Firmenfassade der Gütersloher bröckeln ließ.
Fischler verfolgt dann die Bertelsmann-Geschichte über die Kooperation mit Gruner und Jahr und Bucerius (Hamburger Kumpanei) bis zur kurzfristigen, nach heftiger Kritik schnell wieder aufgelösten Fusion mit dem Springer-Konzern und dem Einstieg ins Privatfernsehen.
Fischler wendet sich schließlich auch der Politik der Bertelsmann Stiftung zu, deren Leitlinien patriarchalisch von Reinhard Mohn bestimmt werden und die mit der neoliberalen Agenda identisch sind: Der Konzernchef will alle wirtschaftspolitischen Probleme mit der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes, der Senkung von Lohn- und Lohnnebenkosten und der Senkung der Staatsausgaben mittels weitgehender Privatisierung öffentlicher Leistungen und Güter lösen.
Der Nazis bester Lieferant
Mit dem Beginn des Krieges, am 10.10.1939, war die „WiBu“, die „Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels“, von Goebbels beauftragt worden, die Papierbewirtschaftung der Buchverlage zu übernehmen. Am 25.11.1939 wurden mit der „Anordnung über die Papier-verbrauchsstatistik“ alle Buchverlage verpflichtet, ab dem 1.1.1940 für Neuerscheinungen, Neuauflagen oder Neuausgaben den Papierverbrauch festzuhalten. Die Wirtschaftsstelle des deutschen Buchhandels und die Schrifttumsstelle des RMVP richteten 1940 eine enge Zusammenarbeit ein. Die Verlagswelt bekam den Wandel nach dem Überfall auf Rußland zu spüren, als die allgemeine Rohstoffrationierung eingeführt wurde. Für jeden Buchtitel mußten fortan Anträge auf Zuteilung gestellt werden.
Den „Bedarfsdeckungsschein“ löste endlich 1942 der „Papierscheck“ als Lenkungs-instrument ab. Auf dem vorgefertigten Formular verzeichnete der Verlag, sein Angebot — Titel, Auflagenhöhen, Papierbedarf. Der Kunde — das mochte die mit dem Aufbau von Luftwaffenbibliotheken beauftragte Stelle Oberstleutnant Schepelmanns sein — zeichnete als Interessent.
Der Scheck ging sodann in die Prüfung innerhalb der kontingentvergebenden Stelle. Innerhalb der Luftwaffe, die vierteljährlich von der Wirtschaftsstelle ein Papier-kontingent zugeteilt bekam, prüfte Margarete Braun den vorgeschlagene Handel. Nach diesen drei untergeordneten Unterschriften kam die Prüfung zwischen dem Propaganda-ministerium und dem Wirtschaftsministerium. Mit den zwei neuen Unterschriften lief der Scheck an den Verlag zurück, der sich mit ihm nun an einen Papiergroßhändler wenden konnte.
Dieser durfte, da ein nachgewiesenes Interesse am Papierverbrauch bestand, den rationierten Rohstoff abgeben. Der Druck lief an, der Handel begann. Die Lage sah nicht einfacher aus, wenn der Verlag bereits den notwendigen Papiervorrat auf Lager hatte. Lagerentnahmen unterlagen demselben Genehmigungsverfahren. Bis ein Verlagsvor-haben anlaufen konnte, verging von nun ab Monate — sehr zum Verdruß der im Ver-fahren untergeordneten Stellen: Verlage blieben im Geschäft, wenn sie die Auslastung mit kriegswichtigen Aufträgen melden konnten.
Besteller auf Seiten der Kontingentträger, Besteller in der Wehrmacht wie in den konkurrierenden Institutionen, die über Papier verfügten, hatten ihrerseits ein Interesse daran, daß sie Papier, das ihnen das Wirtschaftsministerium zugestand, innerhalb der Vierteljahrespläne in Aufträge umwandelten; sie riskierten ansonsten, daß das ihre Kontingente im nächsten Quartal entsprechend gekürzt wurde.
War das gesamte komplizierte Verfahren eingeführt worden, um zu Papiereinsparungen zu führen, so erzeugte es im Gegenteil bei allen, die über Papier verfügten, das Interesse, ihre Kontingente restlos auszuschöpfen. Heeresstellen druckten Hochglanz-Kalender, um Kunstdruckpapier zu verbrauchen, und noch kurz vor Kriegsende sollte die Organisation Todt den Versuch unternehmen, sich verlegerisch beliebt zu machen: Man plante, bei Bertelsmann eine halbe Millionen Exemplare von Grimms Volk ohne Raum drucken zu lassen, um diese den Mitarbeitern zum Geschenk zu machen.
Hans Grimm war begeistert, verzichtete öffentlich auf sein Honorar (und handelte unter der Hand aus, daß die Organisation ihm noch sein Klostergut renovierte), Heinrich Mohn war entsetzt über solche Großzügigkeit, würde Grimms Werk doch damit unverkäuflich werden: in kompletter Marktübersättigung würde es am Ende in allen Antiquariaten ausliegen. Prestigeprojekte schossen aus dem Boden, wo Sparsamkeit angesagt war.
Vor allem aber gedieh die Korruption, der mit dem Transparenz schaffenden Verfahren vorgebeugt sein sollte.
(Bild: 15.7.1944: Der Haftbefehl der Sonderstaatsanwaltschaft Bielefeld, mit dem Gerhard Steinsiek, Fritz Wixforth, Wilhelm Beimdiek und Johannes Banzhaf aus der Untersuchungshaft in Berlin herausgelöst und in die Untersuchungshaft nach Bielefeld überstellt wurden)
Im Fadenkreuz der Ermittler
Die Korruptionsermittlungen, die Bertelsmann Ende August 1943 erfaßten, begannen bereits im Frühjahr des Jahres. Sie setzten zuerst bei Matthias Lackas an, der mit der Luftwaffe und dem Heer Geschäfte tätigte, die im Deutschen Verlag, der Spitze des Zentralverlags der NSDAP und dann der Reichsschrifttumskammer Unwillen erregten.
Unwillen nicht zuletzt, da Matthias Lackas im Dezember 1942 im Eklat aus dem Deutschen Verlag ausgeschieden war und darum von Seiten des Parteikonzerns kein Grund mehr bestand, ihn zu schützen. Die Angelegenheit blieb mit Vorsicht zu behandeln, da sie absehbar vor allem die Wehrmacht betreffen mußte. Diese war 1943 gezwungen, entschieden zu handeln, sollten Korruptionsvorwürfe gegen sie laut werden.
Mitte August 1943 wurde aus dem Heer der zuständige Referatsleiter Walter Pinski verhaftet, wenig später verhaftete die Luftwaffe ihr Pendant, Oberstleutnant Schepel-mann. Matthias Lackas wurde am 26.8.1943 festgenommen. Am 3.9.1943 lud die Kriminalpolizei Johannes Banzhaf in Gütersloh vor. Man hatte in Berlin geschäftliche Korrespondenz aus dem Hause Bertelsmann abgefangen und bat die Gütersloher Polizei-stelle um einige Klärungen. Was Banzhaf zu diesem Zeitpunkt noch nicht wußte: Matthias Lackas hatte den Ermittlern zurückliegende Post aus Gütersloh zugänglich gemacht. Die erste Vernehmung verlief glimpflich, da das ganze Ausmaß der Geschäfte, in die Lackas verwickelt war, sich noch gar nicht absehen ließ.
Bei Bertelsmann konnte man sich zudem in Sicherheit wiegen, da die Tage des Her-stellungsleiters Banzhaf im Hause gezählt waren. Im Frühjahr hatte Fritz Wixforth Gerhad Steinsiek davon unterrichtet, daß er von der Front in das Unternehmen zurück-kehren könne, falls man statt seiner einen anderen Mann für den Krieg freistellte — eine in Wehrmachtskreisen vertraulich gehandhabte Regelung, besagte dies. Wixforth hatte sie im Bürodienst tätig, in Verletzung der Bestimmungen nach Gütersloh weitergemeldet.
Der Personalchef Steinsiek hatte zuerst Johannes Banzhaf gefragt, ob er bereit sei, an die Front zu gehen, denn soviel war klar: holte man Wixforth zurück, so würde Banzhafs weitere Unabkömmlichkeitsstellung hinfällig. Banzhaf weigerte sich und seine Weigerung wurde bald unter den Kollegen bekannt.
Ein Packer wurde für Wixforth an die Front geschickt (und blieb im Krieg). Der ehe-malige Bürochef kehrte am 1.4.1943 in das Unternehmen zurück. Johannes Banzhaf wurde von den Behörden für ein weiteres halbes Jahr freigestellt, soviel Zeit verblieb ihm, seinen ehemaligen Chef in das neue Ressort einzuarbeiten. Banzhaf reiste mit Wixforth in die Niederlande; gemeinsam kaufte man dort auf dem Schwarzen Markt überteuertes Papier.
In Berlin lernte Wixforth Lackas kennen; zudem wurde er bei allen wichtigen Wehr-machtsstellen eingeführt. Am 1.10.1943 übernahm Wixforth Banzhafs Position, dreißig Tage später verließ Banzhaf das Unternehmen. Gerade noch rechtzeitig war es ihm gelungen, bei der SS eine Position zu finden, die er als Zivilist bekleiden konnte: Mit dem SS-eigenen Völkischen Kunstverlag übersiedelte er als dessen Leiter am 30.11.1941 nach Landsberg an der Warthe, wo die Polizei ihn 14 Tage später festnahm. Banzhafs Verhöre begannen im Januar.
Die ersten Ermittlungen auf dem Firmengelände in Gütersloh fanden am 16.12.1943 statt, mußten jedoch bald unterbrochen werden. Heinrich Mohn nutzte die Situation, um am 17. seine Firma von der an ihn gebundenen Ein-Personen-Geselschaft in eine KG mit Familienbeteiligung umzuwandeln. Das Firmenvermögen war damit einer Komplett-Beschlagnahme entzogen. Ende Januar, Anfang Februar unterzogen die ermittelnden Berliner Polizeibeamte die Firma einer kompletten Durchsuchung.
Beschlagnahmt wurden alle Akten, die mit Papiergeschäften und Druckgenehmigungen zu tun hatten. Wilhelm Beimdiek, Fritz Wixforth und Gerhard Steinsiek wurden nach den ersten Verhören festgenommen. Heinrich Mohn ließ man nach ärztlichem Attest in Gütersloh. Die Inhafteirten wurden am 6.3.1944 nach Berlin überführt. Am 14. eröffnete der Prozeß gegen Matthias Lackas, in dem Banzhaf und Beimdiek aussagten. Lackas wurde zum Tode verurteilt, seine Geschäftspartner im Heer „töteten sich in den Zellen“. Mitte Juli wurden die Gütersloher von Berlin nach Bielefeld zurücktransportiert, der Prozeß gegen sie sollte vor dem dortigen Sondergericht stattfinden.
(Bild: Geschlossen aus kriegswirtschaftlichen Gründen. Die Schließungsverfügungen, die am 28.8.1944 bei Bertelsmann für das eigene Haus und den (bereits 1943 stillgelegten) Rufer-Verlag eingingen. Das Dokument, das dem Stammhaus galt, liegt nur mehr in Kopien vor. Seite zwei weiter unten)
Seit dem August 1944 geschlossen, seit dem Februar 1945 nach Bombenangriff Produktionsunfähig — ein fragwürdiger Endpunkt
Im August 1944 war die zweite Schließungswelle mit dem Ziel, Arbeitskräfte freizusetzen durch die Verlagswelt gegangen. Bertelsmann hatte zwei Verfügungen erhalten — eine für das eigene Haus (die in den 60er Jahren nach einer Ausstellung verloren ging) und eine für den Verlag der Rufer. Mohn fragte wegen letzterer zurück — der Rufer-Verlag war doch seines Erachtens schon im September letzten Jahres geschlossen worden. Die in Sachen Bertelsmann ergehende Verfügung ließ er dagegen unbeanstandet — Tags zuvor waren seine wichtigsten Mitarbeiter freigekommen, das allein schon legte es nicht nahe, sich zu beklagen.
Hans Grimm mußte von der Schließung unterrichtet werden. Sie geschah allein aus Gründen, die mit der totalen Mobilisierung gegeben waren. Mohn ließ Grimm jedoch im weiteren Austausch verstehen, daß man gegen die Verfügung auch nicht einschreiten konnte.
Das Propagandaministerium konnte sie nicht aufheben, solange gegen Bertelsmann ermittelt wurde. Ein anderes war Mohn bereits aus der Leitung des Rufer-Verlags klar: die Schließung nahm das Unternehmen keineswegs vom Markt. Lagerbestände durften weiterverkauft werden, Aufträge, die sich in Arbeit befanden, durften abgearbeitet werden. Hans Grimm beruhigte das wenig. Am 6.10.1944 wandte er sich an Rudolf Erckmann mit der Bitte, ihm zu erklären, was die Schließung des Hauses Bertelsmann konkret für seine Pläne, Volk ohne Raum neu zu veröffentlichen bedeuten würde.
Erckmann versicherte Grimm noch am 5.3.1945, daß er unbesorgt sein könne: Volk ohne Raum werde erscheinen können, und wenn Bertelsmann zu diesem Zweck ein Arrangement mit Westermann träfe, so daß man mit der Legitimation des einen Unternehmens und den Ressourcen des anderen drucken könnte.
Die Maschinen liefen bei Bertelsmann ungeachtet der Schließung weiter. Das Unter-nehmen hatte einen Berg von Aufträgen abzuarbeiten. Man arbeitete Ende 1944, Anfang 1945 im Schichten, die den fortwährenden Bombenalarmen Rechnung trugen. Alliierte Kampfverbände konnten am Ende bei Tage ungefährdet Gütersloh überfliegen auf der Suche nach Zielen im Ruhrgebiet oder um Bomben auf den Ort, der mit Miele auch die Rüstung belieferte, abzuwerfen.
Mit massiveren Konsequenzen wurde das Firmengelände schließlich am 14.3.1945 getroffen. Der Schaden hätte sich begrenzen lassen, hätte man die Brandherde in den Griff bekommen. Die Feuerwehr kam jedoch erst am Abend von Paderborn, als die Hitze es dem Brand längst ermöglich hatte, sich über die Dächer auszubreiten.
Das Unternehmen schien in den letzten Tagen des Dritten Reichs noch ohne weiteres reparabel — vielleicht fielen die Schadensmeldungen auch nur so moderat aus, da man noch immer mit der Sonderstaatsanwaltschaft über die Freigabe der beschlagnahmten Papiervorräte verhandelte. Am 31.3.1945 sichtete man vor Gütersloh die ersten Amerikaner. Heinrich Mohn brachte seine Familie auf einem Bauernhof in Sicherheit.
Am 1.4.1945 wurde die Stadt friedlich übergeben. In Gütersloh war der Krieg damit zu Ende, in Berlin sollte er sich noch über einen weiteren Monat hinziehen.
Für die Lüge entschuldigt hat sich die Eigentümerfamilie Mohn nie, auch nie persönlich zu der NS-Vergangenheit des Unternehmens dezidiert Stellung bezogen. Besonders be-denklich ist dies hinsichtlich des gewaltigen Einflusses, den Bertelsmann über die von den zuständigen Behörden als „gemeinnützig“ eingestuften Stiftung seit Jahren auf das Hoch-schulwesen und Schulwesen ausübt.
Geschichte wiederholt sich, Gleichschaltung von Bildung und Meinung in der Ver-gangenheit, Gleichschaltung in der Gegenwart, geboren ist der stereotype Mensch.
Google-News Ergebnisse, von Medien, die aktuell die Widerstandslüge von Bertelsmann anlässlich des Ablebens von Reinhard Mohn verbreiteten:
NETZEITUNG | MEDIEN NACHRICHTEN: Bertelsmann trauert um Reinhard Mohn
4. Okt. 2009 … Der Bertelsmann-Patriarch ist gestorben: Reinhard Mohn, der den Verlag nach … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
www.netzeitung.de/medien/1481859.html
• Management-Legende: Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn ist tot …
4. Okt. 2009 … Er machte Bertelsmann zu einem der größten Medienkonzerne der Welt: … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
www.spiegel.de/…/0,1518,653092,00.html
• Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn tot – Kultur – WDR.de
3. Okt. 2009 … Der langjährige Bertelsmann-Geschäftsführer Reinhard Mohn ist am Samstag … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
www.wdr.de/themen/kultur/personen/mohn…/index.jhtml?
• Bertelsmann: Reinhard Mohn ist tot
4. Okt. 2009 … Reinhard Mohn machte Bertelsmann zu einem der weltweit größten … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
www.stuttgarter-zeitung.de/…/2223146_0_9223_-bertelsmann-reinhard-mohn-ist-tot.html
• SZON – Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn tot
4. Okt. 2009 … Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen, … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
www.szon.de/news/…/200910041206.html
• Der Bertelsmann-Patron ist tot – News Panorama: Leute – bazonline.ch
4. Okt. 2009 … Die Nazis hatten den Verlag 1944 aus politischen Gründen geschlossen. … und widmete sich ganz der 1977 gegründeten Bertelsmann-Stiftung. …
bazonline.ch/…BertelsmannPatron…/18382970
• Bertelsmann-Patriarch Reinhard Mohn ist tot
4. Okt. 2009 … 1944 den Verlag aus politischen Gründen. Doch mit der Idee des „Bertelsmann-Leserings“ 1950 begann die einzigartige Erfolgsgeschichte. …
wirtschaft.t-online.de/bertelsmann…/index
• Zur Person Reinhard Mohn: Der stille Mann aus Gütersloh – News …
4. Okt. 2009 … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. … Der langjährige Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn ist tot. …
www.stern.de/…/zur-person-reinhard-mohn-der-stille-mann-aus-guetersloh-1512647.html
• Patriarch Reinhard Mohn ist tot – Kölner Stadt-Anzeiger
4. Okt. 2009 … Der Patriarch des Bertelsmann-Konzerns, Reinhard Mohn, ist tot. … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
www.ksta.de/html/…/1254339045713.shtml
• — VOX —
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann Stiftung, Gunter Thielen, sagte zum Tod Mohns: … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
mobil.vox.de/home/home_news.do?id…
• n-tv.de
4. Okt. 2009 … Der langjährige Bertelsmann-Chef Reinhard Mohn ist im Alter von 88 Jahren … die Nazis schlossen 1944 den Verlag aus politischen Gründen. …
wap.n-tv.de/index.pl?id=532254
Quellen: PRAVDA-TV/de.indymedia.org/anders-verlag.de/polunbi.de vom 23.04.2013
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