Für Touristen und Kinder ist es ein Spektakel mit Grusel-Faktor, für Landwirte eine ernstzunehmende Bedrohung: Unzählige Heuschreckenschwärme sind in Israel eingefallen und richten Ernteschäden ein. Nun soll die chemische Keule im Kampf gegen die kleinen Biester helfen.
Es ist die Nummer-Eins-Meldung in den israelischen Radionachrichten: „Flugzeuge des Landwirtschaftsministeriums besprühen seit den Morgenstunden etwa 1000 Hektar im Süden, um die Heuschrecken zu vernichten. Gestern landeten Millionen der Insekten östlich von Kmehin. Die Bezirksverwaltung warnt, die Heuschrecken könnten weiter nach Norden ziehen. Der bisher angerichtete Schaden wird auf mehrere hunderttausend Schekel (zehntausende Euro) geschätzt.“
„Alles hängt vom Wind ab“
Deshalb ist die chemische Keule im Einsatz. Möglichst schnell sollen die Heuschrecken-Schwärme gestoppt werden, um die Ernteschäden gering zu halten. „Alles hängt jetzt vom Wind ab“, erklärt Yoav Mutro vom israelischen Landwirtschaftsministerium: „Es gibt noch mehr Schwärme auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel. Sie fliegen vor allem mit dem Wind, fast nicht aus eigener Kraft. Aber im Moment muss man sagen: Das ist noch keine Heuschrecken-Plage.“
Schon vor Wochen warnte die Welternährungsorganisation FAO vor dem Einfall der Insekten. Aus dem Sudan bis nach Ägypten waren die Heuschrecken in den vergangenen Wochen gezogen. Und die Biologen konnten beobachten, dass sich der große Schwarm dann geteilt hat. Schon am Montag wurden einzelne Heuschrecken auch jenseits der ägyptisch-israelischen Grenze gesichtet. Jetzt werden es immer mehr.
Szenen wie im Gruselfilm
Erhebliche Schäden hat Pablo Rosenberg schon zu beklagen; er ist Kartoffelbauer in Be’er Milká, ganz nah an der Grenze. „Am Nachmittag war ich auf dem Feld und da kam plötzlich ein riesiger Schwarm. Das war unglaublich, die sind über die Pflanzen hergefallen wie im Film. So etwas habe ich noch nicht gesehen. Den Schaden haben sie vor allem auf dem Kartoffelfeld angerichtet. Die Zwiebeln sind ihnen anscheinend zu scharf, die haben sie stehen lassen.“
Für Israel-Touristen wie für Schulkinder auf Klassenausflug ist es ein besonderes Spektakel, den Durchzug eines Heuschrecken-Schwarms zu erleben. Denn die Tiere sind bis zu neun Zentimeter lang. Und wenn Millionen von ihnen gleichzeitig in der Luft sind, ist das Brummen ihrer Flügel unüberhörbar.
Existenzängste bei den Landwirten
Die Bauern fürchten um ihre Existenz, die Gastarbeiter dagegen könnten den Insektenschwärmen durchaus etwas abgewinnen, sagt der Kartoffelbauer: „Gefreut haben sich nur unsere Arbeiter aus Thailand. Für die sind die Heuschrecken wie ‚fliegende Steaks‘. Und sie haben versucht, sie mit Säcken und allem Möglichen zu fangen.“
Und dann fallen die Heuschrecken ausgerechnet zu der Zeit in Israel ein, zu der aus der Bibel die Stelle mit den zehn Plagen vorgelesen wird. Die Heuschrecken schickte Gott demnach als achte Plage, um den ägyptischen Pharao zu bewegen, das Volk Israel aus der Sklaverei zu entlassen. An Pessach, das in diesem Jahr kurz vor dem christlichen Osterfest gefeiert wird, feiern die Juden dann den Auszug aus Ägypten – auch dank der Heuschrecken.
Quellen: JewishNewsOne/tagesschau.de vom 06.03.2013
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Der einzige Mensch, der in Nordafrika ein vernünftiges Heuschreckenmonitoring betrieben hatte, war – Gaddafi. Er ließ Beobachtungsnetze aufbauen, die in den Gebieten, in denen die Insekten schlüpfen, den Erdboden beobachteten. Dabei gelangten Kriterien wie Bodenfeuchtigkeit, Wetterlage und Wind zur Anwendung. Auf diesem Wege konnten während des letzten Jahrzehnts die Heuschreckenplagen Nordafrikas erfolgreich im Zaum gehalten werden.
Seit die Jamahiriya, also Gaddafi, von westlichen Geheimdiensten gejagt und letztlich ermordet wurde, kümmert sich kein Mensch mehr um diese Entwicklung. Wenn die Heuschrecken in Nordafrika sich nun ebenso schnell vermehren, wie jene an der Wall Street, dann sind es letztere, die dafür die Verantwortung tragen.