Manchmal erhält ein Ereignis erst durch die Legende seine große Bedeutung. So war es bei einem der bekanntesten der neueren Geschichte, bei dem »Sturm auf die Bastille« am 14. Juli 1789.
Eigentlich Pipifax, denn das, was 1966 potentiell jeder ZEIT-Leser wußte, müßte heute eigentlich jedem bekannt sein, der sein Internet-Erdloch hin und wieder verläßt — WARNUNG: Wer jetzt gleich glauben sollte, in der Schule seine Lehrer aufklären zu können, begeht unter Umständen, je nach politischer Wetterlage oder Wahlverhalten des Lehrers, einen tödlichen Fehler.
Es ist der Beginn der Französischen Revolution, die das Zeitalter des Despotismus beendete und den Menschen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit verkündete. Alljährlich am 14. Juli tanzen die Franzosen auf den Straßen, um jenes Sturms auf das verhaßte »Bollwerk des Despotismus« zu gedenken.
Wer es genauer wissen will und nachliest, warum sie tanzen an ihrem Nationalfeiertag, der erfährt von den fünfzehn Kanonen der Bastille, die an jenem 14. Juli unentwegt auf das Volk feuerten und zahlreiche Opfer forderten. Von nahezu hundert Toten liest er und ebenso vielen Verwundeten, von denen noch fünfzehn ihren Wunden erlagen.
Er liest von einem mehrstündigen erbitterten Gewehrfeuer und einer Mauerbresche (Anm.: Eine Bresche in einer Mauer mit einer Stärke von gefühlten unendlichen 3 Metern?), durch die das Volk in die verhaßte Zwingburg hineinstürmte, um die in den Kerkern schmachtenden Gefangenen, die unschuldigen Opfer der Tyrannei, zu befreien, die dann als »Märtyrer des Königsdespotismus« im Triumph durch die Straßen von Paris geführt wurden.
Natürlich liest er auch von den Helden, den Siegern oder — das war später der offizielle Titel — den »Erstürmern der Bastille«. 863 Pariser waren berechtigt, diesen Titel zu führen, mit dem der Bezug einer Ehrenrente verbunden war.
Einige müssen ihren Lohn bis ins hohe Alter bekommen haben; denn noch das Budget von 1874 spricht von Leuten, die als »Erstürmer der Bastille« Pensionen erhielten …
Alles das ist schwarz auf weiß nachzulesen. Und doch verlief der 14. Juli 1789 ganz anders. In Wahrheit hat der Sturm auf die Bastille gar nicht stattgefunden. Das sagt einer ihrer berühmtesten »Erstürmer«, der Offizier Elie aus dem Regiment »Königin«: »Die Bastille wurde nicht mit Gewalt erstürmt; sie hat kapituliert, ehe sie angegriffen wurde … « Dieser Elie und der Schweizer Bürger Hulin waren die ersten, die bei dem sogenannten Sturm die Festung betreten hatten.
Auch der Unteroffizier Guyot de Flevilles, der zu den Verteidigern der Bastille gehörte, sagt in einem Bericht, »daß die Bastille nie im Sturm genommen worden ist«. Und das sind nicht die einzigen Aussagen.
Erst hinterher wurde alles maßlos übertrieben, nicht nur der »Sturm«, auch die Funktion der Bastille als »Zwingburg«, die wie es noch heute so oft heißt — jahrhundertelang die Pariser Bevölkerung in Furcht und Schrecken gehalten habe. In Wahrheit aber hatte die Bastille gegen Ende des 18. Jahrhunderts so gut wie gar keine Bedeutung mehr, nicht einmal als Gefängnis. Die Regierung hatte längst überlegt, ob man sie nicht abreißen sollte. Denn ihre Unterhaltung war unrentabel.
Nicht nur dem Gouverneur, dem Platzkommandanten, dem Major und dem Adjutanten, die den Offiziersstab bildeten und alle Ritter des Sankt Ludwigsordens sein mußten, waren Gehälter zu zahlen, sondern auch einem Arzt, einem Chirurgen, der die Gefangenen rasierte und ihnen das Haar schnitt, einem Apotheker, einem Kaplan, einem Beichtvater, einem Unterkaplan, vier Schließern, vier Köchen und einer Hebamme; sie alle waren Beamte der Bastille. Hinzu kam der Unterhalt für eine Kompanie Invaliden mit Offizieren und Unteroffizieren.
Gemessen an der Zahl der Gefangenen, war dieser Aufwand gewaltig. Im Jahre 1782 waren es zehn Gefangene, im Mai 1788 siebenundzwanzig, im Dezember 1788 und im Februar 1789 waren es neun, und am 14. Juli 1789 waren es sieben. Seit Jahren standen die meisten Zellen leer.
Es gab längst genaue Pläne und Gutachten, wie die Bastille am besten abzureißen wäre. Eines dieser Gutachten hatte ihr letzter Gouvemeur ausgearbeitet, der Marquis de Launay, der am 14. Juli auf scheußliche Weise ums Leben kam.
Ursprünglich war die Bastille keineswegs ein Gefängnis. Sie gehörte zu den Pariser Festungsbauten, die im 14. Jahrhundert zum Schutz gegen die Engländer angelegt wurden. Im Jahre 1370, mitten im Hundertjährigen Krieg, wurde der Grundstein gelegt…
Hier gibt es den gesamten Text, wie die Bastille erst im 17. Jahrhundert zum Gefängnis wurde, zur Zeit Kardinal Richelieus. Doch war sie ein Gefängnis für vornehme Staats-gefangene.
Quelle: criticomblog.wordpress.com vom 21.01.2013
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Ich habe in den letzten Jahren vorallendingen eines gemerkt.
Es gilt grundsätzlich erstmal alles in Frage zu stellen, aufgrund der unglaublich hohen Anzahl an vorhandenen Unwahrheiten in der offiziellen Geschichtsschreibung.
Wie sang Pink Floyd nochmal : We dont need your Education……..just another brick in the wall.
Wie wahr, wie wahr
Heil und Licht Euch allen
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