Die US-Armee hat in den fünfziger und sechziger Jahren die Bevölkerung von St. Louis mit giftigen, möglicherweise auch radioaktiven Chemikalien besprüht. Das englische Boulevardblatt Daily Mail wartete mit einer ungeheuerlichen Enthüllungsstory auf: ein für diese Zeitung ungewohnt langer Artikel mit reichhaltigem Bildmaterial dokumentiert einer breiten Öffentlichkeit, dass die Streitkräfte der USA in den Jahren 1953 bis 1954, und dann noch einmal von 1963 bis 1965 Städte in den USA mit giftigen Chemikalien besprüht haben.
St. Louis ist die Hauptstadt des US-Bundesstaates Missouri und die Bewohner dieser Stadt sind in besonderem Ausmaß den kalkulierten Vergiftungen ausgesetzt gewesen. Mitarbeiter der US-Armee postierten sich auf Dächern von Schulen und anderen öffent-lichen Gebäuden.
Mithilfe von Kompressoren sprühten sie sodann einen chemischen Cocktail in die Luft, der zum größten Teil aus Kadmiumzinksulfiden besteht. Diese Substanz kommt als Leuchtfarbe zum Einsatz und wirkt fluoreszierend. Wer die Herrschaften fragte, was sie da machten, bekam zur Antwort, man bringe Wolken aus, um im Ernstfall die Bewohner vor Angriffen der Russen zu schützen.
Doch Professor Lisa Martino-Taylor ist überzeugt, dass in dem Mix auch noch radio-aktive Partikel enthalten gewesen sein müssen:
„Es gibt eine Menge Beweise, die belegen, dass die Bevölkerung von St. Louis, und ganz besonders die Bewohner der Minderheitenviertel, militärischen Tests unterzogen wurden, die in Verbindung mit einem größeren radiologischen Waffenexperiment stehen.“
Martino-Taylor ist Soziologie-Professorin am St. Louis Community College. Im Dezember 2011 hat sie ihre Dissertation vorgelegt, in der sie die Besprühungsaktionen in St. Louis durch die Streitkräfte auf über 800 Seiten dokumentiert hat. Aufmerksam wurde Martino-Taylor auf diese Aktionen durch zwei Nachbarinnen.
Die eine Nachbarin litt unter Hirntumor, die andere unter Brustkrebs. Und beide sahen die Ursache ihrer Erkrankung darin, dass sie als Kinder auf dem Schulhof von diesen Sprühmixturen getroffen worden sind.
Frau Martino-Taylor stellte fest, dass es 1994 im US-Kongress eine Anhörung zu jenen Ereignissen gegeben hat. Senator Richard Gephardt konnte jedoch keine neuen Er-kenntnisse gewinnen. Martino-Taylor hatte sich mit Hilfe des Freedom of Information Act, der die Freigabe von geheimen Dokumenten nach einer gewissen Zeitdauer er-möglicht, Zugang zu Dokumenten über die Sprühaktionen verschaffen können.
Aufgrund dieser Dokumente ergibt sich jetzt ein klares Bild: Seit der Regierungs-übernahme durch Präsident Dwight D. Eisenhower wurden die USA selber zu einem Experimentierfeld für chemische Kriegsführung. Es ging darum, chemische Attacken auf Städte in der Sowjetunion in Städten der USA zu erproben.
Die US-Städte sollten entsprechenden Städten in der UdSSR klimatisch ähneln. Ins Fadenkreuz der Militärstrategen gerieten unter anderem: Oklahoma City, Kansas City, Omaha, ja sogar das kanadische Winnipeg. Die Sprühaktionen erhielten die schönen Codenamen: Green Mist (grüner Nebel), Red Cloud (rote Wolke) oder auch: Rapid Tan (schnelle Bräune).
Man entschied sich, wie die Dissertation von Martino-Taylor zeigt, für St. Louis und Minneapolis, denn beide „entsprachen der gewünschten Sommertemperatur“. Die Sprühaktionen in Minneapolis trafen auch Schüler einer Grundschule, bei denen später ungewöhnlich oft Missgeburten oder Totgeburten registriert wurden.
Nun kommt aber zu den Komponenten der chemischen Kriegsführung noch eine rassistische sowie eine antisoziale Komponente hinzu. Denn Mitglieder der schwarzen und hispanischen Community in armen Wohngebieten wurden einer besonders heftigen Besprühung durch die Leuchtstoffgase ausgesetzt.
Am Rand von St. Louis befand sich damals eine Wohnanlage mit 10.000 Einwohnern, hauptsächlich von sozial benachteiligten Minderheiten bewohnt. Von den Bewohnern waren 70% unter zwanzig Jahre alt. Chemische Analysen können in diesen armseligen Mietskasernen nicht mehr durchgeführt werden, denn die Regierung verfügte 1972 den Abriss der Trabantenstadt.
Auch andere Städte der USA wurden von den Chemiekriegern nicht verschont. Im texanischen Corpus Christi brachten Flugzeuge die gefährlichen Chemikalien aus. Die US-Streitkräfte beobachteten im Laufe der nächsten Zeit die weitere Ausbreitung der Leuchtstoffe.
Professor Martino-Taylor stellt die Menschenversuche an den eigenen Bürgern in den Zusammenhang mit einer ganzen Bandbreite von damals neuartigen Kampfmitteln wie LSD, Folter, Hypnose oder auch Radioaktivität in geringeren Dosierungen. Sie nennt das Konglomerat von Dr. Seltsams der verschiedenen Fakultäten die Manhattan-Rochester-Koalition.
Im Manhattan-Projekt wurde die amerikanische Atombombe entwickelt. Und im Städt-chen Rochester im US-Bundesstaat New York trafen sich nach dem Zweiten Weltkrieg US-amerikanische Eliteforscher, um die ganze Bandbreite der neuen potenziellen Waffenoptionen zu besprechen.
Der ausgebrachte Sprühmix wurde unter anderem von der Firma US Radium geliefert. Diese Firma ist mittlerweile abgewickelt worden. US Radium wurde von ehemaligen Mitarbeitern verklagt, weil sie radioaktiven Substanzen bei der Herstellung von fluoreszierenden Farben ausgesetzt waren und davon krank wurden.
Eigentlich ist die Doktorarbeit von Martino-Taylor eine soziologische Fallstudie. Es geht um die Frage, wie es möglich ist, dass normale Menschen mit ethischen Grundsätzen bereit sind, ihren unschuldigen Mitbürgern ohne innere Probleme schweren gesund-heitlichen Schaden zuzufügen. Jetzt jedoch, ein Dreivierteljahr nach Veröffentlichung der Dissertation, schlagen die Berichte über die skandalösen Menschenversuche immer höhere Wellen. Abgeordnete des Parlaments von Missouri baten die US-Armee um genauere Einzelheiten. Senatorin Claire McCaskill forderte vom Staatssekretär für die Armee John McHugh Aufklärung.
Quellen: Daily Mail/heise.de vom 01.10.2012
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Wie krank muss das Gehirn sein die eigenen Leute zu vergiften und deren Tod in Kauf zu nehmen. Diese machthungrigen Politiker gehörten selbst in ein Giftfass gesteckt.